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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0123

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Eine indische Rätselaufgabe bei Sophokles. 109
niemand außer Daidalos imstande sein werde, die Aufgabe zu lösen
Der König von Kamikos, Kokalos, bei dem sich Daidalos verborgen
hält, verspricht es und übergibt ihm die Muschel. Daidalos aber
befestigt den Faden an einer Ameise, durchbohrt die Muschel und
läßt die Ameise (mit dem Faden) hin durchwehen. Da erkennt Minos,
daß Daidalos im Lande sein müsse, und verlangt dessen Ausliefe-
rung. Kokalos verspricht auch, ihn herauszugeben; aber die Töchter
des Kokalos töten den Minos im Bade.1
Die Hypothesis der Kaphuoc steht in einem bei dem falschen
Zenobios erhaltenen Fragment (IV 92; aus Apollodors Bibliothek
S. 178 Wagner), wo bereits Valckenaer sehr glücklich öiä tov
7.oyXiov livov) ölelqclv'cl für das handschriftliche dtei^ctviL eingesetzt
hatte.2 3 Nauck hat danach das von Athenaeus III 86 D überlieferte
Fragment der Kauiv-ioi, das aus dem Dialog des Minos mit einer
der Töchter des Kokalos stammt, wie folgt hergestellt:
cckiag OTQC'ßfäov Ttjode, livvov, ei tlvci
dvvciiped'’ ev^eiv (pg dieioecev Xivov).5
Die List, die Minos anwendet, um den Daidalos zu entdecken
— die Stellung einer Aufgabe, von der er glaubt, daß sie nur Dai-
dalos lösen könne, ist eigentümlich undv dürfte auf griechischem
Boden nur zwei Parallelen haben: einmal in der skyrischen Lokal-
sage4 von dem als Mädchen verkleideten Achilleus, den der als
Kaufmann verkappte Odysseus daran erkennt, daß er nicht wie die
Töchter des Lykomedes nach SchmuckiSichen, sondern nach Waffen
greift. Näher steht die von Sophokles in den Mavreig und von
Euripides im HoMtdog behandelte Sage5, wonach Minos, um zu

1) C.Robert, Artikel .Daidalos' in Pauly-Wissowas Realenzyklopädie IV 2001
(den Hinweis auf diesen Artikel und somit die Bekanntschaft mit der Rätselaufgabe
des Minos verdanke ich der Güte des Herrn Prof. Joh. Bolte). Vgl. auch Weicker,
Die griechischen Tragödien 1 431 ff., namentlich S. 435f. R. Wagner. Epitoma
Vaticana p. 132.
2) , Qui per cochleam filum lineum transj leeret' Valckenaer bei Gais-
ford, Paroemiographi Graeci p. 336. Andreas Schutt in seiner Zenobiosausgabe
(1612) hatte noch übersetzt: qui testudinis funem ostender et.
3) Tragicorum Graecorum Fragmenta 2 p. 201, frg. 301. In sein Hand-
exemplar der Tragikerfragmente (ed. I. Soph. frg. 302), das auf der Hallischen
Universitätsbibliothek aufbewahrt wird, hat Bergk am Rande die Ergänzung o?
ai /.tvov eingetragen.
4) Vgl. C. Robert, Die Marathonschlacht in der Poikile (XVIII. Hallisches
Winckelinannsprogramm) S. 66.
5) Auf diese Sage hat mich Robert aufmerksam gemacht.
 
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