Das Nagan - Alphabet bei Jean Chardin; das bengalische Alphabet bei G. J. Kehr. 13
Anschluß an meine früheren Ausführungen über H. Roths Elementa
linguae Hanscret- bei A. Kircher soll hier auch auf die Nägarlbuch-
staben in Chardins Voyages en Ferse et autres lieux de l’Orient
hingewiesen werden. Soweit ich sehe, ist die Tatsache, daß Chardin
die Nägaribuchstaben gibt, wenig oder gar nicht beachtet und jetzt
ganz vergessen worden. Die Orientalisten des achtzehnten Jahr-
hunderts, die sich für die orientalischen Schriftgattungen interessier-
ten und auch mit den indischen Schriftzeichen mehr oder weniger
vertraut waren, wie z. B. Theophilus Siegfried Bayer, scheinen Char-
dins Mitteilung nicht zu kennen. Ferner schreibt Adelung in seinem
,Versuch einer Literatur der Sanskrit-Sprache‘ (1830) S. 47, man
finde das Sanskrit-Alphabet bei A. Kircher, bei David Mill und
anderen; den Namen Chardins erwähnt er nicht. Der Grund, wes-
halb man Chardins Mitteilung nicht beachtet hat, ist nicht weit zu
suchen: Chardin gibt das Nägari-Alphabet für ein Alphabet der
Gebern in Persien aus, für ein Alphabet, das von den Gebern
gebraucht werde. Er sagt nämlich in seiner Reisebeschreibung1:
J’ai insere dans cet ouvrage, pour la satisfaction des Curieux, un
Alphabet de ces an eiens Perses, ou Guebres, en grandes et petites
Lettres. C’est la Figure T (= Tafel LXX in allen mir zugänglichen
Ausgaben). Tatsächlich gibt er aber auf dieser Tafel nicht nur die
persischen Buchstaben, die übrigens wenig Raum einnehmen, son-
dern auch die Nägaribuchstaben. Daß dies die Buchstaben der Inder,
der Brahmanen, sind, hat Chardin meines Wissens nirgends aus-
gesprochen.2 Hat er die Buchstaben während seines Aufenthaltes in
Indien von einem Parsen erhalten? Wie dem auch sei: er gibt die
Nägarischriftzeichen vollständig mit Ausnahme der Anfangsvokale.
Er lehrt jedoch, wie die Vokale in Verbindung mit vorausgehenden
Konsonanten geschrieben werden, und zwar in folgender Weise:
efi Dfi <1 cK [lies: qj:] q3 qy [so!]
fq^q^qqqY^1tq:qqTf’r’ft’r’T*i’fb
1) Band III, S. 119 in der Quartausgabe von 1711 = II, 168 in der Aus-
gabe von 1735; bei Langles Band VIII, S. 324.
2) Über die Sprache der Brahmanen äußert Chardin in der Vorrede zur
ersten Ausgabe des ersten Teiles seiner Reisen (1686): Je n’ai rien ecrit des Indes,
parce que je n’y ai demeure que cinq ans, et que je ne savois que les langues
vulgaires qui sont l’indien et le persan, sans avoir rien appris de la langue des
Brahmanes, l’organe propre et necessaire pour parvenir ä la connois-
sance de la sagesse et de l’antiquite des Indiens.
3) und q sind verwechselt worden, wie so häufig in Handschriften.
Siehe Whitney, Sanskrit Grammar, § 61.
Anschluß an meine früheren Ausführungen über H. Roths Elementa
linguae Hanscret- bei A. Kircher soll hier auch auf die Nägarlbuch-
staben in Chardins Voyages en Ferse et autres lieux de l’Orient
hingewiesen werden. Soweit ich sehe, ist die Tatsache, daß Chardin
die Nägaribuchstaben gibt, wenig oder gar nicht beachtet und jetzt
ganz vergessen worden. Die Orientalisten des achtzehnten Jahr-
hunderts, die sich für die orientalischen Schriftgattungen interessier-
ten und auch mit den indischen Schriftzeichen mehr oder weniger
vertraut waren, wie z. B. Theophilus Siegfried Bayer, scheinen Char-
dins Mitteilung nicht zu kennen. Ferner schreibt Adelung in seinem
,Versuch einer Literatur der Sanskrit-Sprache‘ (1830) S. 47, man
finde das Sanskrit-Alphabet bei A. Kircher, bei David Mill und
anderen; den Namen Chardins erwähnt er nicht. Der Grund, wes-
halb man Chardins Mitteilung nicht beachtet hat, ist nicht weit zu
suchen: Chardin gibt das Nägari-Alphabet für ein Alphabet der
Gebern in Persien aus, für ein Alphabet, das von den Gebern
gebraucht werde. Er sagt nämlich in seiner Reisebeschreibung1:
J’ai insere dans cet ouvrage, pour la satisfaction des Curieux, un
Alphabet de ces an eiens Perses, ou Guebres, en grandes et petites
Lettres. C’est la Figure T (= Tafel LXX in allen mir zugänglichen
Ausgaben). Tatsächlich gibt er aber auf dieser Tafel nicht nur die
persischen Buchstaben, die übrigens wenig Raum einnehmen, son-
dern auch die Nägaribuchstaben. Daß dies die Buchstaben der Inder,
der Brahmanen, sind, hat Chardin meines Wissens nirgends aus-
gesprochen.2 Hat er die Buchstaben während seines Aufenthaltes in
Indien von einem Parsen erhalten? Wie dem auch sei: er gibt die
Nägarischriftzeichen vollständig mit Ausnahme der Anfangsvokale.
Er lehrt jedoch, wie die Vokale in Verbindung mit vorausgehenden
Konsonanten geschrieben werden, und zwar in folgender Weise:
efi Dfi <1 cK [lies: qj:] q3 qy [so!]
fq^q^qqqY^1tq:qqTf’r’ft’r’T*i’fb
1) Band III, S. 119 in der Quartausgabe von 1711 = II, 168 in der Aus-
gabe von 1735; bei Langles Band VIII, S. 324.
2) Über die Sprache der Brahmanen äußert Chardin in der Vorrede zur
ersten Ausgabe des ersten Teiles seiner Reisen (1686): Je n’ai rien ecrit des Indes,
parce que je n’y ai demeure que cinq ans, et que je ne savois que les langues
vulgaires qui sont l’indien et le persan, sans avoir rien appris de la langue des
Brahmanes, l’organe propre et necessaire pour parvenir ä la connois-
sance de la sagesse et de l’antiquite des Indiens.
3) und q sind verwechselt worden, wie so häufig in Handschriften.
Siehe Whitney, Sanskrit Grammar, § 61.