Indische Märchen aus den Lettres edifiantes et curieuses. 147
1214—19. Die von Beuchet nur kurz mitgeteilte Geschichte findet
man in ausführlicher Fassung bei Graul S. 1218. Die beiden be-
freundeten Kaufleute heißen hier Tuschtaputti und Supatti.1
Der Brief Bouchets, der die Geschichte aus dem Pantschatantra
enthält, trägt kein Datum. Dieses läßt sich jedoch leicht bestimmen.
Der Brief ist an den Pater Baltus gerichtet und bezieht sich auf
dessen Buch: Reponse ä l’histoire des oracles de Mr. de Fontenelle,
das in Straßburg 1707 erschien. Andererseits steht fest, daß der
Brief nicht in Indien, sondern in Europa verfaßt ist2, wo sich
Bouchet von 1706 —1709 auf hielt. Mithin dürfte der Brief im Jahre
1708 geschrieben sein.
Unter den ,Erbaulichen Briefen1 nehmen Bouchets Briefe eine
hervorragende Stellung ein. Zahlreich sind Bouchets Mitteilungen
aus den indischen Epen, aus den Puränas usw., d. h. aus den tamu-
lischen Bearbeitungen dieser Werke. So erzählt er die Geschichte3
von Indras Ehebruch mit Gautamas Gattin Ahalyä (Lettres ed. 12,
222). Das ist dieselbe Geschichte, die Tokio oben 15, 369 aus dem
Rämäyana angeführt hat. Bouchet ist, wies scheint, der erste, dem
die Ähnlichkeiten zwischen der indischen Hariscandra-Sage und der
biblischen Geschichte von Fliob auffielen.4
Zwei Geschichten, die auf ein allgemeineres Interesse Anspruch
erheben können und die deshalb hier im Wortlaut mitgeteilt werden
1) So! Lies: Supatti. Zu den Namensformen vgl. Joh. Hertel, Uber das
Tanträkhyäyika, Leipzig. 1904, S. 113, 8; und die aus dem Telugu übersetzte (?)
Geschichte von Durbuddhi und Subuddhi im Indian Antiquary 26, 55, Nr. 11.
2) Vgl. Bouchets Äußerungen in den Lettres edifiantes 11, 44. 12, 170
Müllbauer, Geschichte der katholischen Missionen in Ostindien S. 249. 269. Es
ist wahrscheinlich, daß Bouchet die Geschichte von den zwei Kaufleuten aus dem
Gedächtnis mitgeteilt hat, da er fern von Indien weilte, als er den Brief an den
Pater Baltus schrieb.
3) Vgl. Emilio Teza, Atti del R. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti
58, 2, 254. Auch der deutsche Missionar B. Ziegenbalg, ein Zeitgenosse Bouchets,
erzählt die Geschichte vom Ehebruch des Indra mit der Frau eines , Propheten1;
siehe: Beschreibung der Religion und heiligen Gebräuche der malabarischen Hin-
dous, Berlin 1791, S. 229 = Ziegenbalg, Genealogie der malabarischen Götter
ed. Germann 1867 S. 206.
4) Lettres edifiantes 11, 31. Vgl. Weber, Indische Studien 15, 414 (wozu
ich bemerke, daß eine Schrift des Missionars Bouchet ‘The religious ceremonies
and customs of the various nations' nicht existiert). Der erste Europäer, der die
Hariscandra-Sage kurz mitgeteilt hat, ist meines Wissens der unbeschuhte Karme-
liter Vincenzo Maria di S. Caterina da Siena (Viaggio all’ Indie Orientali, Roma
1672, p. 266. 267. 278).
10*
1214—19. Die von Beuchet nur kurz mitgeteilte Geschichte findet
man in ausführlicher Fassung bei Graul S. 1218. Die beiden be-
freundeten Kaufleute heißen hier Tuschtaputti und Supatti.1
Der Brief Bouchets, der die Geschichte aus dem Pantschatantra
enthält, trägt kein Datum. Dieses läßt sich jedoch leicht bestimmen.
Der Brief ist an den Pater Baltus gerichtet und bezieht sich auf
dessen Buch: Reponse ä l’histoire des oracles de Mr. de Fontenelle,
das in Straßburg 1707 erschien. Andererseits steht fest, daß der
Brief nicht in Indien, sondern in Europa verfaßt ist2, wo sich
Bouchet von 1706 —1709 auf hielt. Mithin dürfte der Brief im Jahre
1708 geschrieben sein.
Unter den ,Erbaulichen Briefen1 nehmen Bouchets Briefe eine
hervorragende Stellung ein. Zahlreich sind Bouchets Mitteilungen
aus den indischen Epen, aus den Puränas usw., d. h. aus den tamu-
lischen Bearbeitungen dieser Werke. So erzählt er die Geschichte3
von Indras Ehebruch mit Gautamas Gattin Ahalyä (Lettres ed. 12,
222). Das ist dieselbe Geschichte, die Tokio oben 15, 369 aus dem
Rämäyana angeführt hat. Bouchet ist, wies scheint, der erste, dem
die Ähnlichkeiten zwischen der indischen Hariscandra-Sage und der
biblischen Geschichte von Fliob auffielen.4
Zwei Geschichten, die auf ein allgemeineres Interesse Anspruch
erheben können und die deshalb hier im Wortlaut mitgeteilt werden
1) So! Lies: Supatti. Zu den Namensformen vgl. Joh. Hertel, Uber das
Tanträkhyäyika, Leipzig. 1904, S. 113, 8; und die aus dem Telugu übersetzte (?)
Geschichte von Durbuddhi und Subuddhi im Indian Antiquary 26, 55, Nr. 11.
2) Vgl. Bouchets Äußerungen in den Lettres edifiantes 11, 44. 12, 170
Müllbauer, Geschichte der katholischen Missionen in Ostindien S. 249. 269. Es
ist wahrscheinlich, daß Bouchet die Geschichte von den zwei Kaufleuten aus dem
Gedächtnis mitgeteilt hat, da er fern von Indien weilte, als er den Brief an den
Pater Baltus schrieb.
3) Vgl. Emilio Teza, Atti del R. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti
58, 2, 254. Auch der deutsche Missionar B. Ziegenbalg, ein Zeitgenosse Bouchets,
erzählt die Geschichte vom Ehebruch des Indra mit der Frau eines , Propheten1;
siehe: Beschreibung der Religion und heiligen Gebräuche der malabarischen Hin-
dous, Berlin 1791, S. 229 = Ziegenbalg, Genealogie der malabarischen Götter
ed. Germann 1867 S. 206.
4) Lettres edifiantes 11, 31. Vgl. Weber, Indische Studien 15, 414 (wozu
ich bemerke, daß eine Schrift des Missionars Bouchet ‘The religious ceremonies
and customs of the various nations' nicht existiert). Der erste Europäer, der die
Hariscandra-Sage kurz mitgeteilt hat, ist meines Wissens der unbeschuhte Karme-
liter Vincenzo Maria di S. Caterina da Siena (Viaggio all’ Indie Orientali, Roma
1672, p. 266. 267. 278).
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