Indische Märchen aus den Lettres edifiantes et curieuses. 169
S. 323) und in der Reise der Söhne Giaffers S. 62, zumal auch in
diesen Werken der Streit durch einen König in Papageiengestalt
entschieden wird. Einige indische Parallelen, die ich bei den ge-
nannten Gelehrten nicht verzeichnet finde, will ich, zum größten
Teil im Anschluß an die Mitteilungen von Oldenburg in seinen
Buddhistischen Legenden, hier folgen lassen.
Die Geschichte vom Kaufmann und der Hetäre kommt in dem
buddhistischen Werke Mahävastu vor und zwar im Punyavanta-
jätaka (Mahävastu ed. Senart 3, 33, 11 bis 41, 11. Paris 1897).
König Anjana von Benares hat einen Sohn namens Punyavanta
(der Heilige). Seine Kameraden sind die vier Ministersöhne Viryavanta
(der Starke), Silpavanta (der Kunstfertige), Rüpavanta (der Schöne) und
Prajnävanta (der Kluge). Um zu erproben, welche von den ihnen zu-
gehörenden Eigenschaften die besten seien, verlassen die fünf Jünglinge
Benares und begeben sich nach Kampilla. Viryavanta zieht einen wert-
vollen Sandelholzstamm aus dem Ganges. Silpavanta erweist sich als
überaus geschickt im Saitenspiel; er vermag seiner Laute noch die
schönsten Töne zu entlocken, nachdem er von den sieben Saiten sechs
entfernt hat.1 Rüpavanta erwirbt sich die Liebe einer sehr reichen Hetäre.
Prajnävanta entscheidet den Streit zwischen einem Kaufmann und einer
Hetäre, indem er dieser das Geld, das sie verlangt, in einem Spiegel zeigen
läßt und sie auffordert, das Spiegelbild (pratibimba) zu nehmen.2 Punya-
vanta gewinnt die Tochter des Brahmadatta, des Königs von Kampilla,
und wird von diesem, der alt ist und keinen Sohn hat, zum König
eingesetzt.
Eine Analyse des Punyavantajätaka findet man bei Räjen-
draläla Mitra, The Sanskrit Buddhist Literature of Nepal, Calcutta
1882, p. 146 —148 (Story of Punyavanta and bis friends). — Eine
tibetische Rezension des Punyavantajätaka ist das Punyabalävadäna,
von dem Schiefner bei Benfey, Pantschatantra 2, 535 — 537 einen
Auszug gegeben hat. Hier wird indessen von dem ,mit Ein-
sicht ausgestatteten1 Jüngling nur gesagt, daß er sich an zwei Kauf-
herren anschließt, mit denen er reich wird (Benfey 2, 536). Da-
nach scheint die Geschichte vom Kaufmann und der Hetäre im
Punyabalävadäna nicht vorzukommen. — Aus dem Mahävastu oder
1) Oldenburg, Buddhistische Legenden S. 79 verweist hierzu auf das Gut-
tilajätaka (Jätaka ed. Fausböll 2, 248 — 57).
2) So nach dem Original. Senart (T. 3, Introduction p. VII) gibt folgende
Analyse der Stelle: Prajnävanta s’attire l’admiration generale et de larges presents
par un jugement ingenieux: il fait payer du son de l’or la courtisane, dont le
fils du marchand n’a goüte les faveurs qu’en reve. —• Wohl ein Versehen Senarts.
S. 323) und in der Reise der Söhne Giaffers S. 62, zumal auch in
diesen Werken der Streit durch einen König in Papageiengestalt
entschieden wird. Einige indische Parallelen, die ich bei den ge-
nannten Gelehrten nicht verzeichnet finde, will ich, zum größten
Teil im Anschluß an die Mitteilungen von Oldenburg in seinen
Buddhistischen Legenden, hier folgen lassen.
Die Geschichte vom Kaufmann und der Hetäre kommt in dem
buddhistischen Werke Mahävastu vor und zwar im Punyavanta-
jätaka (Mahävastu ed. Senart 3, 33, 11 bis 41, 11. Paris 1897).
König Anjana von Benares hat einen Sohn namens Punyavanta
(der Heilige). Seine Kameraden sind die vier Ministersöhne Viryavanta
(der Starke), Silpavanta (der Kunstfertige), Rüpavanta (der Schöne) und
Prajnävanta (der Kluge). Um zu erproben, welche von den ihnen zu-
gehörenden Eigenschaften die besten seien, verlassen die fünf Jünglinge
Benares und begeben sich nach Kampilla. Viryavanta zieht einen wert-
vollen Sandelholzstamm aus dem Ganges. Silpavanta erweist sich als
überaus geschickt im Saitenspiel; er vermag seiner Laute noch die
schönsten Töne zu entlocken, nachdem er von den sieben Saiten sechs
entfernt hat.1 Rüpavanta erwirbt sich die Liebe einer sehr reichen Hetäre.
Prajnävanta entscheidet den Streit zwischen einem Kaufmann und einer
Hetäre, indem er dieser das Geld, das sie verlangt, in einem Spiegel zeigen
läßt und sie auffordert, das Spiegelbild (pratibimba) zu nehmen.2 Punya-
vanta gewinnt die Tochter des Brahmadatta, des Königs von Kampilla,
und wird von diesem, der alt ist und keinen Sohn hat, zum König
eingesetzt.
Eine Analyse des Punyavantajätaka findet man bei Räjen-
draläla Mitra, The Sanskrit Buddhist Literature of Nepal, Calcutta
1882, p. 146 —148 (Story of Punyavanta and bis friends). — Eine
tibetische Rezension des Punyavantajätaka ist das Punyabalävadäna,
von dem Schiefner bei Benfey, Pantschatantra 2, 535 — 537 einen
Auszug gegeben hat. Hier wird indessen von dem ,mit Ein-
sicht ausgestatteten1 Jüngling nur gesagt, daß er sich an zwei Kauf-
herren anschließt, mit denen er reich wird (Benfey 2, 536). Da-
nach scheint die Geschichte vom Kaufmann und der Hetäre im
Punyabalävadäna nicht vorzukommen. — Aus dem Mahävastu oder
1) Oldenburg, Buddhistische Legenden S. 79 verweist hierzu auf das Gut-
tilajätaka (Jätaka ed. Fausböll 2, 248 — 57).
2) So nach dem Original. Senart (T. 3, Introduction p. VII) gibt folgende
Analyse der Stelle: Prajnävanta s’attire l’admiration generale et de larges presents
par un jugement ingenieux: il fait payer du son de l’or la courtisane, dont le
fils du marchand n’a goüte les faveurs qu’en reve. —• Wohl ein Versehen Senarts.