Das Dacli über einem Sterbenden abdecken.
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Teil einer älteren, übrigens namhaft gemachten Quelle entstammen)
oben 11, 272 ff.
Ich habe noch von dem Abdecken des Daches über einem
Kranken, der nicht sterben kann, zu handeln. Liebrecht zu Ger-
vasius S. 246 Nr. 332 verweist auf Grimm, Myth.1, Deutscher Aber-
glaube nr. 439. 721. Die erste dieser Stellen stammt aus der Chem-
nitzer Rockenphilosophie und lautet: ,Kann ein Todkranker nicht
sterben, so soll man den Tisch verrücken, oder eine Schindel
auf dem Dach umwenden1. Die zweite Stelle lautet: ,Kann einer
nicht sterben, so darf man nur drei Ziegel im Dach aufheben1
(aus dem Ansbachischen). Man vergleiche zu diesen Stellen Grimm,
Myth.2 S. 1070. 1133. Mehr geben Wuttke, Der deutsche Volks-
aberglaube2 § 724 und von Negelein, oben 11, 270. Kann jemand
nicht sterben, so steigt man aufs Hausdach und dreht eine Schindel
um (,früher in Gera1). Auch das Stellen des Bettes unter den Haus-
first (Glarus) oder unter den Hauptbalken der Stube (Vogtland) wird
hierher zu ziehen sein. Das Öffnen des Daches soll auch in China
vorkommen (Bastian bei Tylor, Anfänge 1, 447; siehe auch Lieb-
recht, Zur Volkskunde S. 372). Später trat an die Stelle des Dach-
abdeckens1 das Öffnen der Fenster oder der Tür, ,damit die Seele
hinausfliegen könne1, und zwar insbesondere nach dem Eintritt des
Todes (Wuttke § 725. Grimm, Myth.2 S. 801). Reichliche Nach-
weise2 findet man bei E. H. Meyer, Germanische Mythologie, Berlin
1891, §§ 91. 102. Aber wie derselbe Autor in seinem Badischen
Volksleben S. 582 sagt, öffnet man in Hügelsheim das Fenster auch
beim Herannahen des Todes: und das Öffnen der Dachluke
nach einem Todesfall ist auf dem hohen Schwarzwald Sitte.
Während man in Bayern durch das Öffnen des Fensters oder
durch das Abdecken einiger Dachschindeln einem Menschen das
Sterben zu erleichtern glaubt, kann, umgekehrt, in Devonshire
1) Vgl. namentlich Liebrecht, Zur Volkskunde S. 372. 426; von Negelein,
oben 11, 270.
2) [Sebillot, Le paganisme contemporain 1908 p. 176 verweist noch auf
Motivier, De l’agriculture des Landes 1839 p. 427; Soc. arch. de Bordeaux 1888,
1. fase.; Revue des trad. pop. 6, 154. Sebillot gibt p. 167f. eine instruktive Über-
sicht über die Bräuche, welche den Todeskampf abkürzen sollen; für das Öffnen
der Fenster und Türen führt er außer Grimm und Thorpe an Folk-lore 18, 215f.
(1907); W. Gregor, Notes on the folk-lore of the north-east ofScotland 1881
p. 206; Rhys, Celtic folk-lore 1901 2, 601; Pedroso, Superstipöes populäres nr. 124
(1880); Amalfi, La culla, il talamo e ]a tomba nel Napoletano 1892 p. 59.]
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Teil einer älteren, übrigens namhaft gemachten Quelle entstammen)
oben 11, 272 ff.
Ich habe noch von dem Abdecken des Daches über einem
Kranken, der nicht sterben kann, zu handeln. Liebrecht zu Ger-
vasius S. 246 Nr. 332 verweist auf Grimm, Myth.1, Deutscher Aber-
glaube nr. 439. 721. Die erste dieser Stellen stammt aus der Chem-
nitzer Rockenphilosophie und lautet: ,Kann ein Todkranker nicht
sterben, so soll man den Tisch verrücken, oder eine Schindel
auf dem Dach umwenden1. Die zweite Stelle lautet: ,Kann einer
nicht sterben, so darf man nur drei Ziegel im Dach aufheben1
(aus dem Ansbachischen). Man vergleiche zu diesen Stellen Grimm,
Myth.2 S. 1070. 1133. Mehr geben Wuttke, Der deutsche Volks-
aberglaube2 § 724 und von Negelein, oben 11, 270. Kann jemand
nicht sterben, so steigt man aufs Hausdach und dreht eine Schindel
um (,früher in Gera1). Auch das Stellen des Bettes unter den Haus-
first (Glarus) oder unter den Hauptbalken der Stube (Vogtland) wird
hierher zu ziehen sein. Das Öffnen des Daches soll auch in China
vorkommen (Bastian bei Tylor, Anfänge 1, 447; siehe auch Lieb-
recht, Zur Volkskunde S. 372). Später trat an die Stelle des Dach-
abdeckens1 das Öffnen der Fenster oder der Tür, ,damit die Seele
hinausfliegen könne1, und zwar insbesondere nach dem Eintritt des
Todes (Wuttke § 725. Grimm, Myth.2 S. 801). Reichliche Nach-
weise2 findet man bei E. H. Meyer, Germanische Mythologie, Berlin
1891, §§ 91. 102. Aber wie derselbe Autor in seinem Badischen
Volksleben S. 582 sagt, öffnet man in Hügelsheim das Fenster auch
beim Herannahen des Todes: und das Öffnen der Dachluke
nach einem Todesfall ist auf dem hohen Schwarzwald Sitte.
Während man in Bayern durch das Öffnen des Fensters oder
durch das Abdecken einiger Dachschindeln einem Menschen das
Sterben zu erleichtern glaubt, kann, umgekehrt, in Devonshire
1) Vgl. namentlich Liebrecht, Zur Volkskunde S. 372. 426; von Negelein,
oben 11, 270.
2) [Sebillot, Le paganisme contemporain 1908 p. 176 verweist noch auf
Motivier, De l’agriculture des Landes 1839 p. 427; Soc. arch. de Bordeaux 1888,
1. fase.; Revue des trad. pop. 6, 154. Sebillot gibt p. 167f. eine instruktive Über-
sicht über die Bräuche, welche den Todeskampf abkürzen sollen; für das Öffnen
der Fenster und Türen führt er außer Grimm und Thorpe an Folk-lore 18, 215f.
(1907); W. Gregor, Notes on the folk-lore of the north-east ofScotland 1881
p. 206; Rhys, Celtic folk-lore 1901 2, 601; Pedroso, Superstipöes populäres nr. 124
(1880); Amalfi, La culla, il talamo e ]a tomba nel Napoletano 1892 p. 59.]