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1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST
Nr. 1.
2d
ristischen Mittel. Diese vier Seitenschiffjoche,
in welchen diese Fenster liegen, stammen aus
der Bauperiode von 1483 bis 1492.x)
Die 2 folgenden
Seitenschiffjoche u.
das daranstofsende
nördliche Chörchen
wurden in den Jah-
ren 1308 bis 1389
erbaut. Das 5. hier
ebenfalls (nebenst.)
abgebildete Seiten-
schiff-Fenster zeigt
Eigenschaften, wel-
che auf ein höheres
Alter hinweisen, als
die im Vorhergehen-
den besprochenen 4
anderenFenster. Ein
grofser architekto-
nischer Aufbau bil-
det, alle sechsFächer
des dreitheiligen
Fensters füllend, den
Rahmen für drei
grofse Heiligenfigu-
ren, welche St. Al-
bertus magnus, St.
Barbara, St. Johan-
nes Bapt. und unter
diesen 3 Donatoren-
Kanoniker Xantens,
in kleinerem Mafs-
stabe darstellen. In
der ganz weifsen
Architektur treten
neben dem Kiel-
bogen rundbogig ge-
schlossene Fenster-
öffnungen auf. Das
ornamentale Blatt-
werk an Kapital,
Krabben, Kreuz-
blumen ist aus den
Formen des drei-
blätterigen Klee-
blatts gebildet. So-
wohl die grofsen oberen Baldachine, als die
unteren kleinen zeigen perspektivische An- und
') Siehe Stephan Beisse] »Geldwerth und Ar-
beitslohn im Mittelalter«, S. 189.
Einsichten und auch der Sockel, das unterste
Fach füllend, ist in gleicher Weise gebildet. Wie
die Architektur, sind auch die Figuren in weifsem
Glase hergestellt u.
ohne Anwendung
von Silbergelb nur
mit einem grau-
grünlichen Grisail
schattiert. DieTech-
nik ist durchaus ver-
schieden von der-
jenigen des vorher
besprochenen Fen-
sters. Die Konturen
sind mit besonde-
rem Fleifse gezogen,
bald sehr fein, haar-
scharf und dünn, wie
in den Haaren, Ge-
sichtstheilen und
Lichtparthien der
Gewandung, bald
zu gröfserer Breite
und Dunkelheit
anschwellend, um
schon hierin Licht
und Schatten aus-
zudrücken. Der Ton
der Grisaille ist nicht
röthlich, sondern
grünlich-grau. Die-
selbe ist nach der
sorgfältigen Kontu-
rirung stark deckend
aufgetragen u. sind
alsdann die Lichter
mit einem zuge-
spitzten Holz scharf
hineingezogen.
Bald breiter, bald
schmal, aber immer
wie hingeschrieben.
Beim ,,Tode der
Muttergottes" waren
diese Lichter mit
einem Borstpinsel
weicher verschmol-
zen. Zuletzt sind die Schatten breit und weich
hineingemalt. Von einem körnigen rauhen Auf-
trag war nichts zu finden. Der aus sehr flecki-
gem Roth geschnittene und mit schwarzem
Rankenwerk bemalte Hintergrund hinter dem
1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST
Nr. 1.
2d
ristischen Mittel. Diese vier Seitenschiffjoche,
in welchen diese Fenster liegen, stammen aus
der Bauperiode von 1483 bis 1492.x)
Die 2 folgenden
Seitenschiffjoche u.
das daranstofsende
nördliche Chörchen
wurden in den Jah-
ren 1308 bis 1389
erbaut. Das 5. hier
ebenfalls (nebenst.)
abgebildete Seiten-
schiff-Fenster zeigt
Eigenschaften, wel-
che auf ein höheres
Alter hinweisen, als
die im Vorhergehen-
den besprochenen 4
anderenFenster. Ein
grofser architekto-
nischer Aufbau bil-
det, alle sechsFächer
des dreitheiligen
Fensters füllend, den
Rahmen für drei
grofse Heiligenfigu-
ren, welche St. Al-
bertus magnus, St.
Barbara, St. Johan-
nes Bapt. und unter
diesen 3 Donatoren-
Kanoniker Xantens,
in kleinerem Mafs-
stabe darstellen. In
der ganz weifsen
Architektur treten
neben dem Kiel-
bogen rundbogig ge-
schlossene Fenster-
öffnungen auf. Das
ornamentale Blatt-
werk an Kapital,
Krabben, Kreuz-
blumen ist aus den
Formen des drei-
blätterigen Klee-
blatts gebildet. So-
wohl die grofsen oberen Baldachine, als die
unteren kleinen zeigen perspektivische An- und
') Siehe Stephan Beisse] »Geldwerth und Ar-
beitslohn im Mittelalter«, S. 189.
Einsichten und auch der Sockel, das unterste
Fach füllend, ist in gleicher Weise gebildet. Wie
die Architektur, sind auch die Figuren in weifsem
Glase hergestellt u.
ohne Anwendung
von Silbergelb nur
mit einem grau-
grünlichen Grisail
schattiert. DieTech-
nik ist durchaus ver-
schieden von der-
jenigen des vorher
besprochenen Fen-
sters. Die Konturen
sind mit besonde-
rem Fleifse gezogen,
bald sehr fein, haar-
scharf und dünn, wie
in den Haaren, Ge-
sichtstheilen und
Lichtparthien der
Gewandung, bald
zu gröfserer Breite
und Dunkelheit
anschwellend, um
schon hierin Licht
und Schatten aus-
zudrücken. Der Ton
der Grisaille ist nicht
röthlich, sondern
grünlich-grau. Die-
selbe ist nach der
sorgfältigen Kontu-
rirung stark deckend
aufgetragen u. sind
alsdann die Lichter
mit einem zuge-
spitzten Holz scharf
hineingezogen.
Bald breiter, bald
schmal, aber immer
wie hingeschrieben.
Beim ,,Tode der
Muttergottes" waren
diese Lichter mit
einem Borstpinsel
weicher verschmol-
zen. Zuletzt sind die Schatten breit und weich
hineingemalt. Von einem körnigen rauhen Auf-
trag war nichts zu finden. Der aus sehr flecki-
gem Roth geschnittene und mit schwarzem
Rankenwerk bemalte Hintergrund hinter dem