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1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.
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Fig. 6. Südnnsicht mit Wiederherstellung der Ostthürme.
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sein. Die Inkorporation, womit gegen Ueber-
nahme des Pfarrdienstes die Pfarrgüter und Ein-
künfte dem Kloster anheimfielen, mufste natur-
gemäfs zur Folge haben, dafs auch der Pfarr-
gottesdienst, abgesehen von den an die Pfarr-
kirche gebundenen Handlungen, sich mehr und
mehr nach der Klosterkirche verlegte. Dieselbe
dieser gesteigerten Bedeutung würdig zu ge-
stalten, wird in Verbindung mit dem Wunsche,
derselben durch Wölbung auch gröfsere Sicher-
heit zu verleihen, für den Umbau mafsgebend
gewesen sein. Eine Vergröfserung der Kirche
war im Westen durch den Thurm, im Osten
durch die beizubehaltende Krypta behindert.
Indem der Architekt die Wandungen der Flankir-
thürme durchbrach, erreichte er nun in ein-
fachster Weise seinen Zweck. Chor und Quer-
schiff wurden dadurch zu einem einheitlichen
Ganzen zusammengefafst, die räumliche Be-
schränkung des Chores wurde aufgehoben durch
die innige Beziehung, in welche das Querschiff
zu ihm gesetzt und dadurch zur Aufnahme der
Mönche geeigneter gemacht wurde, während das
Langhaus ausschliefslichderGemeinde überlassen
werden konnte. Der Umstand, dafs die Vierung
mit Gewölbe und einem Thurmaufbau versehen
wurde, machte eine
Verstärkung der Pfei-
ler nöthig: dieselbe
ist im Grundrisse der
Krypta durch Schraf-
firunghervorgehoben.
Das Gewölbe der Vie-
rung zeichnet sich
dadurch aus, dafs es
achtfach getheilt ist,
indem auch die Schei-
tellinien der Kappen durch Rippen markirt sind;
dieselben endigen in einem kugelförmigen, herab-
hängenden Schlufssteine. Die Seitenjoche des
Querschiffes und ebenso das Chorquadrat haben
viertheilige Gewölbe; das Gewölbe ist entspre-
chend den fünf hochgelegenen Fenstern der
Apside in fünf Felder gegliedert; die Rippen
setzen auf Diensten auf, die oben rund, unten
im vollen Achteck der Wandfläche vorgelegt sind.
Fig. 7. Architektur der südlichen
Hochwnnd.
1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.
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Fig. 6. Südnnsicht mit Wiederherstellung der Ostthürme.
:.I:::::E":1l:
sein. Die Inkorporation, womit gegen Ueber-
nahme des Pfarrdienstes die Pfarrgüter und Ein-
künfte dem Kloster anheimfielen, mufste natur-
gemäfs zur Folge haben, dafs auch der Pfarr-
gottesdienst, abgesehen von den an die Pfarr-
kirche gebundenen Handlungen, sich mehr und
mehr nach der Klosterkirche verlegte. Dieselbe
dieser gesteigerten Bedeutung würdig zu ge-
stalten, wird in Verbindung mit dem Wunsche,
derselben durch Wölbung auch gröfsere Sicher-
heit zu verleihen, für den Umbau mafsgebend
gewesen sein. Eine Vergröfserung der Kirche
war im Westen durch den Thurm, im Osten
durch die beizubehaltende Krypta behindert.
Indem der Architekt die Wandungen der Flankir-
thürme durchbrach, erreichte er nun in ein-
fachster Weise seinen Zweck. Chor und Quer-
schiff wurden dadurch zu einem einheitlichen
Ganzen zusammengefafst, die räumliche Be-
schränkung des Chores wurde aufgehoben durch
die innige Beziehung, in welche das Querschiff
zu ihm gesetzt und dadurch zur Aufnahme der
Mönche geeigneter gemacht wurde, während das
Langhaus ausschliefslichderGemeinde überlassen
werden konnte. Der Umstand, dafs die Vierung
mit Gewölbe und einem Thurmaufbau versehen
wurde, machte eine
Verstärkung der Pfei-
ler nöthig: dieselbe
ist im Grundrisse der
Krypta durch Schraf-
firunghervorgehoben.
Das Gewölbe der Vie-
rung zeichnet sich
dadurch aus, dafs es
achtfach getheilt ist,
indem auch die Schei-
tellinien der Kappen durch Rippen markirt sind;
dieselben endigen in einem kugelförmigen, herab-
hängenden Schlufssteine. Die Seitenjoche des
Querschiffes und ebenso das Chorquadrat haben
viertheilige Gewölbe; das Gewölbe ist entspre-
chend den fünf hochgelegenen Fenstern der
Apside in fünf Felder gegliedert; die Rippen
setzen auf Diensten auf, die oben rund, unten
im vollen Achteck der Wandfläche vorgelegt sind.
Fig. 7. Architektur der südlichen
Hochwnnd.