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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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325

1892.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

326

bislang allgemein angenommen wurde, in Italien und
Frankreich, sondern mit Vorliebe in Deutschland ihr
Prachtgeräth bestellten.

Ornamente der Holzskulptur von 1450 bis
1820 aus dem königl. bayrischen Nati o nal-
museum zu München. 40 Lichtdrucktafeln mit Text.
Eine chronologisch geordnete SpezialSammlung, welche
in sehr scharfen Abbildungen 800 vortreffliche Holz-
ornamente vorführt. Diese bestehen hauptsächlich in
Architekturstücken, Bekrönungen, Füllungen, Leisten,
Wappenschildchen, Rahmen, Konsolen u. s. w., also
gerade in den Gegenständen, die vom Holzbildhauer
beständig begehrt werden und ihm daher in guten Mo-
dellen zugänglich sein müssen. Ein volles Drittel ver-
tritt den spätgothischen, dermalen für kirchliche Bedürf-
nisse bevorzugten Stil.

Deutsche Goldschmiedekunst des XVI.
Jahrh. 30 Tafeln in reichem Gold-und Farbendruck.
Diesen 122 in vollendeter Technik brillant ausge-
führten Abbildungen von Kleinodien allerersten Ranges
als Anhängern, Armbändern, Halsketten, Fächern, Dol-
chen, Degen, Pokalen, Schalen, Krügen, Leuchtern,
Uhren liegen von ganz hervorragenden Künstlern, vor-
zugsweise vonMielich angefertigte Miniaturen zu Grunde,
die theils als Entwürfe, aber auch als Inventar-Illustra-
tionen des Kleinodienschatzes von Herzog Albrecht I.
von Bayern zu betrachten sind. Sowohl einem auf der
Münchener Staatsbibliothek erhaltenen Schatzverzeich-
nisse, wie einer Reihenfolge von Pergamentblättern im
Besitze des Verfassers entnommen sind sie beredte
Zeugen von der Kunstfertigkeit der bayrischen Miniatur-
maler, Goldschmiede undEmailleure, wie von der Pracht-
liebe der Fürsten in dem zweiten und dritten Viertel des
XVI. Jahrh., zugleich glänzende Vorbilder für das mäch-
tig aufstrebende Goldschmiede-Gewerbe unserer Tage.

Neben diesen kunstgewerblichen Bildwerken mögen
noch folgende von Direktor Dr. von Essen wein in
demselben Verlage herausgegebenen kulturhistori-
schen Veröffentlichungen hier Erwähnung finden:

Kunst- und kulturgeschichtliche Denk-
male des Germanischen National-Museums.
Eine Sammlung von Abbildungen hervorragender Werke
aus sämmtlichen Gebieten der Kultur. 120 Holzschnitt-
tafeln mit 2 Blatt Text. Die in chronologischer Folge
geordneten sehr guten Abbildungen bieten einen vor-
trefflichen Ueberblick über die Entwickelung der (deut-
schen) Kunst vom frühesten Mittelalter bis in die Zeit
des Barockstiles.

Mittelalterliches Hausbuch. Bilderhandschrift
des XV. Jahrh. mit vollständigem Text und facsimi-
lirten Abbildungen. Diese merkwürdige, kurz vorSchlufs
des XV. Jahrh. entstandene Handschrift giebt in ihrem
Text wie in ihren unkolorirten, aber für die Illuminirung
bestimmten (zumal sittengeschichtlich ungemein inter-
essanten) Zeichnungen Belehrung über den ganzen
Umfang des technischen Wissens und Könnens der
damaligen Zeil.

Hans Tirols Holzschnitt, darstellend die Be-
lehnung König Ferdinand's I. mit den österreichischen
Erbländern durch Karl V. auf dem Reichstage zu Augs-
burg am 5. September 1530. Nach dem Original im
Besitz der Stadtgemeinde Nürnberg. 18 Tafeln mit
8 Seiten Originaltext und 4 Seiten Vorrede. Die nur

in diesem (leider arg mitgenommenen) Exemplare er-
haltenen, hier sehr geschickt reproduzirten 18 Tafeln
mit diesem grofsartigen Festspiele setzen sich zu einem
gewaltigen Holzschnitt zusammen. Das Verständnifs
für das merkwürdige Gesammtbild erleichtert der Ver-
fasser durch eine verkleinerte Abbildung, dasjenige der
Einzelgruppen durch eingehende Erläuterungen. A.

Die Oeuvres completes de Mgr. X. Bar-
bier deMontault, deren erste drei Bände in Nr. (i des
laufenden Jahrgangs mit grofser Anerkennung besprochen
wurden, sind inzwischen um drei ebenfalls auf Rom be-
zügliche Bände gewachsen, von denen die beiden ersten
Le droit papal, der folgende die Devotions po-
p u 1 a i r e s behandeln. Während der IV. u. V. Band ihre
archäologischen Traktale vorwiegend dem kanonist i-
schen Gebiete entnehmen, wie diejenigen über die Mefs-
stipendien, die kirchlichen Wappen, den privilegirten Al-
tar, die Abzeichen der Kanoniker, die bischöflichen Visi-
talionsreisen, berühren die archäologischen Themale des
VI. Bandes zumeist das Feld der praktischen Theologie,
bezw. der Lilurgik, insoweit sie sich auf die zahlreichen
in Rom bestehenden Volksandachten beziehen, welche
namentlich den Kultus des allerheiligsten Sakramentes,
der Mutter Gottes und der hl. Reliquien betreffen und
in einer gewaltigen Reihe von Sanktuarien, Ablässen,
Kreuzwegen, sonstigen frommen Uebungen ihren Aus-
druck finden. Was der gelehrte Verfasser über dieses
und vieles Andere zusammengestellt hat, bezeichnet eine
solche Fülle archäologischen Materials, dafs seine Samm-
lung den Werth eines umfassenden Quellenwerkes und
höchst ergiebigen Nachschlagebuches hat.

Im Anschlüsse daran mag hier auf ein anderes
Werk desselben Verfassers die Aufmerksamkeit hinge-
lenkt werden, welches zuerst im Jahre 1878 unter dem
Titel >Traite pratique de la construction de
l'ameublement et de la decoration des eglises
Selon les regles canoniques et les traditions romaines
avec un appendice sur le Costume ecclesiastique« in
zwei Bänden bei Louis Vives in Paris erschienen und
längst in das Italienische und Polnische übersetzt ist.
Sein Zweck ist ein durchaus praktischer, nämlich An-
leitung zu geben, wie man eine Kirche in korrekter
Weise baut, möblirt, verziert. Also nicht so sehr um
kunstgeschichtliche und archäologische Unterweisung
handelt es sich, als vielmehr um Aufklärung über die
in jener Hinsicht erlassenen kirchlichen Vorschriften,
bezw. über die durch die Tradition sanktionirten Be-
stimmungen, für welche die römische Praxis in erster
Linie als mafsgebend bezeichnet wird. Der Zweck ist
mithin aufserordentlich wichtig und der Verfasser be-
herrscht in Folge beständiger Studien, zahlloser Reisen
und langjährigen Aufenthaltes in Rom dieses Gebiet
in solchem Mafse, dafs man seiner Führung ohne jedes
Bedenken, ja voll Vertrauen sich überlassen darf. Daraus
folgt noch nicht, dafs man allen seinen Uniformirungs-
vorschlägen beizupflichten braucht. Die kirchliche Kunst
hat gerade in denjenigen Ländern, in denen sie zur
höchsten Blüthe gediehen ist, in Bezug auf manche
Einrichtungen des Gotteshauses eigenlhüniliche Formen
hervorgebracht, die von ebenso liefer Auffassung, als
erhabenem Schönheitssinn Zeugnifs ablegen und, weil
nicht in direktem Widerspruche stehend mit strengen
 
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