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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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Arntz, Ludwig: Die alte romanische Pfarrkirche zu Kriel bei Köln: Eine historisch-technische Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0240

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3G7

1892.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

3C8

M.



geweiht war. Unter Arnold II., der auch bei
St. Gereon eine rege Bauthätigkeit entwickelte,
mufs wohl das Bedürfnifs einer Erweiterung oder
eines Umbaues der Kapelle sich geltend ge-
macht haben. Zur Ausführung kam eine zwei-
oder dreischiffige Basilika mit Westthurm, er-
weitertem Chor und anschliefsender Sakristei.

Bei diesem Bau, welcher wesentlich in Tuff-
stein mit Trachytquadern hochgeführt wurde,
fand das Material der früheren Anlage ganz
oder theilweise Wiederverwendung. Dafs bei
dieser zweiten Anlage zur Aufnahme des
urkundlich erwähnten Kreuzaltars ein südliches

Seitenschiff zum wenig-________________

sten geplant war, kann
angenommen werden.
Hierfür sprechen zu-
nächst die noch vor-
handenen (4) Kragsteine
in Tuffstein in der süd-
lichen Hochwand; so-
dann die hochangelegten
Fenster daselbst. Zweifel-
los öffnete sich die süd-
liche Wand nach dem
Seitenschiff in einer Bo-
genöffnung, welche in
Tuffstein mit Rundstab-
profil noch deutlich er-
halten. Der Verlauf des
südlichen Seitenschiffes,
das entweder massiv um-
schlossen war oder in
einer offenen Holzhalle
bestand, dürfte in den
Fundamenten noch nachzuweisen und festzu-
stellen sein. DerThurm war wohl zweigeschossig;
der Zugang zum oberen Geschofs wurde durch
einen nordwärts vorgelegten Treppenaufgang ver-
mittelt, worauf das dort unterbrochene Haupt-
gesims, ein steigender Tuffsteinbogen und eine
noch erhaltene Dachputzleiste, deutlich hinweisen.

Die Wölbung des Chorfeldes und der Sakristei
scheint in späterer Zeit, etwa gegen den Anfang
des XIII. Jahrh. hergestellt zu sein. Dafs aus
dieser Zeit noch Spuren der malerischen Be-
handlung des Inneren unter der Tünche erhalten
sind, ist nicht ausgeschlossen.

Das Bauwerk der zweiten Bauzeit, das wir
uns mit dem zeitgemäfsen Farbschmuck, vermuth-
lich auch auf der äufsern Putzfläche, zu denken

CTO

Fig. 3. Taufstein sowie zwei Sandsteinornnmente

haben, litt'im Laufe der Jahre empfindlich durch
Kriegswirren, Brandschaden und Verwahrlosung;
die Seitenschiffwände mögen eingestürzt sein; die
südliche Langschiffwand wie Chor und Sakristei
zeigte arge Schäden. Die so entstandene (wohl
dachlose) Ruine mufs unter der Witterung stark
gelitten haben und wurde vermuthlich ihres
Tuffmaterials wegen vielfach geplündert; als Be-
weis diene schon die Thatsache, dafs das Tuff-
steinmaterial an einer Gartenmauer des nahen
Pastoratsgartens sich vermauert vorfindet.

Im Beginne des vorigen Jahrhunderts ent-
schlofs man sich zu einem ziemlich durch-
greifenden Umbau; die
südlichen Bogenstellun-
gen der Mittelschiffwand
wurden zugemauert, die
nördliche Seitenschiff-
mauer neu aufgeführt;
man schritt zu einer Neu-
bedachung und Schiefe-
rung der Dächer, besserte
den Putz aus, plattete
den Fufsboden, tünchte
die inneren Wände und
stellte das Gestühl und
die neuen Altäre auf.

In diesem Jahrhundert
wurden weitere kleinere
Ausbesserungs-Arbeiten
am nördlichen Seiten-
schiff und an den Fen-
stern vorgenommen, auch
der Anstrich im Innern
erneuert.

Bei einer in Frage kommenden Wiederher-
stellung des Bauwerks dürften folgende Haupt-
gesichtspunkte festzuhalten sein:

1. Die anspruchslose Wiedergabe der drei-
schiffigen, romanischen Kirche nach Mafsgabe
der aufzudeckenden Fundamente, unter ange-
messener Verwerthung der noch zu erwartenden
lokalen Aufschlüsse und Fundstücke und unter
sorgfältiger Erhaltung des mittelalterlichen Be-
standes, der Ausbau des Thurmes in zwei Ge-
schossen, ein angemessener Umbau der Sakristei.

2. Eine verständige Sicherung des Bestandes
in baustatischer und bautechnischer Richtung,
insbesondere eine wirksame Entwässerung des
Gebäudes.

Köln. Ludwig Arntz.
 
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