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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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93

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

94

Die frühmittelalterliche Porträtplastik in

Deutschland bis zum Ende des XIIL Jahrh.

Von Dr. Max Kern merich. Mit 112 Abbildungen.

Klinckhardt und Biermann in Leipzig 1909. (Preis

11 Mk.)
Im Anschluß an seine hier (XX, 159) besprochene
„Frühmittelalterliche Porträt male r ei in Deutschland"
legt Kemmerich seine Forschungen über die gleich-
zeitige Porträtplastik vor, die mehr noch, als jene, auf
Beachtung Anspruch haben. — Mit zirka 600 beginnend,
verfolgt er die Porträtentwicklung bis ins XIII. Jahrh.,
für die Kleinkunst (mit Siegeln, Münzen, Gemmen)
bereits im XI. Jahrh., für die Großplastik im XIII.
Jahrh. eine hohe Vollkommenheit beanspruchend. —
Hierbei geht er von der einstweilen vielleicht doch
noch zu beanstandenden, jedenfalls etwas überschätzten
Unterscheidung von Bildnis und Porträt aus, für jenes
die Absicht der authentischen Wiedergabe leugnend,
für das Porträt sie als maßgeblich betonend. Einer
ganzen Stufenleiter von Merkmalen sucht er hierbei
Geltung zu verschaffen vom Bart, als dem primitivsten
bis zur Vergeistigung der Gesichtsmodellierung. In
subtilster Untersuchung und Feststellung werden der
merowingischen Plastik mit ihren 3 charakteristischen
Zeichen (denen die karolingische und ottonische mit
6 bzw. 8 folgte), auf dem Höhepunkt im XIII. Jahrh.
deren 23 nachgewiesen, wie sie erst durch die säch-
sische Großplastik erreicht wurden. — Diese trotz ihrer
etwas mechanischen Zuspitzung sehr wichtige Zeichen-
serie, das Ergebnis minutiösester Beobachtungen und
Vergleichungen, erhält ihre IllustrieruDg und Bestätigung
durch die zahlreichen, sehr wertvollen Abbildungen,
die als ebenso viele Beiträge zu der ohnehin noch so
lückenhaften Geschichte der deu'schen Plastik mit
Einschluß der Sphragistik um so dankenswerter zu be-
grüßen sind, zugleich als die Vorläufer der weiteren
vom Verfasser zu erwartenden Untersuchungen.

Schnütgen.

Die Kunst- und Altertums-Denkmale im
Königreich Württemberg. Im Auftrage des
K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens
herausgegeben von Eugen Grad mann. — Donau-
kreis Oberamt Bi berach. Bearbeitet von Ju üus
Baum u. Bertold Pfeiffer. Mit 227 Abbil-
dungen im Text, 20 Tafeln und einer Karte. —Paul
Neff (Max Schreiber) in Eßlingen a.N. 1909. (Pr.
9,60 Mk.)
Die groß angelegte Denkmälerstatistik Württem-
bergs, welche bereits 1889 duich den verdienstvollen
Konservator Dr. Paulus begonnen, 10 Jahre später von
dessen Nachfolger im Amt des Konservators, Dr. Grad-
mann übernommen wurde, hatte es bis 1907 auf drei
dicke, reich illustrierte und von einem Atlas begleitete
Bände gebracht, von denen der I. den Neckarkreis, der
IL den Schwarzwaldkreis, der III. den Jagstkreis um-
faßt. Im Text wie in den Abbildungen, die zumeist
vornehmlich auf guten Zeichnungen beruhten, zeigte sich
ein gewisser Fortschritt, der aber immer das Bestreben
erkennen läßt, durch das Werk nicht nur der Wissen-
schaft, sondern auch dem Volke zu nützen. Nach
Überwindung mehrfacher Hindernisse wie sie von der
Schwierigkeit, für die Inventarisierungsarbeiten die ge-
eigneten Kräfte zu gewinnen und zu behalten, bei manchen
Konservatoren sich ergeben haben, nimmt die Würt-

temberger Veröffentlichung nunmehr rüstigen Fortgang;
und dem so eben erschienenen Hefte, welches 260 Seiten
umfaßt, darf hinsichtlich der Anordnung, Beschreibung,
Illustration das beste Zeugnis ausgestellt werden. —
Als eine sehr lehrreiche Bereicherung stellt sich die
„Kunststatistische Übersicht" dar, die über
Lage, Geschichte, Altertümer des Oberamts Biberach
einen kurzen Überblick bietet, sodann über seine Bau-
kunst (kirchliche und profane Bauten usw.), über deren
Einrichtung, über Plastik, Malerei, kirchliche Geräte,
Glocken in knapper, leicht orientierender Zusammen-
stellung, an die ein umfänglicher (10 Seiten), höchst
dankenwerter Exkurs über die „Bildenden Künste
in Biberach" sich anschließt. In dieser muster-
haften Übersicht sind die Arbeiten von Baum und
Pfeiffer zusammengefaßt, von denen letzterer nur
die Denkmäler und Künstler der neueren Zeil (Renais-
sance, Barock usw.) bearbeitet hat. — Mit Ausnahme
der Oberamtsstadt, der volle 50 Seiten gewidmet sind,
erscheinen die Orte in alphabetischer Folge, unter
jedesmaliger Vorausstellung der sorgsamst angeführten
Urkunden und Literatur, wie in systematischer Be-
schreibung der Denkmäler. Unter ihnen spielen die
romanischen keine große Rolle, desto mehr die gotischen
wie der Architektur, so namentlich der Plastik, am
meisten die kirchlichen wie die profanen Renaissance-
bauten, mit ihren zum Teil großartigen Inneneinrich-
tungen. —■ Auch die früher etwas vernachlässigten
Kleinkünste erscheinen hier in guter Beleuchtung, unter
besonderer Betonung der heimischen Gesichtspunkte. —
Die beiden Verfasser haben in der Durchforschung,
wie in der Beschreibung ihres interessanten Gebietes
keine Mühe gescheut und durch emsige Untersuchungen,
glückliche Feststellungen und anschauliche Gruppierungen
ein vorzügliches Inventar geschaffen, dessen baldige
Fortsetzung sehr erwünscht ist. R.

Die Bau- und Kunstdenkmäler des Lahn-
gebiets. Oberlahnkreis — Kreis Limburg —
Unterlahnkreis. Im Auftrage des Bezirksverbandes
des Regierungsbezirks Wiesbaden, bearbeitet von
Ferdinand Luthmer. Mit 256 Abbi'dungen
auf Tafeln und im Text. Heinrich Keller in Frank-
furt a. M. 1907. (Pr. geb. 10 Mk.)
Im Anschluß an die „Bau- und Kunstdenkmäler des
Regierungsbezirks Wiesbaden" II. Band (der hier XVIII,
157 besprochen wurde) ist schon vor längerer Zeit der
III.Band,der das Lahngebiet behandelt, erschienen.
Reicher an Denkmälern hat er auch umfänglichere Illu-
strierung und Beschreibung erfahren von der Hand des
unermüdlichen Altmeisters, der, genau wie früher
disponierend, mit sicherem Blick und fester Hand
überall das Richtige trifft, in der Inventarisierungskunst
vorbildlich für Alle. — So reich auch gerade dieses
Gebiet mit seinen zahlreichen alten Geschlechtern, die
vor und nach in das Haus Nassau übergingen, an
alten, jetzt fast nur noch ruinenhaften, aber trotzdem
hinsichtlich ihrer Wehrhaftigkeit interessanten Burgen
(Löhnberg, Mengerkirchen, Ardeck, Burgschwalbach usw.)
ist, die kirchlichen Baudenkmäler der romanischen und
gotischen Periode behaupten hier, wo Dietkirchen,
Limburg, Arnstein auf den Hügeln paradieren, dirch-
am das Feld, und auch an Landkirchen des Über-
gangsstils, von denen zumeist freilich nur die charakte-
 
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