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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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ristischen Türme erhalten sind, fehlt es nicht, wie auch
manche Dörfer durch ihre malerischen Fachwerkhäuser
auf den Altertumsfreund noch einen großen Reiz aus-
üben. — Von großem kunstgeschichtlichen Werte sind
mehrere Schloßbauten des XVI. und XVH. Jahrh.,
wie Hadamar, Runkel, Weilburg, und die späteren
Schöpfungen des Hauses Nassau schließen ihnen sich
würdig an. — Auch an kirchlichen Dekorationsarbeiten
des Xin. und XIV. Jahrh., wie die Wandgemälde
in Limburg und Dausenau, die Glasgemälde im Diözesan-
museum (die eine Abbildung verdient hätten), sowie an
kirchlichen Ausstellungsgegenständen, wie Taufbrunnen
und Chorgeslühl derselben Jahrhunderte fehlt es nicht.
Was an Kleinkunstobjekten vorhanden ist, beschränkt
sich fast nur auf den Domschatz, der seine ganz un-
gewöhnliche Bedeutung vornehmlich, aber nicht aus-
schließlich, dem byzantinischen Kreuzreliquiar und der
Stabkapsel verdankt, die beiden Glanzstücke für die
Geschichte der Goldschmiedekunst, besonders des Zellen-
schmelzes im X. Jahrhundert. — Alle diese großen
wie kleinen Kunstwerke sind mit gleicher Liebe be-
handelt und knapp, aber sehr zutreffend beschrieben,
mit vollkommener Beherrschung des gesamten Materials.

SchnGtgen.

Dictionnaire d'Archeologie chretienne et
de Liturgie. Fase. XVH. Byzantin (Art). —
Calliste (Cimetiere de.) — Ein sehr inhaltreiches,
150 Abbildungen (unter denen eine Farbentafel mit
zwei Kelchen) enthaltendes, wiederum vornehmlich von
Leclercq geschriebenes Heft. — Der hier sich fort-
setzende Artikel über die byzantinische Kunst be-
schäftigt sich namentlich mit der Rolle, die auf diesem
Gebiete Konstantinopel hinsichtlich der Baukunst der
profanen wie der religiösen, spielt. An der Hand
ungemein zahlreicher Bilder werden die einzelnen Grund-
formen der Kirchen: Basilika, Rundbau, Kreuzanlage,
Kuppelbau usw. vorgeführt, sodann die Dekorat'ons-
arten, wie Bemalung, Mosaik, Miniatur, Kunst-
gewerbe eingehend besprochen.— Der Artikel: Caba-
retier knüpft an Innendarstellungen von Wirtschafts-
räumen und von Gefäßen seine überraschenden Ent-
hüllungen. — Die bekannten Cachets d'oeulistes
(Augenarztstempel) erscheinen in neuem Lichte, ebenso
die Cadrans solaires (Sonnenuhren) mit ihren
merkwürdigen Beispielen. — Caire (Le vieux): Alt-
Kairo mit seinen Synagogen, seinen Kirchen, seinen
Museen, seinen Inschriften hat für die altchristliche
Kunstgeschichte eine große Bedeutung, die hier in den
Grund- und Aufrißbildern, in den Kapitellen, den
Sarkophagen und sonstigen Figuren frappant in die
Erscheinung tritt. — Calame zeigt, wie die Federn
in dieser Zeit gestaltet waren, wie sie gehandhabt und
aufbewahrt wurden. — Calendrier, der hier nur
nach der archäologischen Seite behandelt wird, gewinnt
hier namentlich durch die Nachbildung der Kalender-
bilder des Chronographen von 354 ein eigenartiges
Interesse. — Der Artikel Calice hat unter 52
Nummern 68 (zumeist figurierte) Exemplare abgebildet,
von denen etwa 20 noch im Original vorhanden sind,
mit Ausnahme des beiühmten, seit der Revolution
verschwundenen der Abtei Che 11 es. Aus der Farben-
tafel ergibt sich die bewunderungswürdige Zellen-
technik des becherartigen Gefäßes noch nicht mit voller

Sicherheit. Neben ihm erscheint der kleine, mit mero-
wingischer Zellenverglasung verzierte prachtvolle Henkel-
kelch, der, 1845 bei Gourdon gefunden, in die
Nationalbibliothek von Paris übergegangen ist. Von
berühmten deutschen Kelchen der Frühzeit sind die
beiden zu Kremsmünster und Werden abgebildet,
sowie das zu Köln gefundene Henkelgefäß, dessen
liturgische Bestimmung wohl nicht über jeden Zweifel
erhaben ist. — Ihnen hätten aus dem Bereiche des
Calice ministeriel (Kommunikantenkelch), dem
nur ein Muster des XL Jahrhunderts beigefügt ist,
aus der romanischen Epoche noch mehrere Exemplare
deutscher Herkunft beigefügt werden können. — Über
Grabkelche wären nähere Notizen erwünscht. — Calliste
der Papst und das nach ihm genannte Coemeterium,
dessen Grundriß hier durch zwei dreiteilige Tafeln
veranschaulicht und unter Beifügung mehrerer Quer-
schnitte abgebildet ist, erfährt gründliche Behandlung,
die in diesem Hefte noch nicht ihren Abschluß findet.

----------------- Schnütgen.

Sieg der Freude. Eine Ästhetik des praktischen
Lebens von A. v. Gleichen-R uü wurm. — Hoff-
mann in Stuttgart. 1909. (Pr. Mk. 6.—.)
Aus der Schönheit, ihrer Betrachtung und Würdigung,
will der Verfasser, als aus der vornehmsten Quelle, die
höchste Lebenslust, den Sieg der Freude herleiten. Eine
ganze Fülle geistvoller und zutreffender Gedanken bietet
sein weit angelegtes Buch, welches in die vier Hauptab-
teilungen : Grundlagen, Gebote, Einflüsse, Wirkungen
zerfällt. — „Das ästhetische Gewissen" darf als der
Kem des I. Teiles bezeichnet werden; „Der schöne
Körper" mit den betreffenden Begleiterscheinungen als
das Hauptpostulat des II. Teiles, „Die schönen Künste",
ihre Voraussetzungen und Wirkungen, als das Wesen
des ni. Teiles; als der Kapitalinhalt des IV. Teiles
„Der Takt" mit seinen Ergebnissen.— Was der Ver-
fasser über „ die Jahrhunderte des ersten fanatischen
Christentums" im Kampfe gegen die Schönheit zugunsten
des Nützlichkeitsprinzips sagt, beruht auf dem Mißver-
ständnis, als ob das junge Christentum fast nur die
Proletarier an sich gezogen habe, und wird wenigstens
teilweise wieder aufgehoben durch „die Schönheitskeime,"
die dem Christtntum zugebilligt werden, fruchtbare
Voraussetzungen für so viele ideale Vorgänge, die dem
Verfasser, sonst nahe liegen. h.

Wie ein Buch entsteht. Von Arthur W.
Unger. n. Auflage mit 7 Tafeln und 26 Text-
abbildungen. — Teubner, Leipzig 1909. (Pr. geb.
Mk. 1,25.)
Daß dieses 175. Bändchen „Aus Natur und Geistes-
welt" in seiner ersten Auflage sofort vergriffen war,
konnte bei seinem ungemein reichen, fesselnden Inhalt
nicht befremden. — Die „Geschichtliche Ein-
leitung" bietet über die Entwicklung des Buches
einen knappen, aber sehr abgerundeten Überblick, desgl.
über die Erfindung des Papiers und der Buchdrucker-
kunst, der Papiermaschine, Schnellpresse usw. — „Die
Ausstattung des Buches" erscheint nach ihrer
technischen und künstlerischen Seite. — „Das Papier"
erfährt eingehende Beschreibung und Erklärung. —
„Der Herstellung des Buches" werden 60 Seiten
gewidmet; „dem buchhändlerischen Vertrieb"
die letzten 10 Seiten. s.
 
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