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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Kleinschmidt, Beda: Der Abdinghofer Tragaltar, eine Arbeit des Rogerus von Helmershausen oder des Reinbold von Paderborn?
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0178

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261

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

262

tatile einzeln aufgezählt werdenl0). Der Schrein
ruht auf vier kräftigen Füßen in Form von
Tierklauen, auf deren unteren Seite wohl schon
ursprünglich die Zahlen X, V, II, I eingegraben
sind. Bereits Kayser hat sie vereinigtundaufdas
Jahr der Anfertigung bezogen. Da das Werk
um 1100 entstanden ist, würde sich das Jahr
der Anfertigung genau feststellen lassen, näm-
lich 1118. Die Ober- und Unterplatte ragen
über den Rand ein wenig hervor und sind
nach der Mitte hin abgeschrägt. Auf die
Schrägen hat man dünnes Kupferblech ge-
nagelt, das mit Blattornamenten geziert ist.
An der oberen Schräge werden die Ornamente
von Halbkreisen umgeben. Die schmalen
Seitenränder sind mit unverziertem Silberblech
bedeckt. Auch den Stein umgibt ein Silber-

stets beigegebene Attribut, das Schwert, er hält
in der Rechten ein Buch, das übliche Abzeichen
der Apostel. Der hl. Blasius erscheint im
bischöflichen Ornat; außer der glockenförmigen
Kasel mit rechteckigem Ausschnitt trägt er eine
niedrige Mitra von konischer Form und einen
schlichten Stab mit einfacher Krümme. Alle
vier Heiligen haben einen Nimbus, der durch
Perlpunzen mit Strahlenbündeln verziert ist.
Um das Haupt zieht sich, ebenfalls strahlen-
förmig, eine Inschrift, deren Buchstaben seltsam
durcheinander geschoben sind. Es ist der Name
des betreffenden Heiligen. Die Figuren sind
frei unter einer Rundarkade angebracht; so-
wohl den Rundbogen wie den Säulchen hat
der Künstler eine verschiedene Verzierung
gegeben.













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Abb. 1

rahmen, in welchem ein prächtiges Ranken-
ornament eingraviert ist.

Was dem Altärchen seine kunstgeschicht-
liche Bedeutung gibt, das sind die bildlichen
Darstellungen auf der Oberplatte und beson-
ders an den Seitenwänden, deren Größe an
den Breitseiten 26,2X5 cm, an deu Schmal-
seiten 14,2x5 cm beträgt.

Die Oberplatte zeigt neben dem Steine
je zwei Heilige in Halbfigur auf jeder Schmal-
seite. Es sind die hll. Apostel Petrus und
Paulus, darunter die hll. Märtyrer Blasius und
Felix; letzterer scheidet in unserer Betrachtung
aus, da er eine moderne Ergänzung ist. Petrus
hat die Rechte segnend erhoben. In der
Linken hält er zwei Schlüssel, außerdem ist
er durch die große Tonsur gekennzeichnet.
Dagegen hat Paulus noch nicht das ihm später

">) Aus'm Weerth, »Kunstdenkmälerinden
Rheinlanden« III, 27.

Weshalb man diese vier Heiligen zur Aus-
schmückung der Platte wählte, darüber belehrt
uns die Geschichte der Abtei Abdinghof11).
Zu Ehren der Apostelfürsten Petrus und Paulus
weihte Bischof Meinwerk, der Gründer der
Abtei im Jahre 1031 Kirche und Kloster ein.
Bei dieser Gelegenheit übergab er der Kirche
außer vielen anderen Kostbarkeiten auch
die Reliquien des hl. Märtyrers Felix von
Aquileja, die er nebst dem Haupte des hl.
Blasius auf einer Romfahrt erworben hatte.
Diese vier Heiligen genossen also in der Abtei
bezw. in der Stadt eine besondere Verehrung:
Reliquien von ihnen wurden in dem Portatile
untergebracht. Wie ein seitdem verloren ge-
gangenes Verzeichnis meldet, befanden sich
nach den Angaben Kaysers in dem Schrein
auch Reliquien der Apostelfürsten. Diese
Tatsachen erklären hinlänglich, weshalb die

u) Grewe, a. a. O. S. 20ff.
 
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