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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Steinbrecht, Conrad: Beiträge zur Kunstgeschichte der Burg Heilsberg im Ermland
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0028

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29

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. i.

30

hier im Ordensland an einen freieren und
phantasiereicheren Ornamentzug gewöhnt.

Dagegen erinnert sie sofort an die gesetz-
mäßigere, die geometrischen Motive bevor-
zugende Bemalung der Wandflächen und Bau-
gheder in der italienischen Kunst, wie eine
vergleichende Durchsicht der ober- und mittel-
italienischen Innenwerke aus dem XIII. und
XIV. Jahrh. belehrt, oder die bemalten Innen-
räume auf Bildern Giottos und seiner Schule
ausweisen. Ähnlich kachelartig bemalte Wände

gemalt. Seine strenge Einordnung in den
Raum, der große Stil und die guten Formen
verleugnen auch hier nicht die italienische
Kunstweise. Preußen hatte damals durch die
Ausbildung seiner Geistlichen und gelehrten
Berufe auf der Universität Bologna, Prag u. a.
zu Italien zeitweise enge Verbindungen. Daß
italienische Kunst über Böhmen damals nach
Preußen kam, bezeugen die italienischen
Mosaikwerke in Marienburg, Marienwerder
(1380) und Prag (1370). Am Hofe Karls IV.

Nord

erinnert sich Berichterstatter in den oberen
Ruinen des Schlosses Sabionara bei Ala im
Jahre 1900 gesehen zu haben.

Über die großen Wandflächen des Heils-
berger Remters ausgedehnt wirkt die kleine
Musterung etwas ermüdend. Wahrscheinlich
war beabsichtigt, die Einförmigkeit durch
größere Biideinlagen aufzuheben, wie es auf
der Kapellenseite mit einer Darstellung der
Krönung Maria (Abb. 4) geschehen ist. Dieses
Bild ist gleichzeitig mit der Kachelmalerei,
also vor 1400 entstanden. Es ist von großer
Schönheit und sorgfältig pastos und modelliert

zu Prag und Karlstein (1347—78) waren
Italiener tätig z. B. der Maler Thomas von
Modena. Die Schule des Dietrich von
Prag steht stark unter italienischem Einfluß.
Dieser Quelle gehört offenkundig auch der
Altar der ehemaligen Schloßkapelle zu Grau-
denz an.

Karl IV. hatte persönliche Beziehungen
zum Ordenslande. Den Komtur Günther von
Hohenstein auf Brandenburg nannte er seinen
Freund, und machte ihm einmal eine wert-
volle Reliquie zum Geschenk. Diesen Vor-
gang vermittelte der Bischof Heinrich III.,
 
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