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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Steinbrecht, Conrad: Beiträge zur Kunstgeschichte der Burg Heilsberg im Ermland
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0029

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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. |.

32

der Vollender des Schlosses Heilsberg, als er
beim Kaiser in Karlstein weilte. Der Bischof
war ehemaliger Notar des Kaisers und befand
sich auch als Bischof häufig am Hofe und
in der Begleitung des Kaisers. (Wigand v.
Marburgs Bericht und die Anm. dazu: SS.
rer., Pruss. S. 597.)

Vergleicht man nunmehr jenes anfangs so
befremdende Heilsberger Kachelmuster auf
Abb. 3 mit den Wänden der Katharinen- und
Kreuzkapelle zu Karlstein (Neuwirth, die
Malereien in Schloß Karlstein) und der Wenzels-
kapelle zu Prag (Neuwirth, Prag S. 85), welche aus
einem nach italienischer Art gefertigten großem
Steinmosaik mit ein-
geordneten Wand-
bildern bestehen, so
leuchtet die Ableitung
der Kachelmalerei von
jener Edelsteinbeklei-
dung ein.

Diese erste gute
Malerei hat die goti-
sche Zeit und dar-
über hinaus vorge-
halten: die nächst
folgende Bemalung
führt uns gleich in das
Barock ein. Man be-
obachtet die neue
Bemalung aber nur
auf den Wänden und
Gewölben des zweiten
und dritten Gewölb-
joches — von der

Kapelle an gerechnet. Es muß also der Remter
zuvor durch das Einziehen einer dritten Stell-
wand, — bei C des Grundrisses, — auf zwei
Gewölbjoche verkleinert wurden sein: ein
dritter Bauzustand!

Es handelt sich bei dieser Barockmalerei
um eine großzügige prächtige Dekoration.
Sie hebt an mit einem grauen, schwarz ge-
gliederten Sockel. Darauf stehen auf der
Fensterseite große Arkaden, durch welche
man in gemalte Landschaften blickte. Den
Abschluß bildet ein grau und gelb gemaltes
kräftiges Palmettengesims. Auf der Hofseite
ließen sich in den Schildbogen nur noch Reste
prunkvoller Inschriften in gelbem Rahmwerk
feststellen. Die Gewölbekappen behielten das
bisherige Blau bei, doch mit einer Zutat
kräftiger schwarzer Ranken.

Abb 3.

Diese Neugestaltung und Ausmalung des
Remters wird dem Bischof Rudnicki (1604 bis
1621) zuzuschreiben sein. Er hat auch das
schöne Barockportal des Remters, das sein
Wappen trägt, hinzugebracht. „Mit ihm'' —
sagt die Überlieferung — ,,zog die welsche
Bauweise ein".

Die Barockmalerei haftete aber schlecht
auf der glatten ersten Malerei. Das gab bald
wieder zu einer Neuerung im Remter Anlaß.
Sie trat unter dem Bischof Stephan Radzie-
jowski (1679—1(188) ein und führte den Bau-
zustand IV herbei. Zugrunde lag ihr der
Gedanke einer Galerie der Ermländischen
Bischöfe. Zu dem
Zweck wurde die letzt-
eingebaute Zwischen-
wand bei C wieder
entfernt und der
Remter — nun wieder
3 jochig — weiß ge-
strichen. An den
Wänden ringsum fan-
den die (llgemälde
der Bischöfe Platz,
(jetzt in Frauenburg
autbewahrt) und übel
jedem Bilde wurde
— unmittelbar auf die
Wand — Reihenzahl,
Name, Wappen und
Lobspruch in schwar-
zer, ausdrucksvoller
Schrift und Zeich-
nung angebracht.
Die Reihe beginnt auf der Hofwand an
der Kapelle und läuft dort bis zum Ende
des dritten Gewölbjoches. Dort steht das
16. Bischofswappen. Das 17. bis 27. Wappen
befanden sich auf der jetzt fehlenden Stell-
wand B. Drüben auf der Fensterwand setzt
sich die Reihe mit Nr. 28 fort und endigt
mit 31, eben dein Wappen des Bischofs Rad-
ziejowski selbst. Die jetzt recht lückenhaft
wieder aufgefundenen Wappen und Schriften
sind übrigens durch ein im Kloster Oliva ge-
drucktes Büchelchen von 1681 erhalten. —
Gleichzeitig vermutlich "der bald hinter-

her — also noch zur IV. Fassung des Remters
zählend, ist der zweijochige Raum neben dem
Remter über Wände und Decke mit einer
purpurroten Färbung versehen und mit ge-
fälligem Rankenwerk damasziert.
 
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