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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Arntz, Ludwig: Wegekreuz und Wegebild, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0052

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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2

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kreuz wird zum gegliederten Hochkreuz und
zur Gruppe des Kalvarienberges entwickelt,
während das Wegebild zum Heiligenhäuschen
und weiterhin zur kleinen Wegkapelle er-
weitert wird. In diesem Zusammenhang ver-
dienen noch Erwähnung die sog. Wetter-
und Hagelkreuze, die zur Abwehr von
Gewitter und Hagelschlag errichtet wurden,
ein alter Gebrauch, der sich noch in einigen
Gegenden bis heute erhalten hat.

Wegekreuz und Wegebild sind zwei Be-
griffe, die sich der Form nach ergänzen. Das
Kreuz wird durch bildlichen Schmuck be-
reichert, und das Bild entbehrt selten des
Kreuzes Zeichen. Kreuz und Bild haben
eine sehr verschiedenartige und wechselvolle
Entwickelung im einzelnen erfahren, auf welche
landschaftliche Eigenart und stilistische Über-
lieferung, im besonderen Maße aber das ver-
wendete Material (Holz, Stein, Metall) ein-
gewirkt hat. Es ergibt sich danach zwanglos
eine dreifache Einteilung für die kunsttech-
nische Behandlung des Stoffes. Dabei sollen
in erster Linie einfachere Beispiele berück-
sichtigt und die typischen Ölberggruppen von
der Betrachtung ausgeschlossen werden.

I. Kreuz und Bild in Holz.

Bei dem ältesten Wegezeichen ist unstreitig
das Holz ursprünglich oder doch vorwiegend
verwendet worden, abgesehen etwa von solchen
Landschaften, wo ein leicht bildsames Gestein
und eine entsprechende Technik zur Verfügung
stand. Die erhaltenen Kreuz- und Bildstöcke
dürften nur ausnahmweise über das XVIJahrh.
zurückreichen. Die älteren Wegezeichen aus
Holz sind jedenfalls oft erneuert oder durch
Steinwerk ersetzt worden, wobei vielfach die
älteren Formen als Vorbild genommen oder
in das Steinmaterial entsprechend übertragen
wurden. So gestatten auch spätere Stein-
formen bestimmte Rückschlüsse auf die ältere
Form der ersetzten Wegezeichen. Andrer-
seits beweisen die überlieferten hölzernen
Kreuz- und Bildstöcke, daß in manchen Ge-
genden, besonders im waldigen Gebirge, mit
größter Zähigkeit an alten, einfachen Grund-
formen festgehalten worden ist, oder auch,
daß man erfahrungsgemäß mit Rücksicht auf
bessere Erhaltung wieder zu vereinfachten
Formen zurückgekehrt ist. Um der Einwir-
kung des Wetters zu begegnen, hat man jeden-
falls sehr früh einen geeigneten Wetterschutz

durch Dach und weiterhin durch Seiten-
schwerter angestrebt, ein Gebrauch, der sich
in manchen Gebirgsgegenden bis heute über-
liefert hat (vgl. Anfangsbild). Dieser Umstand
hat jedenfalls wesentlich zur guten Erhaltung
der hölzernen Wegekreuze und ihres figür-
lichen Schmuckes (des Crucifixus) beigetragen,
zumal der Wetterschutz leicht erneuert werden
konnte.

Hinsichtlich der stilistischen Entwickelung
werden wir kaum fehlgehen in der Annahme,
daß sich beim Kreuzstock erst im XIV. Jahrh.
ein gotischer Einfluß geltend machte, der
mindestens bis ins XVI. Jahrh. fühlbar blieb.
Der Umriß des kantigen Kreuzstammes und
des überblatteten Querholzes wird bewegter,
mehr oder weniger geschweift, und die Kopf-
enden erhalten eine paßförmige Verstärkung;
der größeren Holzstärke entsprach auch eine
größere Ausladung des Mittelstückes. Die
Dreipaßform der Kreuzenden läßt sich bis ins
XIX. Jahrh. auch bei Holzkreuzen verfolgen.
Daneben aber wird in manchen Gegenden
an dem einfach geraden Umriß der Kreuzarme
und einer schlichten Profilierung der Kopf-
enden festgehalten. Bei dem Fehlen be-
stimmter Stiftungsurkunden ist aus den ange-
gebenen Gründen die Zeitbestimmung der
hölzernen Kreuz- und Bildstöcke unter Um-
ständen sehr schwierig. (Vgl. Tafel I. u. II.)

Das schon erwähnte Gerichtskreuz von
Neustadt i.O. (vgl. Abb 1.1) zeigt die schlichte
Form des aus vollkantigem Eichenholz ge-
zimmerten Kreuzstockes, dessen Fuß in einer
kiäftigen Steinplatte verzapft ist. Die Kreuz-
arme haben dieselbe Stärke wie der Stamm
(21—22 cm) und haben eine Ausladung von
etwa 60 cm. Dieselben schlichten Formen
kennzeichnen das Kreuz von Dattenfeld,
dessen Fuß mit Hilfe von zwei Zangenhölzern
im Erdboden befestigt ist, eine Konstruktion,
welche das zeitweise Abnehmen des Kreuz-
stückes erleichtert (vgl. Abb. 1.2).

Hin drittes, ähnliches Heispiel steht bei
Wolfsgarten im Kennet« Forst (vgl. Abb. [.3).
Bemerkenswert ist die kleine, eingeschnittene
Nische und die geschmiedete, kreuzförmige
Verankerung, welche auch die Nische über-
schneidet Ein kleineres Wegekreuz aus
Steinbach bei Baden (vgl. Abb. I. I) zeigt
eine Ausschweifung der Kreuzarme und dürfte
wohl im XVI. Jahrh. errichtet sein. Ein W
kreuz mit doppelten Kreuzarmen, das schon
 
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