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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Arntz, Ludwig: Wegekreuz und Wegebild, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0054

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79

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUiNST

Nr. 2.

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dem XVII. Jahrh. angehören dürfte, ist in
Abb. I. 5 wiedergegeben. Der obere Arm ist
etwas kürzer als der untere, und der Haupt-
stamm zeigt die aus stärkerem Eichenholz ge-
arbeitete, ein wenig vorspringende Nische mit
kleinem, bekrönendem Reliefkreuz. Einige
hochaufragende Wegekreuze dieser Art stehen
in der Gemarkung Preunchen-Wilden-
fels i. O., von denen eines noch im Jahre 1870
erneuert wurde (vgl. Abb. I. 6). In Abb. I. 7 ist
ein Kreuz aus Tannenkirch, O.-E., dargestellt,
welches die Dreipaßendung der Kreuzarme und
im Stamm die kleine, in der Leibung etwas
vortretende Nische aufweist. Der Stamm hat
eine Breite von etwa 25 cm und eine Stärke
von 18 cm, so daß die Profilwirkung ziemlich
flach erscheint. Der Form nach dürfte das
Kreuz ins XVIII. Jahrh. zu setzen sein. Eine
weitere Abwandelung ist in Abb. I. 8 angedeutet,
ein am Niederrhein häufig wiederkehrendes
Beispiel. Das Feldkreuz in Pingsdorl bei
Brühl ist 1816 datiert: Die Kreuzarme zeigen
noch die typische Dreipaßendung. Der obere
Stamm hat eine Breite von 22 cm und eine
Stärke von nur 12 cm. An Stelle der hier
nicht mehr möglichen Nische ist ein Konsol-
brett für die Monstranz angebracht. Das
Wetterdach ist wenig organisch angefügt, und
die ohnehin flache Erscheinung des Kreuzes
wird durch die eingeschnittenen Marterwerk-
zeuge in ungünstiger Weise zerrissen. Schließ-
lich sei noch als Beispiel der Holzkreuze auf
Abb. I. 9 u. 10 verwiesen. Das 1841 datierte
Kreuz (am Scheidewege Unkelbach-Birres-
dorfj ist anscheinend erneuert worden. Bei
einer Stammbreite von 11 cm zeigt es eine
Holzstärke von 8,5 cm. Die Kreuzarme sind
abgerundet und mit Schutzbrettern gedeckt.
Ein ähnliches Kreuz steht am Wege Nieren-
dorf-Gimmingen mit ausgeschnittener Stirn-
leiste.

Aus dem Kreuzstamm mit eingeschnittener
Nische hat sich naturgemäß der Bildstock
entwickelt. (Vgl. Tafel II.) Die Nische wurde
entsprechend vergrößert, um ein plastisches Bild-
werk (Kreuztragung, Kreuzigung, Grablegung
usw. oder eine Heiligenfigur) aufzunehmen,
während die Form dos gezimmerten Kreuzes,
unter Fortfall der Querholzarme, durch eine
kreuzförmige Bekrünung ersetzt wurde. Eine
bemerkenswerte, ins XVI. Jahrh. zu verweisende
CbergangsformistinAbb.II.il dargestellt. Das

Kreuzbild bei Ep pst ein*1) ist aus einem
65 cm starken Eichenstamm gearbeitet. Die
Kreuzendigung ist im Schaft eingezogen und
hat eine bewegte, dreipaßförmige Endigung.
Eine ähnliche Bekrönung ist oberhalb der
spitzbogigen Nische reliefartig angedeutet. Der
Schaft unterhalb der Nische ist mit einer
Hohlkehle eingezogen. Die Ausarbeitung des
Bildstockes mit eingezogenem Schaft, aus qua-
dratischem Stammholz kennzeichnet im be-
sonderen das bei Abb. IL 12 gegebene Beispiel
aus Nord räch i. B. Die Nische ist oben
rundbogig geschlossen, und der Übergang des
Kopfes zum Schafte ist in holzgerechter
Technik durch drei umlaufende Plättchen mit
flachen Einkerbungen vermittelt. Ein anderes,
sehr einfaches Beispiel mit breit ausgegrün-
deter Nische stammt aus Windhausen bei
Attendorn (vgl. Abb. IL 13). Bei diesem wie
beim vorigen Beispiel ist der dachförmige
Wetterschutz wesentlich und notwendig, da das
obere Hirnholz der Verwitterung stark ausgesetzt
ist. Als Bekrönung wird in diesen Fällen wohl
ein kleines, schmiedeeisernes Kreuz aufgesetzt.
Ein selteneres Beispiel von Alt-Windeck
(Baden) ist durch Abb. IL 13 wiedergegeben, bei
welchem der Nischenkopf eigenartigabgewässert
erscheint. Bei dem mitunter reich geschnitzten
Bildstock mit eingeschnittener, oft auch seitlich
geöffneter Nische hat wahrscheinlich die Grund-
form der Totenleuchten vorbildlich eingewirkt.

Im Gegensatz zum Bildstock mit plastischem
Bildwerk hat sich ein anderer Typus, die
Bildtafel, mit aufgemaltem oder eingeritztem
Bild bzw. Inschrift aus den Totenbrettern oder
Grabtafeln entwickelt, von denen sich zwei
verschiedene Typen bis in unsere Zeit er-
halten haben. Die aufrechte Bohle mit Ab-
deckung oder abgerundetem, kreisförmigem,
rosen- oder kleeblattartigem Kopf, wie sie in
Oberbayern und Ostpreußen noch heute in
Gebrauch ist (vgl. II. 15. 16, 17, 18. l!t), und
die abgedachte Brettafel mit angeblattetem.
untersetztem Schaft, wie sie u. a. in Westpreußen
als Grabtafel noch üblich ist. (Vgl. II. 20.)
Die eine oder andere Form des Wcgebildes
findet sich auch vereinzelt außerhalb der Fried-
höfe als Erinnerungszeichen an verunglückte
Wandersieute. fFartietiang folgt)

Köln. I-iul «' in Amt«.

6) Vgl. Bau- und Kunttdenkmller dei Östlichen
Taunus 1905.
 
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