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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Witte, Fritz: Alte und neue Kirchen- und Vereinsfahnen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0075

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119

1912.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. 3.

120

nie auf den abgrenzenden, in anderer Farbe
hergestellten Rahmen verzichtet, gleichwie als
hätte man ein Gemälde vor sich. Wie prächtig
steht auf der Petrusfahne (Abb. Ht) die Figur
des Heiligen auf dem Grund, wie ist der Raum
ausgenutzt, um eine großzügige Wirkung zu
erzielen! Auch die mehrfach erwähnten
Schweizer Fahnen arbeiten nach diesem Prin-
zip, und ist mir nicht ein Beispiel einer Fahne
aus dem Mittelalter bekannt, bei dem die
Rahmung vorgenommen wäre. Die Schlichtheit
der Farbenzusammenstellung, daß die farbige

getreten wird; man nennt das banal genug
„ausdrehen".

Soll man als Grund für die Fahne ge-
musterten oder einfachen Stoff wählen? Man
kann durch geschickte Zusammenstellung ver-
schiedenartiger Stoffe ohne Verwendung von
Ornament, wie für kirchliche, so auch profane
Zwecke wirkungsvolle Fahnen herstellen, die
liebenswürdige, lustige Musterkarte der hundert
und tausend Ritterfähnlein unserer Lieder-
handschriften des XIV. Jahrb. beweist es.
Für gewöhnlich wird man gut tun, in diesem

TRiumPHzuG

V-H.ßURGK-
HOER.

Abb. 19—20.

Figur auf einem ungemusterten, oder nur mit
Streuornamenten belebten Grund steht, ist in
ihrer klaren Wirkung unübertrefflich. Dagegen
Lieben gerade die Umrahmungen unserer Fahnen
den Tummelplatz ab für allerlei marktschreie-
rische Künsteleien und Aufdringlichkeiten.
Schwere Goldreliefstickereien, an Christbaum-
schmuck erinnernde Glasflüsse als klägliche
Vertreter von edlem Gestein drängen sich
ungeziemend vor. Ebensoschlimm ist die
Überfülle konfusen Ornamentes im Rahmen,
das heute zumeist ohne jede individuelle
Färbung auf der Tambouriermaschine im buch-
stäblichen Sinne mit den Füßen zusammen-

Falle reich wirkende Stolle, Damaste oder
Brokate zu verwenden, Sofern aber der
Fahnenstoff Unterlage für eine ligurale oder
ornamentale Ausschmückung ist, wird man
zumeist besser fahren, wenn man dem auf-
gesetzten Schmuck durch einen gemusterten
Grund keine Konkurrenz bereitet. Ein nicht
unwichtiger Faktur ist die Franse. Dafl sie
derselben Farbenskala entstammen muß wie
Grundstoff und Stickerei, ist selbstverständlich,
und es hat infolgedessen von vornehi
etwas gegen sich, für alle Fahnen gleichmäßig
von derselben Musterkarte die franse zu
schneiden. Unecht und deshalb unschön wirkt
 
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