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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 6.
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etwas geneigt. Das soll wohl andeuten, daß
er schon bejahrt war. In der rechten Hand
hält er das gleiche
Kreuz wie Johannes.
Beide Heilige stehen
unter Bögen, die
von drei Palmen-
säulen getragen
werden. Darüber
befinden sich noch
ein Bogen und zwei
Blumenornamente.
Das Ikon ist sicher
Teil einer Ikonostase
gewesen. Die Orna-
mente und Säulen
erinnern an die-
jenigen der Ikonen
aus Hagios Spyri-
don, deuten aber
schon einen Verfall
an. Ich mOchte
schon aus diesem
Grunde dieses Ikon
um 1650 ansetzen.
Auch die Art der
Malerei weist an-
nähernd auf diese
Zeit.
Das dritte (Ab-
bildung 3) befindet
sich in dem Kloster
Hagia Katharina.
Es ist leider so
dunkel in der Farbe
und so stark mit
Firnis überzogen,
daß die Aufnahme
nur sehr unvoll-
kommen gelungen
ist. Immerhin läßt
■ich wohl erkennen,
daß es ein hervor-
ragendes Madonnen-
bild ist. Maria hat
das Kind auf dem
PO hten Arme sitzen.
Jesus erhebt die
rechte Hand zum
ien. Der Kopf
Maria w. ist die typischen
Züge auf. Die Gewandung bt, wenn ich mich
Abb. 8.
bvzantinischen gelegt würden.
recht besinne, rot. Dieses Ikon ist zweifellos
von den drei hier behandelten das älteste.
Ich bin versucht, es
in die Zeit vor 1500
zu weisen. Es ist
also außer dem Ikon
in dem griechischen
Schatze der heiligen
Grabeskirche und
dem sogenannten
Lukasbilde in der
syrischen Markus-
kirche das älteste
in Jerusalem, wenn
nicht in ganz Palä-
stina. Schon aus
diesem Grunde ist
es der Beachtung
wert. Ob es in
Jerusalem entstanden
ist, dürfte wohl
schwer zu ent-
scheiden sein. Ich
vermute aber bei-
nahe, daß es als
Geschenk hierher
kam. Wenn es auch
das älteste der drei
ist, so ist es doch
das konventionellste.
Die beiden anderen
weisen dagegen mehr
auf Künstler, die
selbständig geschaf-
fen haben.
Es würde von
Wert sein, wenn man
feststellen könnte, wie
die Namen der Maler
gewesen sind. Viel-
leicht ließe sich so
nach und nach eine
Geschichte der spät-
byzantinischen Iko-
nenmalerei schreiben.
Zum mindesten wäre
wünschenswert, daß
bestimmt abgegrenzte
Gruppen oder etwa
Klosterschulen fest-
lohiinn Georg, Herzog zu Sachsen.
1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 6.
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etwas geneigt. Das soll wohl andeuten, daß
er schon bejahrt war. In der rechten Hand
hält er das gleiche
Kreuz wie Johannes.
Beide Heilige stehen
unter Bögen, die
von drei Palmen-
säulen getragen
werden. Darüber
befinden sich noch
ein Bogen und zwei
Blumenornamente.
Das Ikon ist sicher
Teil einer Ikonostase
gewesen. Die Orna-
mente und Säulen
erinnern an die-
jenigen der Ikonen
aus Hagios Spyri-
don, deuten aber
schon einen Verfall
an. Ich mOchte
schon aus diesem
Grunde dieses Ikon
um 1650 ansetzen.
Auch die Art der
Malerei weist an-
nähernd auf diese
Zeit.
Das dritte (Ab-
bildung 3) befindet
sich in dem Kloster
Hagia Katharina.
Es ist leider so
dunkel in der Farbe
und so stark mit
Firnis überzogen,
daß die Aufnahme
nur sehr unvoll-
kommen gelungen
ist. Immerhin läßt
■ich wohl erkennen,
daß es ein hervor-
ragendes Madonnen-
bild ist. Maria hat
das Kind auf dem
PO hten Arme sitzen.
Jesus erhebt die
rechte Hand zum
ien. Der Kopf
Maria w. ist die typischen
Züge auf. Die Gewandung bt, wenn ich mich
Abb. 8.
bvzantinischen gelegt würden.
recht besinne, rot. Dieses Ikon ist zweifellos
von den drei hier behandelten das älteste.
Ich bin versucht, es
in die Zeit vor 1500
zu weisen. Es ist
also außer dem Ikon
in dem griechischen
Schatze der heiligen
Grabeskirche und
dem sogenannten
Lukasbilde in der
syrischen Markus-
kirche das älteste
in Jerusalem, wenn
nicht in ganz Palä-
stina. Schon aus
diesem Grunde ist
es der Beachtung
wert. Ob es in
Jerusalem entstanden
ist, dürfte wohl
schwer zu ent-
scheiden sein. Ich
vermute aber bei-
nahe, daß es als
Geschenk hierher
kam. Wenn es auch
das älteste der drei
ist, so ist es doch
das konventionellste.
Die beiden anderen
weisen dagegen mehr
auf Künstler, die
selbständig geschaf-
fen haben.
Es würde von
Wert sein, wenn man
feststellen könnte, wie
die Namen der Maler
gewesen sind. Viel-
leicht ließe sich so
nach und nach eine
Geschichte der spät-
byzantinischen Iko-
nenmalerei schreiben.
Zum mindesten wäre
wünschenswert, daß
bestimmt abgegrenzte
Gruppen oder etwa
Klosterschulen fest-
lohiinn Georg, Herzog zu Sachsen.