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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Georg, Johann: Einige Beiträge zur christlichen Kunstgeschichte Palästinas
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0145

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251

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. 7.

252

stigen im Orient her-
ausgehen. Manche
weisen noch direkt
auf altsyrische Ein-
flüsse, andere auf
abendländische. Alle
haben aber grie-
chische Inschriften.
Ich gebe hier zwei
wieder, die besonders
gut sind. Das eine
(siehe Abb. 2) stellt
die Kommunion der
Apostel dar. Christus
steht hinter einem
Altar, der mit einer
Kuppel bekrönt ist.
Die Apostel nahen
sich ihm von rechts
und empfangen

stehend die Kom-
munion, wie es in
der orientalischen
Kirche üblich ist.
Der Hintergrund

zeigt einen inter-
essanten Kirchenbau,
dessen Formen aus
guter Zeit stammen.
Sicher soll er irgend-
eine Kirche Palä-
stinas, vielleicht in
Jerusalem, darstellen.
In der orientalischen
Kunst wird ja oft
dargestellt, wie Chri-
stus sechs Aposteln
auf der einen Seite
des Altars seinen
Leib und auf der
anderen Seite sechs
Aposteln sein Blut
reicht. Dieses Ikon
ist also abweichend
davon und geht
zweifellos auf abend-
ländische Einflüsse
zurück. Es ist aber
interessant, zu be-
obachten, wie die
abendländische Darstellung sozusagen orien-
talisiert worden ist. Das andere (siehe Abb. 3)
ist sehr wertvoll. Maria steht und hat das

Kind auf dem Arme.
Diese Art findet man
selten. Neben ihr
steht der Dichter
Romanos in priestei-
lichem Ornat. Die In-
schrift lautet 'O öoioc
1'nfj.tivog iifitXwöng
Das Po ist eine Er-
gänzung von mir.
Aber eine andere ist
nach dem Sinne
kaum möglich. In
der rechten Hand
hat er ein Weih-
rauchfaß. Die linke
hält ein Spruchband,
auf dem sicher ein
Lied steht, das er
singt. Denn aus
seinem Munde kommt
ein Streifen, auf dem
der Text steht, wahr-
scheinlich ein Lob
Maria. Dieses Ikon
ist also durch den
Gegenstand ganz be-
sonders der Beach-
tung wert, da es
den größten byzanti-
nischen religiösen
Dichter darstellt.

II. Am Jakobs-
brunnen. Hier wird
jetzt eine neue grie-
chische Kirche ge-
baut, wodurch wohl
alle alten Reste ver-
schwinden werden.
Früher hat an dieser
Stelle eine Kreuz-
fahrerkirche und noch
früher eine byzan-
tinische gestanden.
Als einen der letzten
Reste dieser zeige
ich hier ein Kapital
(siehe Abb. 4). Die
reiche Ornamentie-
rung weist etwa auf
die Zeit Justinians. Ähnliche Kapitale sieht
man in Jerusalem und in der Abrahamsmoschee
in Hebron. Es ist sehr zu wünschen, daß
 
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