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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Schippers, Adalbert: Der römische Kern des Trierer Domes, die Abteikirchen von Limburg a. d. Haardt und Maria-Laach in ihren Maßverhältnissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0206

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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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kaden des Mittelschiffes veranschaulicht die
Mitte des Raumes. Dieser unscheinbare Zier-
streifen wird zugleich der Ausgangspunkt für
die Bestimmung des wichtigsten abgeleiteten
Maßes, des Drittels der Innenweite. Die Ent-
fernung von der Mittelkante des Gesimses bis
zur Oberkante der Säulenkapitelle ist genau
dieses Drittel. (Vgl. Abb. 5.) Die Höhe der
Säulen bis zur gleichen Oberkante beträgt zwei
Drittel. Ohne Zweifel ist es ein Mangel an
dem sonst so hervorragenden Bau, daß die
erwähnte Teilungslinie so schwach akzentuiert
wurde, auch wenn dies geschah mit Rücksicht
auf einen später auszuführenden gemalten
Bilderzyklus. Die Linie geht damit für den
Rhythmus des Aufbaues fast verloren.

zahl kann durch die anstoßende Klosteranlage
veranlaßt worden sein. Es ist aber auch nicht
unwahrscheinlich, daß die dominierende Grund-
zahl den Ausschlag gegeben hat. Die Seiten-
länge des Urquadrates betrug 42 Fuß. Chor,
Querschiff und Seitenapsiden halten aller Wahr-
scheinlichkeit nach 44 Fenster. Dement-
sprechend sollte das 81 Fuß breite Langhaus
sich ebenfalls mit 4x11 Fenstern anschließen.
Im Querschiff und im Chor ist das Gesimse
über den Wandarkaden um so viel tiefer ge-
zogen, als die Breite des Vorsprunges an den
Freipfeilern der Vierung beträgt. Diese Ände-
rung wurde mit Rücksicht auf die um dasselbe
Maß herabgesetzten Vierungsbogen getroffen.
Die Wandlisenen des Querhauses und des

Abb 4. Grundriß der Abteikirche von Limburg a. d. Haardt.

Das Drittel der Innenweite zeigt sich ferner
als die lichte Höhe sämtlicher Fenster. Ihre
Breite entspringt aus der Hälfte der Höhe bis
zum Bogenansatz. Dieser liegt in den Seiten-
schiffen auf der gleichen Linie, wie die Ober-
kante der Säulenkapitelle. Hieraus ergibt sich
ferner die Sohlenhöhe der Fenster, die zu-
gleich die halbe Höhe der Seitenschiffemarkiert.
Dasselbe Maß bestimmt den Ansatz der Fenster
im Mittelschiff über dem Gesimse.

Ein sinnvoller Gedanke des Limburger
Architekten war es, wie die Fensterhöhe so auch
die Interkolumnien nach dem Drittel der Innen-
weite anzuordnen, wodurch das Mittelschiff
sich nach den Seitenschiffen hin Öffnet. Die
Ausdehnungdes Langhauses, deren Bestimmung
uns noch erübrigt, ist somit weder nach
dem Urquadrat noch nach dem Innen-
quadrat abgemessen, sondern nach elf
Interkolumnien. (Vgl. Abb. 4.) Die Elf-

Chores, die ein ungewöhnlich feines Gefühl
verraten, ordnen sich nach den Interkolumnien
des Langhauses und bringen ihre rhythmische
Bewegung wirkungsvoll zum Abschluß. (Abb. 5.)
Kein geringeres Interesse als die Abmes-
sungen der Basilika erwecken die Maße ihrer
Vorbauten. Durch die drei Pforten des Lang-
hauses gelangte man zunächst in eine drei-
teilige Vorhalle, die wohl den antiken Narthex
vertreten sollte. Der mittlere, durch sechs
rechteckige Gewölbe eingedeckte Raum hatte
von Mauerkern zu Mauerkern die Länge
des Vierungsquadrates, 42 Kuß. Die Breite
aber war genau gleich dem Maior der nach
dem goldenen Schnitt geteilten Länge. Von
der Vorhalle gelangte man in den unbedeckten
Vorhof, dessen Anlage an eine freie Ver-
einigung des alten Propyläon und des Para-
dieses erinnert. Das erstere, vor dem Ein-
gang in die Vorhalle, besaß die Länge der
 
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