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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Oidtmann, Heinrich: Alte Glasmalereien aus der Pfarrkirche zu Monreal bei Mayen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0211

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377

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 11.

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enden, auf einer Konsole, unmittelbar neben
dem Mittelfenster, das von Hornsche Wappen,
wie es sich ebenfalls in der linken Fischblase
des Maßwerkes befindet Nun hält aber auch
in dem Fenster zu Capellen der eine Engel
oben links in der herrlichen Architektur das
gleiche von Hornsche Wappen, ein weiterer
Umstand, der mit für die Vermutung spricht,
daß die Scheiben früher in Monreal gewesen
sind.

Ohne Frage gehören aber auch die Fisch-
blasen zu Monreal und das Fenster zu Capellen
heraldisch zusammen. Nach den dar-
gestellten Wappen ist das Fenster gestiftet
von Philipp Graf zu Virneburg, Herr zu Neuen-
ahr und Saffen-
burg und seiner
ersten Gemahlin
Johanna, Gräfin
von Hörn, welche
er 1466 heiratete.
Da sie die Tochter
Jakobs Grafen von
Hörn und der Jo-
hanna Gräfin von
Mors - Saarwerden
war, so sind die
Wappen Hörn und
Mors - Saarwerden
in der linken Lang-
bahn angebracht
unter dem Ehe-
wappen Virneburg-I_________________________

Hörn der Krönung. Das andere Wappen
der Krönung ist das große Virneburgische,
mit Neuenahr im 2. und 3. Felde und Safl'en-
burg im Mittelschild vereinigt; so auch ge-
malt im Grünenbergschen Wappenbuch des
XV. Jahrh. Die beiden von Engeln ge-
haltenen Wappen in der rechten Langbahn
sind das Sombreffsche — Balken überhöht
von Merletten — und das Virneburgsche,
also die Wappen des Ehepaares Robert Graf
von Virneburg, gestorben 145!i und seiner ihm
laut Eheberedung vom 15. Februar 1447 ver-
mählten Gattin Margaretha von Sombreff.
Beide sind die Eltern des oben erwähnten
Philipp, des Gatten der Hörn, und seines
Bruders des Grafen Robert von Virneburg,
Abt zu Prüm, 147(3 erwählt, am 8. April 1513
gestorben.

Daher läßt sich annehmen, daß die Stifter
des Fensters Graf Philipp von Virneburg, ge-

storben 1517, seine Gemahlin und sein Bruder
Robert, der spätere Abt zu Prüm, gewesen
sind. Da der Grabstein des Abtes in der
Kirche zu Prüm das Wappen mit dem Som-
breflschen vereinigt, also etwas anderes zeigt
wie das hier dargestellte, so liegt die Ver-
mutung nahe, daß er vor seiner Erwählung
das väterliche Wappen, wie es auf dem Fenster
und in Grünenbergs Wappenbuch dargestellt
ist, geführt hat. Da Philipp 14(i(i geheiratet,
der Abt 1476 erwählt wurde, dürfte die An-
fertigung des Fensters in den Jahren 1466 bis
1476 erfolgt sein. Übrigens haben die letzten
Grafen von Virneburg nicht auf Burg Virne-
burg, sondern auf Burg Monreal gewohnt und

in Monreal viele
Stiftungen und

Schenkungen an
die Kirche ge-
macht2).

Da das Bild von
Gott - Vater im
oberen Zwickel den
dreizipfligen Lilien-
nimbus auf rotem
Grunde aufweist,
anderseits der

Kruzifixus in Ca-
pellen ebenfalls in
rotem Schein das
goldeneLilienkreuz
zeigt, so liegt die
^^^^^^^^.Vermutung nahe,
daß in dem leider spurlos verschwundenen
kleinen Zwickel zu Monreal die Taube als
Symbol des Hl. Geistes eingesetzt war. Denn
wenn Gott-Vater, wie dies zu Monreal der
Fall ist, einen Kreuznimbus hat, so spricht
dieser Umstand für den im XV. Jahrh. üb-
lichen Gebrauch, die Dreieinigkeit darzustellen.
Was nun mit den Monrealer Funden, jetzt,
nachdem sie im Sinne des Herrn Pfarrers in
ihrer ursprünglichen Pracht gereinigt und kunst-
gerecht in Ordnung gebracht sind, geschehen
soll (vgl. Abb.), wird wohl zu erwägen sein.
In Capellen, wo die sechs unteren Felder seit
dem Jahre 1830 in rechtmäßigem Besitze der
katholischen Pfarrkirche sind und deren wert-
vollsten Schmuck bilden, eignen sich die Maß-
verhältnisse durchaus nicht dazu, die herrlichen

2) Die heraldisch-genealogischen Angaben verdanke
ich der Liebenswürdigkeit Seiner Exzellenz des Herrn
Generalleutnant E. von Oidtman, Lübeck.
 
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