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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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1. Heft
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Rathgen, Bernhard von; Schäfer, Karl Heinrich: Feuer- und Fernwaffen beim päpstlichen Heere im 14. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0030

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14

BERNH. RATHGEN U. KARL SCHÄFER, FEUER- U. FERNWAFFEN IM 14. JAHRH. VII. BAND

fabricare beretones (oder veretones) et ipsos
vendere ipsi Camere 10 fl.
Ein Vergleich mit der „Grofsen Kompagnie“
ergibt zunächst, dafs der Monatssold der Fufs-
truppen 1359 um x/2 fl. niedriger ist wie 1350. —
Dann werden 1350 bei den Fufstruppen nur Arm-
brustschützen und Schildträger12) unterschieden.
Dagegen 1359 werden aufser 91 ballistarii 200 pe-
dites decenter armati18) noch genannt 75 famuli. —
Diesen lag (vgl. 5) die Bedienung des Schiefsge-
rätes, der Bombarden und Trabuken, ob.
Der Soldvertrag beginnt (fol. 1) mit den Sätzen,
die allen im Heere vertretenen Einheiten zu zahlen
sind. Dann bringt er am Schlufs die abweichenden
Gehälter für besondere Dienste (zu 1 — 8). Die
K onstabler der balistarii und der famuli erhielten
darnach 6 fl., der Monatssold des Magister ba-
listarum und trabuchorum (zu 2—1) beträgt aber
nur 5 fl. Diese Magistri sind also wohl mit der
Verwaltung- und der Erhaltung des Gerätes be-
auftragte Handwerksmeister, keine Streiter.
Aus (zu 5—7) ergibt sich, dafs später der Be-
lagerungspark neu organisiert wurde. Die Ge-
samtleitung der Angriffsmittel wird mit der Be-
zeichnung Ingignerius dem Meister Cichino von
Ymola übertragen; vielleicht demselben Meister
von dem (1) 1350 für die Belagerung- von Salu-
erolo eine trabucha zu dem Preise von 3 fl. fertig
bezogen worden war. Das enorme Monatsgehalt
von 30 fl., das dem Chichino zugebilligt wird, läfst
auf den hohen Wert schliefsen, den man seiner
Stellung oder ihm persönlich beilegte. Als Ver-
gleich diene, dafs der Bannerherr für sich, seinen
Trompeter und einen Knappen — also 3 Pferden —
monatlich nur 19V2 jeder Ritter für sich mit
Pferd nur 6ya fl. erhielt.
Die bisher getrennte Aufsicht und Verwaltung
der Schiefsgeräte — ballistae, trabuche und bom-
bardae (s. 2.4) — wird unter einem Ingignerius
canarum (Feuerrohre) et trabucharum (5) vereinigt.
Derselbe erhält für sich den Sold eines Cone-
stabili — 6 fl. — sowie für einen famulus den
Sold eines balisterius — 3 fl. —.
Wie 1350 die Kug-eln für die Bombarden zum
Teil im Belagerungspark erschmiedet wurden, so
werden hier (8) besondere Pfeilmacher bezahlt, die
am Ort die Armbrustbolzen anzufertigen haben.
In den Angaben (1—7) spiegeln sich deutlich
die ersten Anfänge einer Organisation für das
Artillerie- und Ingenieurwesen.
Geben die Rechnungen von 1359 einen Anhalt
für die Truppe, welche im 14. Jahrhundert die Fern-
12) Wohl mit Schild, Schwert und mit Spiels bewaffnet.
—Vgl. Schäfer, Deutscher Herold 1912,Das Sieneser Fresko-
gemälde der Reiterschlacht bei Turrita vom Jahre 1363

und Feuerwaffen bediente, und die Rechnungen
von 1350 Kunde von vielen Einzelheiten der Kon-
struktion und der Technik dieser Waffen, so sind
die in den Rechnungen von 1340 enthaltenen ur-
kundlichen Beweise für die erstmalige Erprobung
und Beschaffung von Feuerwaffen in Mittelitalien
von hoher geschichtlicher Bedeutung.
v. Romocki hat in der Geschichte der Ex-
plosivstoffe I, 80—82, nachgewiesen, dafs die früher
als älteste Urkunde über das zweifellose Vor-
kommen der Feuerwaffen von 11. II. 1326 von „dem
berüchtigten Tibri“ im Datum gefälscht ist. Forrer
hat in der Zeitschr. f. hist. Waffenk., Bd.VI S. 22,
den Beweis erbracht, dafs die Büchse von Sanct
Orsola Arco nicht 1322, sondern 1522 gefertigt
worden ist. Romocki sagt: „Die älteste zweifel-
lose Nachricht über Geschütze findet sich aller-
dings in Italien, doch deutet sie keineswegs auf
die arabischen Länder, sondern vielmehr der alten
Tradition — vom schwarzen Berthold — gemäfs
auf Deutschland als das Ursprungsland der Ge-
schütze hin. Der Kampf, in welchem diese ersten
Geschütze auf italienischem Boden gebraucht
werden, spielt sich im nördlichen Teile Italiens,
dicht an der Grenze der österreichischen Lande,
vor der Stadt Cividale in Friaul ab, und die-
jenigen, welche Cividale mit Geschütz an-
greifen, sind — was bisher ganz übersehen worden
zu sein scheint — Deutsche Ritter.“
Dann gibt v. Romocki den vollen Wortlaut
der betreffenden Stelle aus der im XXIV. Bande
von Muratini abgedruckten Chronik von Cividale.
Diese sollte jeder für das Aufkommen der Feuer-
waffen Interessierte nachlesen und studieren,ebenso
das nach dem „Chronicon Estense“ wörtlich mit-
geteilte Beweismaterial für die Zweitälteste, eben-
falls auf Cividale bezügliche Nachricht. Es handelt
sich um die Jahre 1331 und 1334. Die beiden
deutschen Ritter, die Cividale mit Feuerwaffen be-
rennen, heifsen de Spilimbergo und de Crus-
pergo. Das sind die Namen der in Friaul ge-
legenen deutschen Burgen von Spangenberg und
von Kreuzberg. (Deutsche Ritter I, 147.)
Den damaligen Erfolg der Feuerwaffen be-
zeichnet der italienische Chronist von 1331 etwas
höhnisch mit den Worten: „Nihil nocuit.“ Das
hindert aber nicht, dafs die neue deutsche
Waffe den so bescheiden begonnenen Weltenlauf
weiter fortsetzt, über Mantua, Modena 1340 süd-
wärts nach Toscana gelangt, wie unsere Rech-
nungen jetzt, als drittältester Belag über Feuer-
waffen, nachweisen. Es folgt 1346 Aachen und
die Schlacht bei Crecy. Dann in rascher Folge
1350 (Saluerolo), 1357 (Avignon), 1359 (Ravenna)
und immer schneller wird der Siegeslauf über die
alten Waffen, so dafs z. B. die Stadt Perugia 1364
 
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