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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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4. Heft
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Forrer, Robert: Die eiserne Hand von Balbronn (Elsaß)
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0127

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4. HEFT

R. FORRER, DIE EISERNE HAND VON BALBRONN

107

dafs Götz nicht der letzte war, bezeugen die
eiserne Hand von Baibronn, die beiden Eisen-
hände der Sammlungen Zschille und Gimbel und
die mancherlei anderen gleichartigen Erzeugnisse,
welche noch in anderen öffentlichen und privaten
Sammlungen ihr Dasein fristen7).
graphische Abbildung der Hand des Götz von Berlichingen
und einer zweiten Eisenhand ist kürzlich auch in einem

unsignierten Artikel „Künstliche Gliedmafsen“ in der
„Berliner Illustrierten Zeitung“ Nr. 28 vom n.Juli 1915 er-
schienen.
7) F. M. Feldhaus bildet in seinem eben erschie-
nenen Buche „Modernste Kriegswaffen alte Erfindungen“
einen eisernen linken Arm mit beweglicher Hand ab. Ge-
funden sei sie in Alt-Ruppin. Als Alter wird „etwa vom
Jahre 1490“ angegeben, was wohl etwas zu hoch gegriffen
ist; richtiger dürfte etwa die Mitte des 16. Jahrhunderts sein.

FACHNOTIZEN
■ . _ . - >

Ein Ulfberhtschwert des 11.Jahrhunderts. Ein
bei Hamburg aus der Alster gebaggertes Schwert
(s. Abb.), das sich seit kurzem im Besitz desMuseums
für Hamburgische Geschichte befindet, hat die be-
reits mehrfach erörterte Klingeninschrift Ulfberht.
Die Gesamtlänge des Schwertes, dessen Ort ab-
gebrochen ist, beträgt 95,5 cm; die zweischneidige
beiderseits dachförmige, mit breitem Hohlschliff
versehene Klinge ist 81 cm lang und oben an der
Wurzel 6,5 cm breit, die Art ihrer Verjüngung
läfst auf einen spitzigen Ort schliefsen. Die wenig
abwärts geneigte Parierstange von oblongem Quer-

11.Jahrhunderts angereiht, falls das Ulfberht-
schwert von Marin wirklich als spätere Moderni-
sierung einer Karolingerklinge angesprochen wer-
den mufs (s.Z.f.h.W.i,391 f.). Erweitertsichaberder
Zeitraum, in dem Ulfberhtschwerter geschmiedet
wurden, auf etwa drei Jahrhunderte, so mufs auch
die Herkunft der frühen Ulfberhtschwerter in
anderem Lichte erscheinen.
Wurde die Annahme einer einzigen Werkstatt
durch die grofse Verschiedenheit dieser Schwerter
(s. Lorange, Den yngre Jernalders Svserd S. 29)
von vornherein in Frage gestellt, so hatten auch


schnitt (1,5x0,7 cm) ist 14 cm lang; an der 9,5 cm
langen Griffangel hat das Gehilze keinerlei Spuren
hinterlassen; der hutförmige massive Eisenknauf
ist 3,75 cm hoch, die Durchmesser seiner gerad-
flächigen Basis betragen 5,7 und 2 cm. Also han-
delt es sich, da die Einheitlichkeit der Arbeit für
alle Einzelteile unzweifelhaft feststeht, um ein
Schwert des 11. Jahrhunderts.
Die grob damaszierte Klinge trug in ihrem
oberen Drittel die Inschrift + VLFBERH + T,
deren römische Majuskeln, wie sie durch zahl-
reiche gleichzeitige Klingeninschriften bezeugt
sind, aus den breit ausgefressenen Buchstabenver-
tiefungen mit Ausnahme von L und F deutlich zu
erkennen sind1). Die andere Klingenseite zeigt die
Narben eines Andreaskreuzes, das beiderseits durch
drei Vertikalstriche flankiert wird.
Damit wird den Karolingerschwertern mit der
Inschrift Ulfberht zum ersten Mal ein Schwert des
') Wieweit die eingestanzten Buchstaben tauschiert
oder gar eisen tauschiert waren, bedarf dringend einer
neuen umfassenden Untersuchung.

schon Delgobe, der Herausgeber der von Lorange
hinterlassenen Schrift(s.Lorange a. a.O. S.2i,Anm.i)
und nach ihm Undset (Archiv für Anthropologie
19,262) wegen der grofsen Zahl dieser über Nor-
wegen bis nach Irland, Ungarn und Ostpreufsen
verbreiteten Schwerter vermutet, dafs sie nicht
sämtlich Ulfberhts Werkstatt entstammten, sondern
dafs die Ulfberhtinschrift ebenso wie die Wolfs-
und Ferraramarke (s. W. M. Schmid, Z. f. h.W. 3,
312ff.; E.v. Lenz, ebendaö, i8off.) von Konkurrenten
nachgeahmt wurde.
Vielleicht kann hierdurch auch das Vorherr-
schen der fehlerhaften Form der Inschrift, die
noch Undset zur Lesung Ulfbern verleitete, eine
glaubhaftere Erklärung finden. Denn das dem T
in fast allen bisher bekannten Fällen vorangestellte
Schlufskreuz ist an dieser Stelle natürlich sekun-
där und mufs aus der ursprünglichen, uns eben-
falls überlieferten Schreibweise HTf- (s. Lorange,
tab. II 2 a) abgeleitet werden, da diesem Schlufs-
kreuz stets ein Anfangskreuz entspricht und alle
anderen Buchstaben der Inschrift nie durch Kreuze
 
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