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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
10./11. Heft
DOI Artikel:
Kretschmar, Hans Alfred [Gefeierte Pers.]: Oberst z. D. Hans Alfred von Kretschmar: 1. Vorsitzender des Vereins für historische Waffenkunde : † 29. Dezember 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0348

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Oberst z. D. Hans Alfred von Kretschmar
1. Vorsitzender des Vereins für historische Waffenkunde
-f* 29. Dezember 1917

In Hans Alfred von Kretschmar, den kurz
vor Schluß des Jahres in seinem 72. Lebensjahr
eine Lungenentzündung schnell hinweggerafft
hat, verliert der Verein für historische Waffen -
kunde einen seiner Getreuesten. Schon 1897,
als eben erst unter
Boeheims geistiger
Führung derV erein
gegründet worden
war, schloß sich der
jetzt Verblichene
ihm an. Und wie
es nach Ernst von
Usedoms Rücktritt
galt, das Amt eines
ersten Vorsitzen-
den neu zu beset-
zen, fiel die Wahl
auf den Mann, des-
sen Stellung, An-
sehen und Wissen
sich schon lange
höchste Achtung in
unseren Kreisen er-
freute. Nach kur-
zem Frontdienst,
in dem er die Krie-
ge von 1866 und
1870/71 als Adju-
tant im Artillerie-
kommando miter-
lebte, schon mit 32
Jahren zum Lehrer
an der vereinigten
Artillerie- und In-
genieurschule be-
rufen, hatte er Ge-
legenheit, seine Be-
gabung für die
theoretische und
geschichtliche Er-
forschung seiner
Waffe zu entwik-
keln. Durch sei-
nen Eintritt in die
Leitung der Firma
Friedrich Krupp in Essen wurde er noch enger
mit der Technik der KriegswafFen verbunden, und
als Vertreter seines Hauses konnte er auf ausge-
dehnten Reisen, besonders auch in längeren Auf-
enthalten in Ostasien, deutscher Weltwirtschaft
und deutschem Unternehmungsgeist erfolgreich
dienen. Indem so die Geschichte und Technik
der Waffe immer mehr in den Mittelpunkt seiner
ausgebreiteten wissenschaftlichen und künstleri-
schen Interessen rückte, fand er von selbst enge-
ren Anschluß an die Kreise, die durch den Verein
für historische Waffenkunde vertreten und be-

fruchtet werden. Dem Dresdner Waffengeschicht-
lichen Seminar trat er sofort bei — er hatte sich
inzwischen auf einen Ruhesitz nach Radebeul bei
Dresden zurückgezogen — und nahm an dessen
Arbeiten in selbständigen Studien, von denen nur
die über die Syste-
matik der Stangen-
waffen und die Be-
deutung des Tur-
nierteppichs von
Valenciennes hier
genannt seien, mit
unermüdlicher Leb-
haftigkeit teil. Als
Heraldiker konnte
er geschichtlichen
Forschungen je-
der Art nützlichste
Dienste leisten, wo-
für ihn sein mit Ei-
fer gepflegtes Amt
als Mitglied der
König], Kommis-
sion zur Erhaltung
der Kunstdenkmä-
ler auch äußerlich
legitimierte. Wenn
ihn auch Krank-
heit verhinderte,
den Verein auf der
Stockholmer Ta-
gung 1914 zu ver-
treten, und seineTä-
tigkeit als Delegier-
ter des Roten Kreu-
zes seit Kriegs-
beginn seine Zeit
aufs stärkste in An-
spruch nahm, konn-
te der Verein doch
jederzeit auf seine
tatkräftige organi-
satorische Mitar-
beit ebenso sicher
rechnen wie jeder
Einzelne auf seine
Teilnahme in allen geschichtlichen und beson-
ders auch kunstgeschichtlichen Fragen.
Heute, wo am Horizont die erste Morgen-
röte eines friedlichen Abschlusses des Völker-
ringens hoffnungsvoll aufflammt, stehen wir in
tiefer Trauer am Sarge des tätigen, warmherzi-
gen und gütigen Mannes, der bis zuletzt seinem
Vaterland seine Kräfte geliehen hat. In dem
Verein, dessen erstes Amt er über fünf Jahre
bekleiden durfte, wird sein Bild, von frischen
Kränzen herzlichen Dankes und aufrichtiger Ver-
ehrung umwunden, niemals verblassen.
 
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