Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI issue:
8. Heft
DOI article:
Mörtzsch, Otto: Das wehrhafte Freiberg im Mittelalter
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0237

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
216

OTTO MÖRTZSCH, DAS WEHRHAFTE FREIBERG IM MITTELALTER

VII. BAND


Abb. i.
Das wehrhafte Freiberg im Mittelalter
Von Otto Mörtzsch

Unter den sächsischen Städten nahm im Mittel-
alter Freiberg, die „in ganz Europa bekannte
Haupt-Berg-Stadt“ den ersten Rang ein.
Sie war die grölste, reichste und festeste Stadt
der Wettiner; zählte sie doch mehr Einwohner als
Dresden oder Leipzig- (1474 über 4500, Dresden
gegen 3200, Leipzig gegen 3750), und ihre „unter-
irdischen Schätze und überirdischen Kostbarkeiten“
waren weit berühmt. Eine sechs bis acht Meter
hohe Ringmauer, über anderthalb Meter stark, aus
Bruchsteinen erbaut, neununddreifsig Türme und
fünf Tore, ausgestattet mit festen, hohen Türmen
und Zugbrücken, ein tiefer Graben und achtzehn
Aufsenwerke mit Zwingermauer verwahrten sie
gegen jeden Angriff. Von den Mauertürmen stehen
nur noch acht, von den Toren sind ein Bogen des
Meifsner Tores und der Turm des Donatstores
übriggeblieben.
Bereits seit 1294 besitzt Freiberg ein geschrie-
benes Stadtrecht, das uns Ermisch im Codex diplo-
maticus Saxoniae regiae (li, XII, XIII, XIV) in

trefflichster Weise herausgegeben und bearbeitet
hat. Aus ihm entnehmen wir (Kapitel 39, § 6),
dafs die Bürger der Stadt und die Berg- und
Hüttenleute allezeit bewaffnet gehen durften. „Alle
burger unde koufeute, arme unde riche, die magen
tragen unde vuren allerleie geifere, ivaz si haben, in
diseme lantgerichte unde ioch uberal in des konigis-
lande ane vare, ivo si icht zu schaffene haben, zu
dem gebirge, zu den hatten, zu den Vorwerken oder
wo si wandern in des konigis lande, da mugen si
vuren spitze (Spiefse), swert, grellen, armbrust unde
bogen, der lantrichter noch kein richter hat kein ge-
richte noch keine buze (= Bufse, Gerichtsstrafe)
daran zu rechte
Die erste Bemerkung über die Waffen der
Stadt finden wir im Jahre 1379 (Codex II, XII,
S. 97): „Consules hcibent XXXVIII balistas stege-
reyfe armbruste. Item XIX rückearmbruste.“ Die
Bürger mufsten für ihre Ausrüstung selbst sorgen:
,,Dg schuworchten (Schuhmacher) sullen holden
24 panczer .. . . Alzo vil sullen dy snydere panczir
 
Annotationen