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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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8. Heft
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Schwietering, Julius: Meister Gicelin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0236

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8. HEFT

J. SCHWIETERING, MEISTER GICELIN

215

hagener Nationalmuseum ein Schwert (Nr. D 7955;
Abb. i d) mit der Inschrift -f INNOMINIE DOMIN •
Abb.8) befindet, das gleichfalls dem 13./14. Jahr-
hundert angehört; der Durchmesser des runden
scheibenförmigen Knaufs beträgt 5 cm, die Breite
der Klingenwurzel 4,3 cm, die Griffangel ist 10,2 cm
und die Parierstange von rundem Querschnitt
23,7 cm lang. Auf der Rückseite der Klinge sind
jedoch mit Sicherheit nur drei malteserkreuzartige
Einschläge sichtbar, deren Anordnung den Ge-
danken an eine vorhanden gewesene Gicelin-
inschrift mit worttrennenden Kreuzen von vorn-
herein ausschliefst; auch hat das Kreuz auf der
anderen Seite zu Beginn der Inschrift die grie-
chische Form, die wir von anderen gleichzeitigen
Schwertinschriften kennen. Wahrscheinlich haben
wir in diesen über die Rückseite der Klinge ver-
teilten Kreuzen, deren Form wir auf Schwert-
knäufen jener Zeit wieder begegnen, Reste einer
ornamentalen Behandlung zu sehen, die als Gegen-
stück zu dem voll ausgeschriebenen Namen Gicelin
vielleicht eine Meistermarke enthielt oder von einer
solchen ihren Ausgang nahm. Denn weil dies in
Odsherred (Seeland) gefundene Schwert derselben
Zeit wie die Gicelinschwerter entstammt, und ‘in
nomine domini'-Klingen bisher sonst nicht bezeugt
sind, liegt die Vermutung nahe, dafsesinit unseren
Klingen in irgendwelchem Zusammenhang steht.
Ob wir darin das Vorbild der Gicelinschwerter
oder eine ihrer Nachbildungen vor uns haben, läfst
sich auf Grund der wenigen bisher ans Licht ge-
kommenen Exemplare nicht entscheiden. — Ab-
gesehen von dem fehlerhaft eingeschobenen I vor E
weicht die Inschrift dieses Schwertes von denen der

Berliner Schwerter insofern ab, als letztere das A11-
fangs-I und N ligieren, so dafs wir diese Ligatur wohl
auch für die zu Beginn undeutliche Inschrift des
Hamburger Gicelinschwertes voraussetzen dürfen.
Die Tatsache, dafs Gicelin seine Schwerter
sämtlich mit der Inschrift ‘in nomine domini‘
schmückte, läfst uns mit der Möglichkeit rechnen,
nun auch andere Schwerter, die in ihrer Inschrift
übereinstimmen, auch dann, wenn sie ihren Ver-
fertiger selbst nicht nennen, auf eine gemeinsame
Werkstatt zurückzuführen. Um diese Frage im
einzelnen zu entscheiden, wird man bei der Ana-
lyse der äufseren, innerhalb eines bestimmten Zeit-
raumes doch sehr typischen Form eines Schwertes
nicht stehen bleiben, sondern rein technische Unter-
suchungen über Struktur und Verarbeitung des
Materials mit zu Hilfe nehmen. Vorerst bin ich
freilich noch nicht in der Lage, nähere Anhalts-
punkte hierfür geben zu können.
Durch Gicelin wird die bisher durch Ulf berht
und Ingelred fürs 9. — 12. Jahrhundert bezeugte
Sitte, seinen vollen Namen als Meistermarke zu
gebrauchen, bis ins 14. Jahrhundert hinein lebendig
erwiesen, und zwar neben der nun allgemeiner
werdenden, von der Antike ererbten Gepflogen-
heit, die Marke möglichst unauffällig auf der Angel
unter der Griffverschalung anzubringen. Diese ver-
schiedenen handwerklichen Gewohnheiten, die wir
bisher in zeitlichem Gegensatz verstanden (s. z.B.
Wegeli a. a. O. S. 220), werden wir nunmehr auf
ihre lokale Bedingtheit zu untersuchen haben, um
daraus besten Falls ein neues Kriterium zu ge-
winnen, das die Herkunft eines Schwertes von
hüben oder drüben mit bestimmen hilft.
 
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