Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet, [6]
DOI Artikel:
Fachnotizen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0159

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. HEFT

BERNHARD ENGEL, WAFFENGESCHICHTLICHE STUDIEN

139

lern, deren aufschlächtiges Visier entweder fort-
gelassen ist, um das Gesicht besser zur Darstellung
zu bringen, oder aber verloren gegangen ist;
wenigstens sehen wir an der linken Kopfseite,
also rechts vom Beschauer (unterhalb des Ast-
loches im Hintergründe), einen grofsen Bolzen-
knopf. Der Bart ist auf die Brust aufgeschraubt.

Diese ist an den Seiten gekehlt, in der Mitte ge-
schiftet (Lilie). Um jeden Oberarm ist eine weithin
flatternde Binde geschlungen. Die Tartsche mit
rotem Kreuz in weifsem Grunde liegt unter dem
Drachen. Sie hat auf ihrer rechten Seite einen
Lanzenausschnitt; die kleine Ausbuchtung links
unten ist ein Astloch.

FACHNOTJZEN
■- - -J

Das Zeughaus der Fürstpröbste von Ell-
wangen. Das Zeughaus der Fürstpröbste von
Ellwangen befand sich in dem nordöstlich von
der Stadt Ellwangen auf einem nach Westen in
das Tal vorspringenden Bergrücken gelegenen
Schlosse. Die Geschichte der Burg ist noch wenig
bekannt. 1279 wurde sie von Graf Ludwig von
Ottingen niedergebrannt. 1354 soll sie wieder
aufgebaut worden sein. Das Schlofs in seiner
jetzigen Gestalt geht in seinen Hauptbestandteilen
auf den Fürstprobst Joh. Christoph von Wester-
stetten (1603—1613) zurück. Dunkel wie die Ge-
schichte der Burg ist auch die des Zeughauses.
Es war im westlichen Schlofsflügel in der Nord-
westecke gelegen und umfafste einen grofsen
Raum im Erdgeschofs mit Zwischengebälk und
einem Zwischenstock darüber. Seine Bestände
müssen ziemlich reichhaltig gewesen sein. Darauf
weisen die Anschläge der Reichstage des 15. und
16. Jahrhunderts hin. Im Jahre 1552, im sogen.
Fürstenkriege, legte Markgraf Albrecht von
Brandenburg Dekan und Kapitel eine Brand-
schatzung von 15000 fl. und vier Stücken ihrer
gröfsten Büchsen aus dem Zeughause auf.
Das Zeughaus hat bis in das 19. Jahrhundert
bestanden. Die Hillersche Chronik, eine Kompi-
lation aus dem vierten Jahrzehnt des 19. Jahrhun-
derts, berichtet, dafs grofse eiserne Böller, eiserne
Stückkugeln, Doppelhaken, deutsche Musquetons,
Flinten usw. zu sehen waren, und dafs noch vor
50 — 60 Jahren die Schwerter, Spiefse und Har-
nische vorgezeigt wurden, welche die Ritter Hans
von Schwabsberg, Christoph von Saverwang und
Hans von Rinderbach trugen, als sie als Kreuz-
fahrer in das heilige Land zogen. Das Ellwanger
Zeughaus hatte also auch seine Sehenswürdig-
keiten, ohne die ja früher ein Zeughaus kaum
denkbar war. Ohne die Zuteilung einzelner Waffen
an gewisse historische oder auch fabelhafte Per-
sönlichkeiten ging es nun einmal nicht. Das Zeug-
haus hat auch in anderer Beziehung das Schicksal so
mancher alten Waffensammlung geteilt. Es wurde

bei der Säkularisation von König Friedrich von
Württemberg fast völlig ausgeräumt. Der König
liefs mit den noch vorhandenen Waffen und Rüstun-
gen die künstlichen Ruinen im Schlofspark zu
Ludwigsburg, die „Emichsburg“ und „Monrepos“,
ausstatten. Sie waren dort vor einigen Jahrzehn-
ten noch zu sehen. Die besseren Stücke kämen
dann allmählich in das königl. Waffenmuseum im
alten Schlofs zu Stuttgart. Die einzelnen Stücke
lassen sich dort leider nicht mehr nachweisen.
Was in Ellwangen zurückgeblieben war, wurde
im Jahre 1853 mit anderem höchst wertvollem
Mobiliar um Spottpreise verkauft. In der kleinen
Waffensammlung des Ellwanger Geschichts- und
Altertumsvereins ist nichts von dem ehemaligen
Zeughausbestande vorhanden.
Bei Ordnung-sarbeiten im Archive im Gei ma-
nischen Nationalmuseum kam vor einigen Jahren
ein „Inventarium von allen Meubles in dem hoch-
fürstl. Schlofs ob Ellwangen, erricht den i5tenJa-
nuarii 1765“ zum Vorschein, das auf Veranlassung
des Fürstprobtes Anton Ignaz, Grafen Fugger,
(1756—1787), hergestellt worden ist. Auf S.34—36
enthält es auch ein „Inventarium von dem Zeug-
haus“. Es gab Veranlassung, weitere archivalische
Nachforschungen anzustellen. Das ehemalige fürst-
pröbstliche Archiv befindet sich im königl. Staats-
filialarchiv in Ludwigsburg. Es konnte dort das
Vorhandensein von zwei weiteren Inventarien des
Zeughauses festgestellt werden. Das eine trägt
die Aufschrift: „Verzaichnuss, wass in dess Fürstl.
Ellwang.Residenzschloss Armamentario an gewöhr
undt anderem sich den 5ten 7ber 1689 befunden.“
Seine Aufstellung erfolgte offenbar anläfslich des
Regierungswechsels, d. h. als Probst Ludwig Anton,
der dritte Sohn des Kurfürsten Philipp Wilhelm
v. d. Pfalz, sein Amt antrat. Das andere wurde
nach der Wahl des Probstes Franz Ludwig, des
jüngeren Bruders des vorigen, angelegt. Es ist
bezeichn et:,,Inventarium undt Beschreibung dessen,
wass dess Herrn Hoch- undtTeutschmaisters Hoch-
fürstl. Durchlaucht als New Erwählten Probsten
 
Annotationen