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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
6./7. Heft
DOI Artikel:
Forrer, Robert: Schwertinschriften in romanischen Miniaturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0218

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6./7. HEFT

R. FORRER, SCHWERTINSCHRIFTEN IN ROMANISCHEN MINIATUREN

197

Schwertinschriften in romanischen Miniaturen
Von Robert Forrer

In unserer Zeitschrift hat anno 1903 R. Wegeli
unter dem Titel„Inschriften auf mittelalterlichen
Schwertklingen“ (Bd. III. S. 177ff.) die ihm nach
den in Museen vorhandenen Schwertoriginalen be-
kannt gewordenen mittelalterlichen Schwert-
inschriften zusammengestellt. Ich habe nun kurz
vor dem Kriege für
meine Sammlung
mittelalterlicher
Pergamentminia-
turen ein dem Ende
des 12. Jahrhun-
derts angehören-
des, farbig kolo-
riertes Pergament-
blatt erworben, das
auf der einen Seite
den Kindermord zu
Bethlehem, darun-
ter Christi Einzug
in Jerusalem dar-
stellt, auf der Rück-
seite Adam und
Eva, Mariä Verkün-
digung, die Hirten
und Christi Geburt.
Die letztere Seite
bringe ich hier
nicht zur Abbil-
dung, da sie ledig-
lich kunsthistori-
sches Interesse be-
ansprucht, wohl
aber die erste Seite
wegen der Kinder-
mordszene bezw.
wegen der darin in
Tätigkeit treten-
den zwei gerüste-
ten Krieger (Ab-
bildung 1). Diese
Beauftragten des Herodes erfüllen ihr Henkeramt
mit barbarischer, vom Künstler zur Charakteri-
sierung der Massenschlächterei absichtlich über-
triebener Roheit. Der eine der beiden Krieger
spielst gleich fünf Kinder auf einmal auf sein
Schwert auf, wobei er als Gegengewicht zu dieser
grausigen Last den Körper weit nach hinten zu-

rücklegt. Der andere hält drei Kinder an den
Beinen fest und durchbohrt sie vor den Augen
des Herodes und der aufschreienden und umsonst
um Gnade flehenden Mütter. Beide Kriegsleute
tragen Ringbrünne mit Panzerhosen mit reihen-
weise aufgenähten Ringen nach Art derjenigen
des Teppichs von
Bayeux, der eine
aufserdem Ring-
handschuhe und
einen spitzen Helm
ohne Nasenschutz,
während der an-
dere mehr eine Art
hoher Lederkappe
auf den Kopf ge-
stülpt hat. Die
Schwerter sind
gleichmäfsig breit
und vorn abge-
rundet nach Art
der karolingischen
Schwerter, aber die
ziemlich breite Pa-
rierstange und der
runde Knauf deu-
ten bereits die vor-
geschrittene Zeit,
das auch durch Stil
und Technik der
Miniatur bezeugte
Ende des 12.Jahr-
hunderts an.
Was uns aber
an dieser Miniatur
besonders interes-
siert, sind die auf
der Schwertklinge
des unteren Krie-
gers sichtbaren
Buchstaben, die er-
sichtlich eine Schwertinschrift nachahmen.
Sie beginnt dicht unter der Parierstange und
lautet deutlich erkennbar HONO; ihr weiterer
Verlauf wird uns durch das erste der aufge-
spiefsten Kindlein verdeckt.
Ich habe daraufhin meine übrigen mittelalter-
lichen Miniaturen, so weit darauf Schwerter dar-


Abb. 1. Pergamentminiatur des 12. Jahrhunderts mit Kindermord zu
Bethlehem und Einzug Christi in Jerusalem (Sammlung Forrer)
 
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