Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
8. Heft
DOI Artikel:
Fachnotizen
DOI Artikel:
Literatur / Vereins-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0261

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
240

FACHNOTIZEN - LITERATUR

VII. BAND

lieh — sind, meines Wissens, nur noch vier kleine
Kanonen aus Bronze (mit der Jahreszahl 1775)
vorhanden. Sie befanden sich früher auf Schlofs
Waldeck. Jetzt stehen sie in Arolsen auf dem
Schlofshofe über dem Graben (s. Weinitz, Das
Fürstliche Residenzschlofs in Arolsen, Leipzig
1907). Von einer Stückgiefserei für metallene Ge-
schütze im Lande selbst verlautet übrigens nichts.
Major Gohlke hat die folgende Umrech-
nung zu machen die Freundlichkeit gehabt; er
schreibt dazu: ,,Die Mafsstäbe zeigen nicht die
üblichen Mafse in Zollen usw., sondern in soge-
nannten Partes des Kugeldurchmessers). Ich
gebe hier die Mafse in Metern und das Gewicht
in Kilogrammen:
6 o p f ü n d i g e r Mörser.

Kaliber.. 30,1 cm
Bombendurchmesser.. 29.6 ,,

Seelenlänge etwa.
1,05 m
Ganze Läng-e
Gewicht der Bombe.
57—58 kg
Gewicht des Rohres.
• • 9So »
Zweipfündige Kanone.
Höhlungsdurchmesser (Kaliber) .
6,60 cm
Kugeldurchmesser.
■ 6,30 „
Seelenlänge.
Ganze Länge etwa.
• L3° „
Gewicht der Kugel.
• °’935
Gewicht des Rohres etwa . .
430,0 kg

Der Mörser ist, da die Schildzapfen am Mittel-
stück sitzen, ein hängender Mörser.“ —
Aufser Major Gohlke hat auch Major Sterzei
— zurzeit in Graudenz Vorstand des Artillerie-
depots — mir manche Aufklärung und Belehrung
zu geben sichs nicht verdriefsen lassen.
Franz Weinitz.

LITERATUR

F. M. Feldhaus: Die Technik der Vorzeit, der
geschichtlichen Zeit und der Naturvölker. Ein
Handbuch für Archäologen und Historiker,
Museen und Sammler, Kunsthändler und Anti-
quare. Mit 873 Abb. Leipzig und Berlin, Wil-
helm Engelmann. 1914.
Eine Anzeige dieses Werkes in unserer Zeitschrift
rechtfertigt sich nicht nur durch den Umstand, dafs sein
Verfasser seit vielen Jahren Ergebnisse seiner Forschungen,
die auf dem Gebiete unserer Sonderdisziplin Hegen, auf
diesen Blättern zu veröffentlichen gewohnt ist. Sie gründet
sich vor allem auf die Überzeugung von der Notwendig-
keit, unsere Arbeit, deren Organisation bisher Gegenstand
so viel frommer wie vergeblicher Wünsche und Sorgen
gewesen ist, mit einer Wissenschaft in Fühlung zu halten,
der sich in der jüngeren Vergangenheit geistige und mate-
rielle Kräfte in besonderem, stetig wachsendem Umfang ge-
widmet haben. Gründungen wie das Deutsche Museum in
München, das Verkehrsmuseum und in gewissem Sinne auch
das Museum für Meereskunde in Berlin, dann die Uygiene-
ausstellung und das in der Entwicklung begriffene National-
Hygienemuseum in Dresden sind als Verkörperungen der
historischen Energien, die den Aufschwung unserer tech-
nischen Leistungsfähigkeit durchdringen, von symptoma-
tischer Bedeutung. Unter denen, die an der Sichtung und
Flrgänzung des geschichtlichen Materiales beteiligt sind, ist
F. M. Feldhaus mit besonderem Zielbewul'stsein bestrebt ge-
wesen, an Stelle der Spezialuntersuchung die Methodik
einer sorgfältig vorbereiteten und breit ausgebauten Samm-
lung und Kritik der universalen Quellen zu setzen. Selbst
von der Technik kommend, ist er sich der Befangenheit
klar bewul'st, in die der Techniker sich nur zu leicht ver-
liert, sobald er Werkzeug und Maschinen der Vergangenheit
auf ihre Zusammenhänge mit denen der Neuzeit hin be-
trachtet „Wir dürfen die Maschine nicht rückwärts schreitend,
von der Gegenwart aus, rekonstruieren. Wir müssen uns

vielmehr darnach umsehen, wie man selbst in der Blütezeit
des Handwerks „maschinell“ arbeitete. Die Renaissance,
das Handwerk in der alten Reichsstadt Nürnberg, oder
hochstehende fremde Völker bieten uns dafür wertvolle
Anhaltspunkte, weil wir von ihnen unverfälschte bild-
liche Darstellungen oder Beschreibungen der maschinellen
Hilfsmittel besitzen.“ (Vorwort S. VII.) Eine ausreichende
Kenntnis der wichtigsten technischen und handwerklichen
Verfahren unserer Zeit ist aber gerade das, was dem Waffen-
historiker unserer Kreise heute in den allermeisten Fällen
fehlt. Wenn Paul Reimer in seinen Betrachtungen über
die historische Waffenkunde auf kulturgeschichtlicher Grund-
lage von den fünf Hauptgebieten, in die er das Forschungs-
reich der Waffenkunde einteilt, dem ersten, der eigentlichen
Waffenlehre, die Aufgabe stellte, die Anforderungen zu
begründen, denen die Waffe gerecht werden soll, nach Mais-
gabe ihrer Konsti uktion, ihres Materials und der dessen
Verarbeitung dienenden Technik, s > weist er in erster Linie
auf den Artillerie- und Infanterieoffizier als den gegebenen
Verwalter dieses Gebietes hin. Das gewaltige Praktikum
der Waffen lehre, das wir jetzt bewundernd und schaudernd
erleben, hat manchem ehrwürdigen Inventarstück unserer
Museen, Rüstkammer und Zeughäuser eine fröhliche Ur-
ständ gebracht. Wir dürfen hoffen, dafs mancher von denen,
die jetzt mit Helm und Schild, Keule, geschliffenem Spaten
und Handgranate dem Feinde entgegenstürmten, mit Minen-
werfern und Schleudermaschinen seine Stellung bedrohten,
den Atavismus dieses Tuns später dadurch aufs neue weihen
wird, dafs er die Urväter seiner Trutz- und Schutzwaffen
zum Gegenstand wissenschaftlich orientierter und aus der
Praxis genährter Friedensarbeit macht. Solche Hilfstruppen
unserer Kulturhistoriker werden für die Würdigung des
vorliegenden Buches den rechten Maßstab finden, wenn sie
sich das Ziel vor Augen halten, das der Verfasser folgender-
maßen bezeichnet: „Ich will in diesem Buche keine Lehr-
sätze aufstellen, weil ich das noch für verfrüht halte. Nur
Vergleichsmaterial will ich bieten, damit der Fachmann auf
dem einzelnen Forschungsgebiet einen Anhalt dafür hat,
wie man zu anderen Zeiten oder bei anderen Völkern eine
technische Aufgabe löste.“ Wieweit der Verfasser diesem
Ziele nahegekommen ist, das zu beurteilen hegt, wenn man
den bald anderthalbtausend Spalten umfassenden Band im
 
Annotationen