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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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8. Heft
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Schwietering, Julius: Meister Gicelin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0232

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Meister Gicelin
Von J. Schwietering

Unter den mittelalterlichen Schwertern des
Museums für Hamburgische Geschichte
befindet sich ein Schwert (Nr. M 164) des
13./14. Jahrhunderts mit beiderseitiger Inschrift,
dessen Fundort nicht sicher bezeugt, aber zweifel-
los im niederelbischen Gebiet angenommen wer-
den mufs (Abb. 1 a). Die eingegrabenen römischen
Majuskeln ergeben auf der einen Seite: IN OM INE
DOMINI+(Abb. 2), auf der anderen: GICELIN ME
FECIl ' + (Abb. 3). Auf die Inschrift: + NNO MINE
DOMI • • (Abb. 6) auf einem in der Mark Branden-
burg gefundenen Schwertfragment des Berliner
Zeughauses (Nr. 00. 196; Abb. ic), gleichfalls aus
dem 13./14. Jahrhundert stammend, hat bereits R.
Wegeli in seiner Abhandlung über Inschriften auf
ma. Schwertklingen (Ztschr.f.hist.Waffenk.III, 225)
hingewiesen. Das Berliner Zeughaus besitzt noch
ein anderes gleichzeitiges Schwert (Nr. 03. 55;
Abb. ib) von unbekannter Herkunft mit derselben
Inschrift 4- NNOMINE DOMINI -f (Abb. 4). Die
Inschriften der anderen Seite dieser beiden Zeug-
hausschwerter, die bisher als unlesbar galten, waren
auf der durch das Hamburger Schwert gewon-
nenen Grundlage mühelos zu entziffern. Die In-
schrift von Abb. ib ergab: GICELINM • F.ECIT
(Abb. 5), die von Abb.ic: + GICELNIMEFEC • ■
(Abb. 7).
Zweimal ist uns also der Meistername Gicelin,
einmal Gicelni überliefert. Der Name Gicelin bietet
der Erklärung keine Schwierigkeit, während Gicelni
nur aus der versehentlichen Umstellung der Buch-
staben I und N verstanden werden kann. Der
Name Gicelin ist uns in dieser Form zufällig sonst
nicht belegt, der zu Grunde liegende Name Gizo
ist jedoch schon althochdeutsch bezeugt (s. Förste-
mann, Altdeutsches Namenbuch I 2 Sp. 637) als
hypokoristische £-Bildung zu einem zusammen-
gesetzten Namen wie Gidfrit usw. (s. Förstemann
a. a. O.). Zu dem Kurznamen Gizo sind dann weiter-
hin die Koseformen Gizelo und Gizelin (Gicelin)
gebildet (s. z. B. Stark, Die Kosenamen der Ger-
manen 1868, S. 93 f.). — Den Meisternamen Gicelin
innerhalb des deutschen Sprachgebietes einer be-

stimmten Mundart zuzuweisen, bietet sich kein
Anhalt. Selbst wenn man sich an das hochdeutsche
Un= Suffix klammern würde, so wäre damit über
die Herkunft der Gicelinschwerter, die, soweit be-
kannt, in Niederdeutschland gefunden sind, nichts
gesagt. Denn ebensogut wie die .Schwerter aus
Ober- oder Mitteldeutschland importiert sein kön-
nen, kann Meister Gicelin in Norddeutschland ein-
gewandert sein.
Alle drei Schwerter gehören derselben Zeit
an und stehen sich daher in ihrem Gesamttypus
sehr nahe. Die Schwertlängen lassen sich nicht
vergleichen, da die Klingen der Berliner Schwerter
nur als Fragmente auf uns gekommen sind. Das
Hamburger Schwert mit nur eben abgebrochener
Spitze hat eine Gesamtlänge von 1,14 m und
ist mit einem scheibenförmig runden Eisen-
knauf versehen. Die Eisenknäufe der Berliner
Schwerter sind kugeliger und schräg' abge-
kantet. Die Parierstangen des Hamburger und
des Berliner (Nr. 03. 55) Schwertes haben vier-
eckigen Querschnitt, die kürzere Stange des Ber-
liner Schwertes Nr. 00. 196 mit breit abgeplatteten
Enden scheint auch aus anderen Gründen nicht den
ursprünglichen Zustand bewahrt zu haben. Und
wenn wir aufserdem berücksichtigen, dafs die
Klingen verschieden stark abgenutzt oder vom
Roste zerfressen wurden, so sprechen die Gröfsen-
verhältnisse der Einzelteile zum mindesten nicht
gegen eine gemeinsame Werkstatt der Schwerter:

Breite der Klingen-
wurzel .
Länge der Griff-
angel .
Länge der Parier-
stange .
Durchmesser des
Knaufs.

Hamburg
Berlin
Nr. 03. 55
Berlin
Nr. 00. 196
4,3 cm
4,3 cm
5,2 cm
11 „
12 „
12,2 „
19,2 „
21 „
16 „
5-5 „
5-5 -
5 -

Eine Umfrage bei einer Reihe in- und aus-
ländischer Museen ergab, dafs sich auch imKopen-
 
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