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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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9. Heft
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Forrer, Robert: Römische Geschützkugeln aus Straßburg im Elsaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0264

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Römische Geschützkugeln aus Straßburg im Elsaß
Von R. Forrer

Es ist eines der Verdienste unserer „Zeit-
schrift für historische Waffenkunde“, zum
Sammeln von Materialien anzuregen, die
ohne sie nie zpsammenkämen. Dies gilt ganz be-
sonders auch für das Kapitel der antiken Ge-
schütze und Geschosse, das in dieser Zeit-
schrift gedeihliche Pflege gefunden hat. Die an-
tiken Geschosse im besondern sind hier bereits
mehrfach von B'achleuten behandelt worden, teils
durch Zusammenstellung von Nachrichten der
alten Schriftsteller, teils durch Beibringung von
Gewichtslisten von Originalen, die bisher nach
dieser Richtung garnicht oder noch nicht genug
erschlossen worden waren. Aber welche Schwie-
rigkeiten gerade diesem Studium oft begegnen»
hat Bernhard Rathgen in unserer Zeitschrift V
S, 236ff. bei Behandlung der punischen Stein-
geschosse des Arsenals von Karthago gezeigt.
Ich habe nun kürzlich aus Anlafs meiner
Studien zur Topographie der römischen Befesti-
gungen von Strafsburg - Argentorate *) auch die
in Strafsburg gefundenen römischen Ge-
schützkugeln einem näheren Studium und ge-
naueren Wägungen unterzogen. Dabei bin ich
zu einigen Beobachtungen gelangt, die diesen bei
uns bisher wenig beachteten einheimischen Fund-
stücken erhöhtes Interesse verleihen und zu ver-
wandten Studien in anderen Römerstädten an-
regen dürften.
Unser Strafsburger Museum elsässischer Al-
tertümer rim Rohanschlosse besitzt zurzeit im
ganzen 68 Stück antike Geschützkugeln. Nahezu
alle stammen aus dem Boden der Stadt Strafsburg,
besonders der Altstadt; nur wenige, elf tönerne
aus der Strafsburger Vorstadt Königshofen. Von
einigen ist allerdings die nähere Fundstelle nicht
mehr bekannt, aber über ihre Herkunft aus Strafs-
burgs Boden können keine Zweifel bestehen. Auch
darüber gröfstenteils nicht, dafs es sich tatsächlich
x) R. Forrer, „Neue Materialien zum Stadtmauerring
des römischen Strafsburg“ im „Anzeiger f. elsäss. Alter-
tumskunde“ 1913 —1916.

um römische, nicht etwa um mittelalterliche Ge-
schützkugeln handelt, da die Mehrzahl zusammen
mit römischen Scherben und dergleichen bzw. in
den römischen Fundschichten gehoben worden ist.
Letzteres deutet auch der für unsere römischen
Fundschichten charakteristische grüngelbfarbene
Lett an, der dem Stein anhaftet, wenn dieser nicht
in römischem Mauerwerk oder Bauschutt, sondern
im römischen Lettboden gelegen hat. Unsicher,
ob spätrömisch oder frühmittelalterlich sind nur
einzelne der dem alten Bestand entstammenden
Steinkugeln wie Nr. 20, 26 und 28—30, deren
nähere Fundstelle unbekannt ist und deren Ge-
wichte auffallend genau dem alten Strafsburger
Pfund angepafst sind. Da könnte man wohl an
mittelalterliche Wurfgeschosse denken, wie deren
das mittelalterliche Strafsburg ja sicher auch be-
sessen haben mag, um im Notfälle Stürmende
abzuhalten, insbesondere auch gegnerische Be-
lagerungsmaschinen durch Steinwurf unschädlich
machen zu können. Ich erinnere daran, dafs im
Jahre 1375 „als eine grofse Armee von soge-
nannten Engelländern über die Steige herab ins
Elsafs eingefallen, und übel darinn gehausset“2 3),
„man legte Geschütz und Büchsen auf alle
Türme, nebstdem stellete man drey Wurfzeuge
auf, als in der Probstei Hof zum jungen St. Peter,
auf dem Kirchhof zum alten St. Peter und bey
St. Stephan, um damit grofse .Steine unter die
Feinde zu werfen, wann sie in die Vorstädte
kommen sollten“3).
Unsere römischen Geschützkugeln aus Strafs-
burg teilen sich nach dem Material in zwei Grup-
pen. Die eine umfafst die aus Stein gehauenen
Kugeln (30 Stück), die andere die aus Ton ge-
formten, deren mir bis jetzt 38 Stück unter die
Hände gekommen sind.
Die Ton kugeln sind ausschliefslich kleineren
Formates. .Sie haben zwischen 3Y2 und 7J/2 cm
Durchmesser, die Mehrzahl 5 — 6 cm, und wiegen
2) und 3) Silbermann, „Localgeschichte der Stadt
Strafsburg“ Str. 1775 p. 88/89 nach Königshofens Chronik.
 
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