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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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2./3. Heft
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Spak, Fredrik Adolf: Herstellung und Ausfuhr von Eisengeschützen in Schweden
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0077

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Herstellung und Ausfuhr von Eisengeschützen in Schweden
Von F. A. Spak «f*

Vor Erfindung des Gufsstahls wurden die Ge-
schütze entweder aus Bronze, sogenanntem
Metall oder Kanonengut (90 v. H. Kupfer,
10 v. H. Zinn) oder aus Gufseisen hergestellt.
Bronze ist zwar teurer, aber zäher und elas-
tischer, daher dauerhafter als Gufseisen; man konnte
daher aus diesem Stoff Geschütze mit geringeren
Abmessungen, daher von leichterem Gewicht für
dasselbe Kaliber herstellen und gröfsere Ladungen
anwenden. Bronze eignete sich daher besonders
für die Geschütze der Feldartillerie, die Beweg-
lichkeit erfordert.
Gufseisen ist härter, aber spröder als Bronze
und deshalb nicht so haltbar als diese. Um sich
gegen das Zerspringen der Rohre zu sichern,
mufste man daher die Abmessungen für dasselbe
Kaliber stärker machen; das Rohr erhielt also ein
gröfseres Gewicht. Gufseisen wurde deshalb in
erster Reihe für Festungs- und Schiffsgeschütze
angewendet, wo die Beweglichkeit nicht das erste
Erfordernis ist. Es wurden verhältnismäfsig mehr
Rohre aus diesem Metall gefertigt als aus Bronze,
da nicht nur die Kriegs- sondern auch die Kauf-
fahrteischiffe, die nach dem Mittelmeer und nach
Asien fuhren, stark mit Geschützen ausgerüstet sein
mufsten, um sich gegen die Seeräuber zu sichern.
Die guten Eigenschaften des schwedischen Eisens
gestatteten König Karl XIE, als Mangel an Bronze
eintrat, gufseiserne Geschütze in der Feldartillerie
zu benutzen.
Das schwedische Eisen wurde bald in den
anderen Staaten bekannt und nun von ihnen be-
gehrt, infolgedessen legte man Eisengiefsereien
im Lande an. Die ältesten und vornehmsten waren
Finspong, Aker und Stafsjö. Finspong lebte be-
sonders von der Ausfuhr, während die beiden
anderen in erster Linie für die Bedürfnisse des
Staates sorgten.
Auch in England und in Deutschland, hier
besonders im Siegerlande und im Dilltale (Siegen,
Herborn, auch Sayn u. a.) betrieb man den Ge-
schützgufs und wetteiferte besonders in der letzten
Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der in Schweden
blühenden Industrie. (Renteirechnung in Wies-
baden schon 1440.)
Das schwedische Eisen und die aus ihm ge-
gossenen Geschütze erfreuten sich jedoch des

gröfsten Ansehens. Leider vernachlässigte man in
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Fabri-
kation so sehr, dafs die Ausfuhr fast ganz aufhörte.
Dies lag besonders daran, dafs keine genügende
Prüfung der auszuführenden Geschütze stattfand,
so dafs sogar Geschütze ohne Zündlöcher ver-
schickt wurden. Die Folge davon war, dafs in
den Jahren 1766 bis 1770 die Ausfuhr kaum noch
mehr als die Hälfte der früheren betrug. Aber
auch die minderwertige Giefsmethode verschuldete
diesen Rückgang. Die Geschütze wurden nämlich
über den Kern gegossen; bei der dann noch er-
forderlichen Nachbohrung konnte es leicht Vor-
kommen, dafs die beiden Achsen, die des Gufs-
stückes und der Nachbohrung, nicht zusammen-
fielen und das Rohr unbrauchbar wurde.
Beim Kerngufs bildeten sich auch leicht Blasen,
die als Gruben und Gallen zu Tage traten und die
Haltbarkeit des Rohres gefährdeten. Diesem Übel-
stände konnte gröfstenteils durch den Vollgufs
vorgebeugt werden, indem man die Rohre massiv
gofs und die Seele nach dem Gufs durch Bohren
herstellte.
Diese neue Fabrikationsmethode wurde zuerst
in der Schweiz, bereits 1713, vom Stückgiefser
Maritz erprobt und für den Bronzegufs in Frankreich
eingeführt, das diesen Meister bei der Geschütz-
giefserei in Strafsburg angestellt hatte. Für die
Verbesserung der Horizontalbohrmaschine wurde
Maritz zum Generalinspektor der französischen
Geschützgiefsereien ernannt. Maritz forderte für
seinen Geschützgufs sehr weiches Eisen, das die
meisten Werke nicht zu liefern vermochten.
Der Marquis Montalembert, der Besitzer
grofser Eisengiefsereien, erkannte die Nachteile
des weichen Eisens für den Geschützgufs und be-
kämpfte die Methode des Generalinspektors. Bei
dem Gufs von Rohren auf seinen Werken, in den
Jahren 1750 und 1752, bediente er sich zwar des
Vollgusses, aus dem er die Seele durch eine von
ihm konstruierte Vertikalbohrmaschine ausbohrte,
doch verwendete er zum Gusse hartes Eisen.
Seine Geschütze verdrängten die nach Maritz
hergestellten. Um diese Zeit wurden die neuen
Erfindungen in Schweden bekannt und der da-
malige Oberst und Kommandeur des Artillerie-
regiments, Graf Augustin Ehrensvärd, beantragte
 
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