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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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12. Heft
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Mörtzsch, Otto: Waffenkundliches von der Jerusalemfahrt des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen und des Herzogs Christoph von Bayern im Jahre 1493
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0350

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Waffenkundliches von der Jerusalemfahrt des Kurfürsten Friedrich des Weisen
von Sachsen und des Herzogs Christoph von Bayern im Jahre 1493
Von Otto Mörtzsch, Dresden

Hans Hundt, Landvogt in Sachsen, hat über
die Fahrt zum heiligen Lande des Kur-
fürsten Friedrich des Weisen ein genau
geführtes Rechenbuch hinterlassen, das uns im
Wortlaut von Prof. Dr. R. Röhricht und Dr.
H. Meisner, Berlin, im IV. Bande des Neuen
Archivs für Sächsische Geschichte und Alter-
tumskunde mitgeteilt wird. Mit grofsem Gefolge
trat der Fürst seine Reise Ende März an, die
ihn über Bamberg, Nürnberg, Augsburg, Lands-
berg am Lech, Innsbruck, Matrei, Sterzing, Tob-
lach, Treviso nach Venedig führte. Von hier aus
ging die Seefahrt auf einer „gallen“ = Galeen
(gröfsere Schiffsart) durch die Adria (Anlege-
stellen; Pola, Zara, Lesina, Ragusa, Corfu) nach
Candia, Rhodus, Jaffa, dann zu Lande über
Ramlah nach Jerusalem, wo man Ende Juni an-
langte. 1) Aus „sunder Innigkeit und Andacht,
auch redlichen Ursachen“ hatte der Fürst die
Pilgerfahrt angetreteu, einer Fürstensitte jener
Zeit und dem Beispiele seiner Vorfahren folgend
(— die vorhergehende grofse Pilgerreise unter-
nahm der Wettiner Albrecht der Beherzte, des
Römischen Reiches deutscher Nation Waffen-
meister und Bannerträger, im Jahre 1476 —) und
empfing am heiligen Grabe vom Ritter Heinrich
von Schaumburg den Ritterschlag. Unter den
zahlreichen Begleitern sei besonders genannt
„Johannes Moler“, d.i. Johannes Sunder gen. Lucas
Cranach, der „ehrenhoch und kunstreich Lucas
Kranach, der mitziehet auf der fürsten geheifs,
dafs er jeglichen heiligen ort nach notturft und
!) Das Fahrgeld mufste am 7. Mai in Venedig bezahlt
werden: „1050 doc. von meins gnedigsten bern wegen und
seiner genaden diener uf 21 person zu schifgelt eingelegt,
yeuf ein person 50 doc.“(-= Zechine= i‘/8 Gulden rheinisch).
Aufserdem bekam der Patron des Schiffes 400 doc. Sold
und Lohn, sowie 500 doc. „vor tribut und geleidgelt“.

wähl des Herrn aufs genauist und best aufrifs
und Verzeichnung mache“. Der händelsüchtige,
durch seine Riesenkraft bekannte Herzog Christoph
starb auf der Fahrt, sein letzter Brief in die Heimat
ist datiert: 28. Mai 1493.
Aus den kulturgeschichtlich hochinteressanten
Aufzeichnungen des Hans Hundt sollen die waffen-
kundlichen Notizen zusammengestellt werden, um
für unsere Wissenschaft einige genaue Unterlagen
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts zu erhalten.
Die Überschrift des Rechnungsbuches umgrenzt
den Zeitraum aufs bestimmteste: Rechnung mein
Hannsen Hunds aller einname und ausgabe, so
ich von wegen und aus bevelhe meins genedigsten
hern herzcog Fridrichs churfürsten etc. uf der
rais, als sein fürstlich gnade zum hailigen grab
gezogen ist, eingenomen und ausgeben hab, die
sich uf dornstag nach Judica (28. März) zu Bam-
berg angehaben und wider do selbst uff sonntag
nach Severi (27. Oktober) beslossen, alles im drey-
undneunzigsten jare“.
Am Freitag, den 6. September, zahlt Hans
Hundt 4 doc. 8 m.2) für 5 welsch degen, am
25. Juli zu Rodis (Rhodus) 5 doc. 6 m für 6 degen.
In München kauft er am 12.Oktober „5 kurz degen“
für 2 fl 15 kr und am 14. Oktober 8 lange degen
für 5 fl. Zu Innsbruck läfst er seines „gnedigsten
hern langen deigen mit 14 lot vergult silber be-
slagen“ für 14 fl und am 28. Oktober gibt er
„13 gr für ein parr stiveln Matten von Gich (Giech)
und für ein scheiden zum degen“ in Saalfeld aus.
Sehr billig, nämlich 8 kr, ist „ein scheiden über
meins gnedigsten hern degen“, die er zu Inns-
bruck am 28. September anfertigen läfst. An
demselben Tage notiert er noch: 6 kr von m. g.
2) Docaten de zecko = von Zechine, venetianische
Goldmünze (arabisch sikka = Gold). 1 doc. == i1/3 rheinisch.
Goldgulden (== 8,70 Reichsmark).
 
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