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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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10./11. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0347

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FACHNOTIZEN

326

VII. BAND

Ein federnder Dolch von 1757. In der Ein-
blattsammlung der Königlichen Bibliothek zu
Berlin befinden sich zwei Flugblätter über ein
Attentat des Robert F. Damiens auf Ludwig XV.
Das eine Blatt (Sign. Yb 6971) zeigt den Mörder
mit seiner listigen Waffe. Das andere Blatt
(Yb 6974) gibt Aufschlufs über die Konstruktion
des Mordmessers:

SMrjkllüni? t^jcnu]CH fchr gefährlichen jupucfitm
üorb<üc|fcrö ober iloldicb
SSomit OTajffTdt^uöroig Ut XV. £önig ron SranfretcJ) um$ Beben foflte
gebradn tvafccn, irdd^ffi £>« berrudjtc Korber, Roben Francoi* Damieo, tiefen Sto/
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fco* <F‘chat)f 21. *7*7- jwm&cn Den s. tidD c. ^onunrii 2Jb<nt>s um 3. Q5iertH
aaeh <». 1%/ ba bec &6ni<J in Ule Carolfe jleigcn, unb na<b ^riaoMl
fu$ ufrfü^cu ivcStc.


Die Erklärung der drei Figuren lautet:
Die ite Figur stellet den Dolch in Form,
wie ein zu beyden Seiten schneidendes Messer
dar, und unten bey der Handhebe, wie der Buch-
stabe a zeiget, einen Drücker hat, die Feder da-
mit lofs zu drücken.
Bey der 2ten Figur kan man sich die innere
Zusammensetzung des sehr gefährlichen und zu
einem so grausamen Mord zugerichten Messers
Beschaffenheit vor Augen stellen, da bey denen
Buchstaben b b die Öffnung zu denen kleinen
Seiten-Klingen ist, und c zeiget der gerad her-
vorspringenden Klinge Ausgang zu.
Die 3te Figur weiset dasjenige, wie es bey
der verruchten That seine Wirkung thun sollen,
wo nicht die göttliche Vorsehung dabey das
mehreste verhindert hätte, und durch eben das-
jenige Messer hat zu dem noch glücklichen Erfolg

Vereins-Nachrichten
Dem Verein neu beigetreten sind:
Ahlemeyer,Georg, F abrikbesitzer,Berlin-Wilmersdorf,Hohen-
zollerndamm 108/09.
Maeßer, Wilhelm, Dr. phil., Ilsenburg a. H., Mühlenstrafse 31.
Veränderungen:
Hauptmann Deiß ist nach Darmstadt, Dieburgerstrafse 20,
Fabrikdirektor Fischler nach Luzern, Hitzlisbergstrafse 5,
verzogen.

zu Erhaltung Sr. Maj. Leben Selbsten Gelegenheit
mit beygetragen, dafs der veruchte Mörder den
Druck an der Feder, welches zur Verletzung noch
mehr hätte beytragen sollen, von wegen der vor-
springenden kleinen Messerlein, wie c und b b es
zeigen, welche Bogenförmig sich darstellen, zu
schnell mit dem Stofs zugleich verrichtet, da es
sich dann mehrers von selbsten zeiget, dafs die
zu beyden Seiten ausgehende Klingen bb sich
widersetzet, den Stofs zur Tiefe nicht zu voll-
bringen, und hat also nur das kleine vorspringende
Messerlein c die Verletzung an Sr. Majest. ver-
ursachet. F. M. Feidhaus.
Zur Geschichte des Gewehrriemens. Ich
hatte bei der Schriftleitung dieser Zeitschrift vor
einigen Jahren einmal wegen des Aufkommens
der Gewehrriemen angefragt und die Auskunft
erhalten, dafs die Dresdener Gewehrgalerie als
frühestes Stück ein Gewehr von 1659 mit grünem
Gurt besitze. Jetzt finde ich eine Erwähnung der
Gurts 54 Jahre früher auf einem Flugblatt in der
Kartensammlung der Berliner Königlichen Biblio-
thek (Signatur Ya 4182 mittel).
Das Blatt stellt einen der damals neuen durch
Segel betriebenen Schlitten der Holländer dar.
Es wurde „Zu Leyden durch Christoffel von
Sichern, Formschnieder vnnd Kupferstecher, 1605“
ausgegeben. In einem langen Lobgedicht auf
Hollands Tapferkeit gegen die Spanier und Hol-
lands technische Fähigkeiten heifst es:
Auf schätzen kriegten sie / zu Eiss ihr buchsen gereit /
Auff den rugk mit ein bandt / das gwehr an ihre seit /
Da sie sehr lustig mitt / die graben vber stoben /
Die „Schätzen“ sind, wie an anderer Stelle
des Gedichts erklärt wird, eiserne Schlittschuhe,
auf denen die Krieger über das Eis eilen. Die
Büchse tragen sie also an einem Band über den
Rücken, und an der Seite haben sie den Degen.
So können sie leicht über Gräben springen.
Es werden im Hintergrund des sehr schön
gestochenen Blattes zwar Krieger kämpfend dar-
gestellt, aber ich kann nichts von einem Gewehr-
riemen erkennen. Die Figuren sind auch recht
klein und als nebensächlich gezeichnet.
F. M. Feldhaus.

Die Mitglieder des Vereins für historische Waffenkunde
in Grofs-Berlin treffen sich in zwangloser Weise am dritten
Mittwoch eines jeden Monats abends 8 Uhr c. t. im Pschorr-
Bräu an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 1. Stock, und
würden sich freuen, in Berlin anwesende auswärtige Mit-
glieder in ihrem Kreise begrüfsen zu können.
Es wäre wünschenswert, wenn auch in anderen Städten
derartige zwanglose Zusammenkünfte regelmäfsig stattfinden
könnten.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr. Erich Haenel in Dresden. — Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung in Dresden.
 
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