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DR. POST, ZEUGHAUS-ERWERBUNGEN SEIT 191
VII. BAND
Ein glücklicher Zufall gestattete es nun,unseren
Helm zeitlich noch genauer zu bestimmen. Fast
der gleiche Helm begegnet nämlich auf einer be-
kannten Altartafel
des Konrad Witz im
Baseler Museum.
Auf der Tafel, auf
der Sabotay und
Benaja zu David
kommen (Abb. 7 c),
trägt der erste
Ritter einen Helm
von frappanter Ähn-
lichkeit mit dem
unseren. Bei ge-
nauerem Vergleich
ergeben sich freilich
einige Abweichun-
gen, namentlich in
der Konstruktion
der Backen, doch
sind diese sekun-
därer Art. Die ge-
nannte Tafel ist um
1444 entstanden4).
Wenn man nun die
oben angeführten
Beispiele des Typus
der Sammlung Car-
rand als obere Zeit-
grenze heranzieht,
so läfst sich die Ent-
stehung unseres
Helms etwa für das zweite Viertel des 15. Jahr-
hunderts festlegen.
Die in jeder Beziehung waffengeschichtlich
interessante Altartafel gibt ferner eine Vorstellung
von der Gestaltung des Harnisches, zu dem unser
Helm gehörte.
Es ist ein vollständiger Plattenharnisch mit
kastenförmiger Brust und tief herabreichenden
Bauchreifen, wie er
auch auf anderen
Darstellungen der
Zeit wiederkehrt
(Genter Altar, Die
Streiter Christi).
Unser Helm gehört
also augenschein-
lich einem Feld-
harnisch an. Er
wurde anscheinend an Stelle des im Felde ver-
alteten Topfhelms namentlich im Reiterkampf zum
Schutz gegen den Reisspiefs aufgesetzt; darauf
4) Vgl. Heidrich, Die altdeutsche Malerei S. 256f.
E. Diederich, Jena 1909.
deuten wenigstens die zahlreichen Ritznarben am
Visier und Scheitelstück, die er mit demWitzschen
Helm gemeinsam hat.
Endlich bietet
unser Helm noch
einen wertvollen Be-
leg für die But-
tin sehe Theorie der
Schufsmarkierung
(Charles Buttin, No-
tes sur les anciennes
Armes a l’epreuve.
Annecy 1901. Ex-
trait de la Revue
savoysienne). Der
Helm trägt nämlich
am Nacken die
untenstehende bis-
her nicht feststell-
bare Marke (Ab-
bildung 7d) einmal,
die auf dem Visier
zweimal wieder-
kehrt. Die Becken-
haube war also auf
Widerstand gegen
Bolzen der leichten
Armbrust, das tat-
sächlich erheblich
stärkere Visier
gegen Bolzen der
schweren Winden-
armbrust geprüft.
Gleichfalls in seiner Art einzig ist der unter
Abb. 8 wiedergegebene zweite Helm, ein Stech-
Abb. 8
heim, der erst vor kurzem erworben wurde
(Inv.-Nr. 13.17, Höheca. 34cm, Wandstärke ca. 1 cm,
Gewicht 14,1 kg). Sein Profil mit flachem Dach,
Abb. 7 c
DR. POST, ZEUGHAUS-ERWERBUNGEN SEIT 191
VII. BAND
Ein glücklicher Zufall gestattete es nun,unseren
Helm zeitlich noch genauer zu bestimmen. Fast
der gleiche Helm begegnet nämlich auf einer be-
kannten Altartafel
des Konrad Witz im
Baseler Museum.
Auf der Tafel, auf
der Sabotay und
Benaja zu David
kommen (Abb. 7 c),
trägt der erste
Ritter einen Helm
von frappanter Ähn-
lichkeit mit dem
unseren. Bei ge-
nauerem Vergleich
ergeben sich freilich
einige Abweichun-
gen, namentlich in
der Konstruktion
der Backen, doch
sind diese sekun-
därer Art. Die ge-
nannte Tafel ist um
1444 entstanden4).
Wenn man nun die
oben angeführten
Beispiele des Typus
der Sammlung Car-
rand als obere Zeit-
grenze heranzieht,
so läfst sich die Ent-
stehung unseres
Helms etwa für das zweite Viertel des 15. Jahr-
hunderts festlegen.
Die in jeder Beziehung waffengeschichtlich
interessante Altartafel gibt ferner eine Vorstellung
von der Gestaltung des Harnisches, zu dem unser
Helm gehörte.
Es ist ein vollständiger Plattenharnisch mit
kastenförmiger Brust und tief herabreichenden
Bauchreifen, wie er
auch auf anderen
Darstellungen der
Zeit wiederkehrt
(Genter Altar, Die
Streiter Christi).
Unser Helm gehört
also augenschein-
lich einem Feld-
harnisch an. Er
wurde anscheinend an Stelle des im Felde ver-
alteten Topfhelms namentlich im Reiterkampf zum
Schutz gegen den Reisspiefs aufgesetzt; darauf
4) Vgl. Heidrich, Die altdeutsche Malerei S. 256f.
E. Diederich, Jena 1909.
deuten wenigstens die zahlreichen Ritznarben am
Visier und Scheitelstück, die er mit demWitzschen
Helm gemeinsam hat.
Endlich bietet
unser Helm noch
einen wertvollen Be-
leg für die But-
tin sehe Theorie der
Schufsmarkierung
(Charles Buttin, No-
tes sur les anciennes
Armes a l’epreuve.
Annecy 1901. Ex-
trait de la Revue
savoysienne). Der
Helm trägt nämlich
am Nacken die
untenstehende bis-
her nicht feststell-
bare Marke (Ab-
bildung 7d) einmal,
die auf dem Visier
zweimal wieder-
kehrt. Die Becken-
haube war also auf
Widerstand gegen
Bolzen der leichten
Armbrust, das tat-
sächlich erheblich
stärkere Visier
gegen Bolzen der
schweren Winden-
armbrust geprüft.
Gleichfalls in seiner Art einzig ist der unter
Abb. 8 wiedergegebene zweite Helm, ein Stech-
Abb. 8
heim, der erst vor kurzem erworben wurde
(Inv.-Nr. 13.17, Höheca. 34cm, Wandstärke ca. 1 cm,
Gewicht 14,1 kg). Sein Profil mit flachem Dach,
Abb. 7 c