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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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2./3. Heft
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Montelius, Oscar: Ältere schwedische Waffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0050

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34

MONTELIUS, ÄLTERE SCHWEDISCHE WAFFEN

VII. BAND

Stahl; die Schwertgriffe mit Kupfer, Silber oder
Gold verziert. Lanzenspitzen mit silbertauschierten
Tüllen kommen nicht selten in den Funden aus
dieser Zeit vor.
Verteidigungswaffen waren Panzer, Helm und
Schild. Die Bänke im Ordenssaal, erzählte man,
waren mit Panzern bedeckt. Von Helmen wird
viel in der Edda und den Sagas gesprochen.
Ein eiserner Buckel in der Mitte des runden
Schildes schützte die Pland.
Unerwartet reiche Funde aus dem 7.und 8 Jahr-
hundert — besonders in den Königsgräbern von


Abb. 2. Schwertgriff aus vergoldeter Bronze;
der dreiseitige Knauf mit Granaten („verroterie
cloisonnee“) verziert. 7. Jahrhundert.
Walestena, Schweden. (2/3 der nat. Größe)
Wendel im nördlichen Uppland1) — haben gezeigt,
wie prächtig die schwedischen Waffen schon da-
mals gewesen sind.
Ebenso geschmackvolle wie kostbare Schwert-
griffe von vergoldeter Bronze lagen in den Gräbern
von Wendel im nördlichen Uppland; auch in anderen
Gegenden Schwedens sind ähnliche ausgegraben
worden (Abb. 1 und 2). Nicht selten ist der drei-
eckige Knauf, in welchen der Schwertgriff oben

‘) Siehe Grafföltet vid Vendel, undersökt of
Hjalmar Stolpe, beskrifret of Hjahnar Stolpe och T. j. Arne
(Stockholm, 1912).

ausläuft, von massivem Gold und aufserdem mit
eingefafsten Granaten („verroterie cloisonnee“) oder
mit Email geschmückt. Auch der runde Knauf an
der Seite des dreieckigen war manchmal aus
massivem Gold und von bedeutendem Gewicht;
ein solcher, in der Mälargegend gefunden, wiegt
338 gr.
Prächtig waren auch die Schilde dieser Zeit.
Der Buckel (Abb. 3) ist von Eisen, mit vergoldeter,
reich verzierter Bronze belegt, und die grofsen
halbkugelförmigen Köpfe der Nägel, mit welchen
die Buckel am Schild befestigt waren, sind reich
vergoldet. Der Schild selbst war rund.
Höchst interessant sind einige aus dieser
Zeit stammende, prachtvolle Helme, zu welchen
gleichzeitige Gegenstücke aus anderen Ländern
nicht bekannt sind (Abb. 4 und 5). Sie sind aus
Eisen und dünner Bronze mit Bildpressung, ent-
weder ornamentiert oder figural: Reiterund P'ufs-
kämpfer.
Dafs diese Helme, wie die anderen Waffen,
einheimische Arbeiten sind, geht aus dem Stil
hervor. In Schweden sind auch starke Bronze-
platten gefunden worden, die offenbar als Formen
für den eingepressten Bilderschmuck an solchen
Helmen gedient haben:
Schon in den ersten Jahrhunderten nach Chr.
hatten die schwedischen Krieger ausgezeichnete
Waffen. Damaszierte Schwertklingen sind mehr-
fach gefunden worden. In einem schwedischen
Grabe aus dem dritten Jahrhundert lag ein Ketten-
panzer, der aus feinen zum Teil zusammenge-
schmiedeten, zum Teil genieteten Eisenringen
bestand.
Auch in viel älteren Zeiten waren die schwe-
dischen Waffen vorzüglich. Schwerter, Lanzen-
spitzen und Äxte-aus Bronze, welche während des
zweiten vorchristlichen Jahrtausends in Schweden
verfertigt wurden, zeigen sehr schöne Formen und
sind reich verziert. Namentlich bei einem Vergleich
mit den gleichzeitigen Erzeugnissen der anderen
europäischen Völker liefern sie den Beweis, dafs
die Einwohner Schwedens wie diejenigen des
übrigen germanischen Gebietes, das die Skandi-
navische Halbinsel, Dänemark und Nord-Deutsch-
land umfafst, die anderen Bronzezeitvölker Europas,
nur mit Ausnahme der Griechen, an Geschmack
und in der Geschicklichkeit des Bronzegusses über-
troffen haben2 * *).
Betrachten wir endlich die jüngere Steinzeit,
so finden wir, dafs die zahlreich in Schweden aus-
gegrabenen und in Schweden verfertigten Waffen
2) Siehe Montelius, Meisterstücke im Museum
vaterländischer Altertümer zu Stockholm, Heft 1
(Stockholm, 1913), Taf. 3 und 4.
 
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