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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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4. Heft
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Wilbrand, Wilhelm: Das eiserne Kampfbeil in der fränkischen Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0094

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78

WILBRAND, DAS EISERNE KAMPFBEIL IN DER FRÄNKISCHEN ZEIT

VII. BAND

bleibsel derselben. Wenn die dargestellte Form
im allgemeinen in römischen Fundschichten häufig
genug auftritt, so gleicht sie doch auch einer Art
von Äxten, die doch auch der Franziska, der ty-
pischen Frankenaxt, schon sehr nahe steht. Die
erwähnten Flöcker am Schaftloch bezeichnen deut-
lich genug eine Übergangsform.“
Von dem Beil Nr. 13 sagt Lindenschmit, dafs
diese Axt der typischen, aus fränkischen Gräbern
des 6. bis 8. Jahrhunderts bekannten Form, die
sich durch eine energischere Schweifung aus-
zeichnet, näher steht als das Beil, das wir unter
Nr. 12 darstellten.
Die Beile 11, 12 und 13 stellen schon eine
Übergangsform zur ausgesprochenen geschwunge-
nen Schmalaxt dar, ebenso die Beile 14, 15, 16,
17, 18 und 19.
Von diesen Schmaläxten mit wenig geboge-
ner oder gerader Klinge sagt Lindenschmit:
„Es liegt hier die Mitte der Schneide hori-
zontal neben der Mitte des Axthelmes und ihr
Eisen steht somit zu dem Schafte in einem rechten
Winkel.“
Diese Übergangsformen zeigen schon eine
breitere Entwicklung der Schneide. Nach den
Feststellungen Lindenschmits begegnen wir diesen
Arten der Äxte auch neben den eigentlichen Fran-
zisken unter den Grabfunden in Burgund, Belgien
und dem westlichen Frankreich; nur sind in Belgien
die gradschneidigen Schmaläxte in der Art der
Holzaxt seltener als die mit schon etwas breiter
bogenförmig gewölbter Schneide. Denselben Cha-
rakter — mit noch mehr nach unten verlängerter
Schneide — zeigt auch die Schmalaxt des Nydamer
Fundes (Abbildung20).
Die ausgesprochenste geschwungene Schmal-
axt ist die Franziska, dasWurfbeil der Franken.
Sie schildert Lindenschmit in seinem Handbuch
der deutschen Altertumskunde folg'endermafsen:
„Die Axt der Franken, die Franziska, ist es
vorzugsweise, welche als das eigentliche Wurf-
beil zu betrachten ist, nicht allein ihrer passenden
Gestaltung wegen, sondern auch, weil bestimmte
Nachrichten über diesen Gebrauch der Waffe ge-
rade bei den Franken vorliegen und zugleich die
Äxte der übrigen deutschen Stämme, welche über-
haupt zum Wurfe geeignet scheinen, genau mit
der Form der Franziska übereinstimmen.“
Lindenschmit hat diese Äxte auf das aus-
führlichste behandelt, seinen Darlegungen kann
deshalb nichts neues hinzugefügt werden. Er stellt
folgende Charakteristik der Franziska auf:
„Sie ist schmal und leicht, die Klinge ist vom
Axthelm aus in flachem Bogen nach oben ge-
schweift, die Schneide ist bald gerade, bald ein
wenig nach aufsen gekrümmt, sie erreicht nur die

Hälfte der Axtlänge, ist meistens etwas nach rück-
wärts geneigt, so dafs die obere Spitze weiter
vorsteht als die untere. Die Mitte der Schneide
trifft nicht mit der Mitte des Axthelmes zusammen,
sondern sie liegt durch die aufwärts gebogene
Stellung- der Klinge um so viel höher, dafs selbst
die untere Spitze der Schneide nicht bis zum unteren
Rande des Axthelmes herabreicht. Vermutlich
sollte durch diese Stellung der Schneide der Schwung
des Wurfes oder Fliebes verstärkt werden.“
Als durchschnittliches Mafs der Franziska
vom Axthelm bis zur Schneide ergeben die Mes-
sungen 14 bis 18 cm.
Die Verbindung der Klinge mit dem Schaft
erfolgt durch das Schaftloch.
In den Abbildungen 21, 22, 23, 24, 25 bringen
wir die charakteristischen Formen der Franziska.
Bei der Franziska Nr. 23 ist die Verbindung
von Klinge und Schaft nicht durch ein Schaftloch
hergestellt, sondern sie wird durch zweilängere Fort-
sätze des Axthelmes, die durch einen starken Heft-
nagel zusammengehalten werden, gebildet. Nr.25
stellt eine im Besitz des Verfassers befindliche
Franziska dar, deren rückseitiger Teil des Axt-
helmes zunächst als Fläche und dann als Dorn
verläng-ert ist, um dadurch den Axtstiel zu ver-
stärken. Diese Form kommt, soviel wir feststellen
konnten, selten vor. Da der Dornfortsatz gerade
und nicht geschwungen ist, so ist anzunehmen, dafs
der Stiel dieser Franziska ebenfalls gerade und
nicht geschwungen war. Eine Schwingung des
Stieles wäre dann jedenfalls nur noch am Hand-
griff möglich.
Dies trifft auch für die anderen Schmal- oder
Wurfbeile zu, die nicht einen derartigen Fortsatz
haben: ihr Stiel ist, falls er überhaupt gebogen,
nur am Handgriff gebogen. Die im R)Mamer und
Taschberger Moor gefundenen Holzschäfte nordi-
scher Schmaläxte waren vollkommen gerade und
etwas über zwei Fufs lang, dasselbe Verhältnis
der Klinge zum Stiel, hat unsere heutige Holzaxt.
— Was die Zeit anlangt, in der die Franziska
hauptsächlich im Gebrauch war, so ergeben die
eingehenden Forschungen Brenners (VII. Bericht
der römisch-germanischen Kommission) folgendes
Resultat, das sich auf die langobardischen Gräber-
funde Italiens, die nicht vor 568 nach Christi zu
setzen sind, stützt.
Zwischen 580 und 630 nach Christi wird die
Franziska seltener, nach 630 nach Christi ist sie
verschwunden.
Karl der Grolse führt die Axt in seiner Ver-
ordnung über die vollständige Ausrüstung des
Heerbannes nicht mehr auf. Als die Blütezeit der
Axt ist also die den Merowingernunmittelbar voran-
 
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