4. HEFT
BERNHARD RATHGEN, FRÄNKISCHE PRUNKWAFFEN IM MUSEUM ZU NAMUR
83
Charakter der Axt als Waffe bestünde, so wird
dieser durch die an gleichen Stätten und zwar
den römisch-fränkischen Festungen Eprave und
Samson (gefundenen broncenen Haarnadeln mit
Sicherheit beseitigt. Eine derselben stellt eine
Franzisca, die zweite eine Streitaxt dar und die
dritte gibt auf demselben Nadelstiel oben die
Franzisca und direkt darunter die Streitaxt. —
290
rinnen die Inschrift: Vicsus ficit. Man erkennt
deutlich die Nietlöcher und die Rillen, die einst
für das Einhämmern des farbigen Metalldrahtes
gedient haben, der diesen Namen klar heraus-
heben sollte5). Auf der anderen Seite sind die
Blutriefen stark stilisiert, sie sind in der Mitte
durch ein viereckiges, kartuschartiges Schild unter-
brochen. Auf diesem ist anscheinend ein Namens-
m m
Abb. 2
Oft ist die Streitaxt als Hammeraxt gebildet und
gleicht ganz der mittelalterlichen Ritterwaffe 4)|
Der Scramasax, das einschneidige Kurz-
schwert, kennzeichnet sich als ein Allgemeingerät.
Dies diente ebenso wie für den häuslichen Ge-
brauch auch als Buschmesser, und ferner gleich-
zeitig als Streitwaffe. Als solche wurde sie ur-
sprünglich wohl nur von den Hörigen geführt,
später aber auch vom freien Manne getragen.
Länge und Form wechseln häufig, auch das Ver-
hältnis von Klingen- zu Heftlänge. Besonders
in der letzten Zeit wird das Heft doppelt, selbst
dreifach so lang wie bei den älteren Kurz-
schwertern. Trotz der Kürze der Klinge müssen
diese plumpen Messer mit beiden Händen geführt
worden sein.
Die Ausgrabungen des Jahres 1885 (Annales
XVII. 235) förderten bei Eclaye in der Comune
von Pondröme einen Scramasax zu Tage, der be-
sonderer Aufmerksamkeit wert ist. Bei einer Ge-
samtlänge von 50 cm entfallen auf Heft und Spitze
je 13 cm, so dafs der sich gleich breit bleibende Teil
der Klinge, bei etwas über 5 cm Breite, 24 cm lang
ist. Wie die dem Ausgrabungsbericht beigegebene
kleine Abbildung zeigt, war bei dem Auffinden ein
jetzt verschwundener, eiserner, schmaler Knauf zur
Begrenzung des Griffes noch vorhanden. Beide Seiten
der Klinge haben, wie meist der Scramasax auch
sonst, Blutrinnen. Auf der einen, in der Hieb-
richtung rechten Seite steht zwischen den Blut-
4) Ein gutes Beispiel für das Fortleben alter Formen
bieten die bei Namur noch heute gebrauchten Holzäxte.
Diese zeigen denselben Schwung der Beilklinge nach oben
wie ihr Vorbild von ehedem, die Franzisca (s. Abb. 2, 3).
zug aus dem Metall
herausgeschnitten,
in seiner Form ähn-
lich denen, die sich
öfters auf fränki-
schen, den römi-
schen nachgebilde-
ten Siegelring-en
vorfinden. Ohne
eine gründliche
Reinigung läfst sich
diese Verzierung
bzw.Inschrift nicht
klarstellen. Wahr-
scheinlich gibt sie
den Namen des Be-
sitzers, für den die
Waffe geschmiedet
wurde, und zwar
von dem Vicsus, der sich stolz auf der anderen
Seite nennt.
Diese stählerne Schwertklinge war zunächst
poliert, ist dann verzinnt und wieder poliert wor-
den. Sie mufs silberblank gefunkelt haben. In
der Kunst des Verzinnens waren die Belgier
Meister, wie die zahlreichen verzinnten und po-
lierten Bronceschmucksachen, die grofsen Bronce-
5) Die Zeichnung (Abb. x) ist nach dem Original in natür-
licher Gröfse gefei'tigt und photographisch verkleinert worden.
Etwas zu scharf betont ist das kreisrunde Loch zwischen
V und I, das scheinbar als o gelesen werden könnte. -
Das T am Ende ist nicht vollständig wiedergegeben. Der
Querbalken oben setzt sich kreisförmig um den senkrechten
Strich fort. Der Buchstabe gleicht dem griechischen Theta
0. — Die Nietlöcher sind richtig eingezeichnet.
BERNHARD RATHGEN, FRÄNKISCHE PRUNKWAFFEN IM MUSEUM ZU NAMUR
83
Charakter der Axt als Waffe bestünde, so wird
dieser durch die an gleichen Stätten und zwar
den römisch-fränkischen Festungen Eprave und
Samson (gefundenen broncenen Haarnadeln mit
Sicherheit beseitigt. Eine derselben stellt eine
Franzisca, die zweite eine Streitaxt dar und die
dritte gibt auf demselben Nadelstiel oben die
Franzisca und direkt darunter die Streitaxt. —
290
rinnen die Inschrift: Vicsus ficit. Man erkennt
deutlich die Nietlöcher und die Rillen, die einst
für das Einhämmern des farbigen Metalldrahtes
gedient haben, der diesen Namen klar heraus-
heben sollte5). Auf der anderen Seite sind die
Blutriefen stark stilisiert, sie sind in der Mitte
durch ein viereckiges, kartuschartiges Schild unter-
brochen. Auf diesem ist anscheinend ein Namens-
m m
Abb. 2
Oft ist die Streitaxt als Hammeraxt gebildet und
gleicht ganz der mittelalterlichen Ritterwaffe 4)|
Der Scramasax, das einschneidige Kurz-
schwert, kennzeichnet sich als ein Allgemeingerät.
Dies diente ebenso wie für den häuslichen Ge-
brauch auch als Buschmesser, und ferner gleich-
zeitig als Streitwaffe. Als solche wurde sie ur-
sprünglich wohl nur von den Hörigen geführt,
später aber auch vom freien Manne getragen.
Länge und Form wechseln häufig, auch das Ver-
hältnis von Klingen- zu Heftlänge. Besonders
in der letzten Zeit wird das Heft doppelt, selbst
dreifach so lang wie bei den älteren Kurz-
schwertern. Trotz der Kürze der Klinge müssen
diese plumpen Messer mit beiden Händen geführt
worden sein.
Die Ausgrabungen des Jahres 1885 (Annales
XVII. 235) förderten bei Eclaye in der Comune
von Pondröme einen Scramasax zu Tage, der be-
sonderer Aufmerksamkeit wert ist. Bei einer Ge-
samtlänge von 50 cm entfallen auf Heft und Spitze
je 13 cm, so dafs der sich gleich breit bleibende Teil
der Klinge, bei etwas über 5 cm Breite, 24 cm lang
ist. Wie die dem Ausgrabungsbericht beigegebene
kleine Abbildung zeigt, war bei dem Auffinden ein
jetzt verschwundener, eiserner, schmaler Knauf zur
Begrenzung des Griffes noch vorhanden. Beide Seiten
der Klinge haben, wie meist der Scramasax auch
sonst, Blutrinnen. Auf der einen, in der Hieb-
richtung rechten Seite steht zwischen den Blut-
4) Ein gutes Beispiel für das Fortleben alter Formen
bieten die bei Namur noch heute gebrauchten Holzäxte.
Diese zeigen denselben Schwung der Beilklinge nach oben
wie ihr Vorbild von ehedem, die Franzisca (s. Abb. 2, 3).
zug aus dem Metall
herausgeschnitten,
in seiner Form ähn-
lich denen, die sich
öfters auf fränki-
schen, den römi-
schen nachgebilde-
ten Siegelring-en
vorfinden. Ohne
eine gründliche
Reinigung läfst sich
diese Verzierung
bzw.Inschrift nicht
klarstellen. Wahr-
scheinlich gibt sie
den Namen des Be-
sitzers, für den die
Waffe geschmiedet
wurde, und zwar
von dem Vicsus, der sich stolz auf der anderen
Seite nennt.
Diese stählerne Schwertklinge war zunächst
poliert, ist dann verzinnt und wieder poliert wor-
den. Sie mufs silberblank gefunkelt haben. In
der Kunst des Verzinnens waren die Belgier
Meister, wie die zahlreichen verzinnten und po-
lierten Bronceschmucksachen, die grofsen Bronce-
5) Die Zeichnung (Abb. x) ist nach dem Original in natür-
licher Gröfse gefei'tigt und photographisch verkleinert worden.
Etwas zu scharf betont ist das kreisrunde Loch zwischen
V und I, das scheinbar als o gelesen werden könnte. -
Das T am Ende ist nicht vollständig wiedergegeben. Der
Querbalken oben setzt sich kreisförmig um den senkrechten
Strich fort. Der Buchstabe gleicht dem griechischen Theta
0. — Die Nietlöcher sind richtig eingezeichnet.