Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
4. Heft
DOI Artikel:
Rathgen, Bernhard von: Fränkische Prunkwaffen im Museum zu Namur
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0104

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
84

BERNHARD RATHGEN, FRÄNKISCHE PRUNKWAFFEN IM MUSEUM ZU NAMUR VII BAND

Fibeln der früheren Perioden und teilweise die
späteren eisernen Wehrgehenkschliefsen es be-
weisen. Ebenso behandelt, verzinnt und poliert,
sind noch drei weitere Kurzschwerter aus Pon-
drome (Schauschrank E 7). Die eine Klinge mifst
bei 20 cm Heftlänge im ganzen 63 cm. Blutrinnen
sind ihr nicht eingeschmiedet, dieselben sind viel-
mehr nur angedeutet durch in die Verzinnung der
glatten Klinge eingravierte Linien. Der Zweck
der Blutrinne, das Festsaugen der Klinge an den
Weichteilen zu verhindern, um ein rasches Heraus-
ziehen aus der Wunde zu ermöglichen, ist hierbei
aufser Acht gelassen.
Das Prunkschwert von Eclaye ist wohl bis
jetzt das einzige fränkische Schwert, das den

Aufser durch die Beigaben aller Art, besonders
an Geschirr, ist ein fernerer Wegweiser für die
Zeitbestimmung der Frankengräber in den ver-
schiedenen Arten derGürtelschnallen undder Wehr-
gehenkschliefsen gegeben. Die ältesten Franken-
gräber, in denen das Hauschwert noch nicht vor-
kommt, deren reiche römische Beigaben und
Geräte beweisen, dafs ihre Inhaber länger mit
den Römern in Beziehung gestanden haben, und
die wohl vom Mittelrhein und von der Mosel her
eingewandert sind, haben kräftige aber einfache,
broncene Schnallen zum Schliefsen der Gürtel.
Das Kurzschwert wurde an einem Wehrgehenk
über die Schulter getragen. Bei den Gehenken
finden sich grofse eiserne Schliefsen, meist reich

A- -

370////n



Abb. 3

Namen des Anfertigers nennt, ebenso wie viel-
leicht auch den Namen des vormaligen vornehmen
Besitzers. Bei der dicken Rostschicht, welche
die meisten Waffen umhüllt, ist es sehr leicht
möglich, dafs unter dieser noch manche Marke
oder Verzierung in Metalleinlage vorhanden ist.
Eine galvanische Reduzierung der Rostschichten,
die so mühelos sich durchführen läfst, wäre hier,
um Gewifsheit zu erhalten, bei den Waffen der
jüngeren Zeit am richtigen Orte, würde auch in
anderen Sammlungen sich lohnen. Manche Auf-
klärung geschichtlicher Art ist hiervon zu er-
warten.
Eine ebenfalls prunkvoll verzierte Franzis ca
entstammt dem Friedhofe von Wancennes(Annales
XVI. 378). Wie das Kurzschwert von Eclaye war
auch diese Beilklinge poliert und verzinnt. Auf
beiden Seiten ist ein nordisches Bandmotiv ein-
gehauen. — Sind auf dem gleichen Friedhofe
noch rein römische Gräber vorhanden und frän-
kische, die durch ihre derbe Einfachheit, durch
broncene Gürtelschnallen, auf die älteste Franken-
zeit hin weisen, so ist diese verzierte Francisca
wohl der durch christliche Beigaben gekennzeich-
neten jüngsten Zeit zuzuweisen. Auf diesem frän-
kischen Friedhofe finden sich vereint die römischen
und die nordischen Kultureinflüsse.


verziert mit nordi-
schen Motiven in Sil-
berplattierung, selte-
ner in Tausia. Die
vielfach verschlungenen Flecht-
werke endigen oft als Schlang en-
oder als Drachenköpfe. Die
Träger dieser Wehrgehenke
haben ihre Kultur aus dem
Norden mitgebracht, gehören
also wohl einer anderen Stam-
mesgruppe von Franken an, als die zuerst in
der Provinz angesiedelten, die das Kurzschwert
überhaupt nicht kannten. Flaben diese späteren
Einwanderer das Kurzschwert aus ihrer nordischen
Heimat mitgebracht oder haben diese Franken es
von den Landeseinwohnern angenommen? bür
erstere Annahme könnte die auf eine lange Über-
lieferung deutende kunstvolle Ausbildung des
Wehrgehenkes schliefsen lassen, sowie das viel-
fache Vorkommen des Scramasax in den frän-
kischen Siedelungen am Rhein und Main, für
letztere spricht die allgemeine Verbreitung des
Scramasax, sein Vorkommen auch in solchen
Gräbern, in denen sicherlich keine Krieger be-
stattet waren.
Als Ergebnis der Betrachtung der fränkischen
 
Annotationen