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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
4. Heft
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Erben, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte des Geschützwesens im Mittelalter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0116

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96

WILHELM ERBEN, BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES GESCHÜTZWESENS

VII. BAND

„petraria“ und „mangonellus“38). In einem Bericht
über die von Richard Löwenherz und den anderen
Kreuzfahrern im Sommer 1191 glücklich beendete
Belagerung und Einnahme von Accon zählt ein
englischer Chronist die verwendeten petrariae ein-
zeln auf und nennt die Beinamen, die der Witz
der Krieger schon ihnen sowie später und bis in
unsere Tage den gröfsten Pulvergeschützen gab!
daneben weifs er von zwei mangunelli89) zu be-
richten, von denen er einen alsbesonders weittragend
rühmt. Dieselben Geschützgattungen wurden,

erwählte Graf Balduin von' Flandern berichtete
nach dem Westen eingehend über die grofsartigen
Verteidigungsmafsregeln, denen sein Heer gegen-
überstand, und erwähnte dabei, dafs zwischen je
zwei Türmen eine petraria oder ein mangonellus
aufgestellt worden sei40). Das erinnert in auf-
fälliger Weise an die Aufstellungsart der Ge-
schütze, wie sie auf dem den Königspalast zu
Palermo darstellenden Blatt bei Petrus von Ebulo
(Abb. 1) gezeichnet ist. Hier ist die Mauer, welche
oberhalb der königlichen Gemächer sichtbar wird,


Abb. 3

soweit die Namen einen Schlufs zulassen, auf den
Mauern von Byzanz verwendet, als im Jahr 1203
das Heer der Kreuzfahrer die Stadt bedrohte.
Der zum ersten lateinischen Kaiser des Ostens
38) Aus den Jahren 1180 bis 1210 finden sich in den
Mon. Germ. SS. folgende Belegstellen und zwar für mango-
nellus: 16, 1 of.; 19, 316; 21, 545 und 561; für petraria: 17,812;
21,576; 23,118; 26,255; 27, 152, 208 und 216; für das Neben-
einanderstehen beider Namen, abgesehen von den unten
näher zu besprechenden Stellen (vgl. Anm. 40, 52), 17, 813 und
21, 590L Der gröfsereTeil dieser Belege rührt von Quellen
her, die aufserhalb Deutschlands entstanden sind. Das ein-
fache mango (mangana) ist zwar vorher und nachher, aber
gerade in dieser Zeit, soviel ich jetzt sehe, nicht nachweis-
bar; die Belege für trabuccus beginnen erst vom Jahr 1212 an.
39) Schneider a. a. O. 182h, übersetzt S. 65L

von vier hohen Türmen und einem Glockenturm
überragt; in den dazwischenliegenden Mauer-
stücken (Kurtinen) erhebt sich je ein niedrigerer
Turm, der als Aufstellungsplatz für eines der be-
schriebenen Geschütze dient. Diese Übereinstim-
mung bestärkt also die Vermutung, dafs die bei
Petrus von Ebulo dargestellten Geschütze pe-
trariae oder mangonelli sein dürften.
40) Balduins Brief ist verschiedenen Empfängern zu-
gekommen und an mehreren Orten auf bewahrt worden; wir
finden ihn daher eingereiht in die Register Papst Inno-
cenz III, in die grofsen Kölner Annalen und in die Chronik
Arnolds von Lübeck (Migne, Patrologia lat. 215,447, VII
Nr. 152; Mon. Germ. SS. 17, 815ff. und 21, 226ff.), benützt
auch in der Chronik des Robert von Auxerre (Mon. Germ.
SS 26, 2670.) Die Meinung von Jähns, Handbuch einer
 
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