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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
4. Heft
DOI Artikel:
Erben, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte des Geschützwesens im Mittelalter, [1]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0118

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98

WILHELM ERBEN, BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES GESCHÜTZWESENS

VII. BAND

falsch hat Köhler die auf die tötlicheVerwundung
des Grafen Simon von Montfort durch ein Man-
gonellengeschofs bezüglichen Worte in der Albi-
genser Chronik des Petrus wiedergegeben; er meint,
Simon sei an der Brust getroffen worden, der
Chronist aber sagt ausdrücklich, dafs ihn der Stein
am Kopfe traf47); wenn also Köhler aus der Art
derVerwundung auf einen Flachschufs geschlossen
hat, so würde die Quelle ebenso gut einen Bogen-
schufs zulassen. Wenn er dann in der Ausdrucks-

mango nenne, den mango aber als eine machina
bezeichnen, so könnte solches Vergleichen der
Ausdrücke verschiedener Autoren überhaupt nichts
beweisen, und es ist umso wertloser, als Köhler
auch hier in einen Flüchtigkeitsfehler verfallen ist,
der seine Schlufsfolgerung umwirft48). Fs verlohnt
sich nicht, die anderen Erwägungen des gelehrten
Generals in gleicher Weise durchzugehen49); auf
keinen Fall führt der von ihm begangene WTeg
zu greifbaren Vorstellungen über die Geschütz-


Abb. 4

weise deutscher Chronisten des n. und 12. Jahr-
hunderts den vermuteten Gegensatz zwischen man-
gonellus und mango wiederzufinden meint, indem
sie den mangonellus als eine ballista, die man
Nach Arndts Ausgabe, Mon. Germ. SS. 21, 590, liest diese
Pariser Handschrift ,,que marghenellus dicitur arcu et quam“,
eine andere (Paris, 5995) „que dicitur argunellus archum per
quam“, woraus durch Emendation dann allerdings der Wort-
laut geworden ist, auf den sich Köhler a. a.O. und Schultz,
Höfisches Leben 21, 346 (22, 397) arglos stützen.
47) Bouquet, Recueil 19, 112: ecce lapis mangonello ad-
versariorum proiectus percussit in capite militem Jesu
Christi, qui ictu letali recepto pectus suum bis percutiens
deoque et beatae Virgini se commendans in domino obdor-
mivit. Der Umstand, dafs der Sterbende sich zweimal an
die Brust schlägt, scheint Köhler zu seiner falschen Über-
setzung und zu seinem unberechtigten Widerspruch gegen
eine andere Quelle (3, 1, 158 Anm. 5) verleitet zu haben.

arten des Mittelalters und auch die Frage, wie
die Köhler unbekannt gebliebenen Geschütze bei
48) Rahewin, Gesta Friderici IV, 57 (47) erzählt zu 1159
bei der Belagerung von Mailand, der Kaiser habe die Gei-
seln der Mailänder „machinis alligatos ad eorum tormenta
quae vulgo mangas vocant et intra civitatem novem habe-
bantur .. decrevit obiciendos“. Es ist also hier gar nicht
von einer „machina welche man manga nennt“ die Rede,
wie Köhler S 157 meinte, sondern von den neun tormenta
der Mailänder, die diesen Namen haben; die machinae sind
Belagerungstürme u. dgl., an die der Kaiser, um sie vor den
Schüssen der Städter zu schützen, deren Geiseln binden läist;
wie jene tormenta aussehen, erfährt man aus Rahewin nicht.
4!)) In Bezug auf die im selben Zusammenhang von
Köhler herangezogene Stelle von Otto von Freising, Gesta
Friderici II, 22 (16) „Ferunt quadam die lapidem vi tormenti
ex balista, quam modo mangam vulgo dicere solent, pro-
pulsum ad superiora meniorum loca conscendisse . . tres
 
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