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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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4. Heft
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Forrer, Robert: Die eiserne Hand von Balbronn (Elsaß)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0123

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4. HEFT

R.FORRER, DIE EISERNE HAND VON BALBRONN

103

sag t: ein Gegenstück zur eisernen Hand des Ritters
Götz von Berlichingen.
Baibronn liegt im nordwestlichen Vogesen-
vorland, im Kanton Wasselnheim, Kreis Molsheim,
und hiefs im Mittelalter Baibrun (1193) und Bal-
deburne (1285). Die Kirche hat einen romanischen
Turm mit ebensolchen Bogenfenstern, das Chor
ist gotisch, mit Kreuzgewölbe, neben demselben
ein Anbau mit zugemauertem, spätgotischem
Doppelfenster, der Haupteingang ist ebenfalls in
spätgotischen Formen gehalten2). — Nach Straub,
Bulletin de la Soc. des mon. hist. 1 ser. vol. I p.
248, 249 befand sich dort eine Grabplatte mit dem
Wappen der beiden Verstorbenen und der Um-
schrift: „Anno doi MDLXIIII den XXXtag broc(h)
monats, starb d(e)r. edel, vnd vest. juncker hans.
vo. mitelhusen . . . man zv ba(lbr) on vnd die . . .
edel fraw barbra hifleri.“ — Links und rechts des
Helmes war zu lesen


Die eiserne Hand von Baibronn: Hand und Ellbogen
seinn denen
ehliche gott
husfraw gnod
15 72-
„Sur le heaume qui porte pour cimier un buste de
femme couronne, on voit l’ecusson des Mittelhausen
et des Hufei. Les Mittelhausen portent fascee d’or
et de sable. Les Hufei d’or au demi-vol; dextre
abaisse de sable. Sur la pierre tumulaire de Bal-
bronn, le demi-vol est surmonte de trois petites
collines.“— Dann berichtet Straub weiter: „En 1562,
un Adam de Mittelhausen etait bailli ä Llagenau.
Le dernier rejeton de cette famille, Philippe de
Mittelhausen, mourut eil fevrier 1634. — Un dessin
acheve de cette pierre sera donne par le rappor-
teur, pour etre depose dans les archives de la So-
ciete.“ Die versprochene Zeichnung scheint aber
2) Vgl. F. X. Kraus, Kunst und Altertum im Unter-
elsafs, Strafsburg 1876, p. 21. — L. A. Kiefer, Zur Erinne-
rung an die Einverleibung der restaurierten protestantischen
Kirche von Baibronn am 20. September 1908 (Wasselnheim
1910).

nie ihren Weg in die Archive der Gesellschaft
gefunden zu haben, denn wir haben sie darin bis
jetzt vergeblich gesucht.
In dieser Kirche nun fand sich bei Restau-
rierungsarbeiten im Jahre 1908 bei der Tiefer-
legung des Bodens in der Mitte des Chores neben
menschlichen Knochen unsere „eiserne Hand“.
Eine Fundnotiz des damaligen Museumsassistenten
Herrn P.Weigt sagt dazu: „Die Hand wurde im
Chor der Balbronner Kirche 1908 gefunden an der
Stelle, wo früher die Grabplatte des Hans von
Mittelhausen gelegen hatte.“ Es liegt also nahe,
die Hand jenem Junker Hans von Mittelhausen
zuzuschreiben, dessen Name auf der Sargplatte
genannt ist.
Von der Hand wurden aufgehoben bezw. ge-
langten nach mancherlei Verhandlungen in unser
Museum das ITandteil Abb. 1 und das Ellbogen-


n Museum elsässischer Altertümer zu Strafsburg, Eis.
stück Abb. 2, beide stark verrostet und unvoll-
ständig erhalten, aber doch so gut konserviert,
dafs sich Zweck und Mechanismus genau fest-
stellen liefsen. Ersichtlich handelt es sich um den
Hand- und Armersatz eines Ritters, der seine
linke Hand nebst dem linken Vorderarm im Krieg
eingebüfst und beides gleich Götz von Berlichingen
in Eisen hatte ergänzen lassen zu dem Zwecke be-
sonders, dafs er nach wie vor zu Pferd die Zügel
seines Rosses halten und wmiter sein Streitschwert
schwingen konnte.
Letzteres mufs besonders betont werden, da eine
Notiz in DemminsWaffenkunde leicht zu anderer
aber falscher Auffassung führen könnte. Demmin
sagt dort 1891 S. 839 zu seiner Abb. 1 S. 840 der
dort abgebildeten „gegliederten, dem Götz von
Berlichingen (?) zugeschriebenen eisernen Hand,
aus dem 16. Jahrhundert im Museum zu Sigma-
ringen“, „eine ähnliche Hand befindet sich auch im
Nationalmuseum zu München. Solche linke Eisen-
ärmel dienten aber nur den Fahnenträgern als
hohe Schutzhandschuhe und Täuschungsvorrich-
 
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