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FACHNOTIZEN
VII. BAND
erteilte, ist bekannt und erklärlich. Ein Gegen-
stück zu diesem Brauch wird uns bekannt in dem
Bericht über den Sieg der Sachsen und Thüringer
bei Brix (Dorf Seilnitz zwischen Brix und Bilin,
Nordböhmen) am 23. September 1438, am Ausgang
der Hussitenkriege.
Als König Sigismund 1437 gestorben war,
stellten die Hussiten, und zwar die Calixtiner, dem
Schwiegersohn und Nachfolger des Verstorbenen,
dem tüchtigen Albrecht II. von Österreich aus dem
Hause Habsburg, in der Person des Prinzen Kasi-
mir von Polen einen Gegenkönig auf. Der sächsi-
sche Kurfürst, Friedrich der Sanftmütige, eilte
dem Habsburger zu Hilfe. Auf dem Rückzuge
der Sachsen in die Heimat wollten die Hussiten
ihnen den Weg verlegen, wurden aber in ihrer
Wagenburg angegriffen und geschlagen „mit hülfe
gots“: 2000 „Behemen“ und „Polacken“ wurden er-
schlagen, ebensoviel gefangen genommen. „Eher
aber zcu dem Strite gegriffen wart, wurden zcu
Ritter geslagen durch den hochgeborn fürsten
herren Wilhelm herezogen zcu Brunswig“ eine grofse
Anzahl Plerren und Adlige (70 Mann). Die An-
gaben bei Gretschel (Geschichte des Sächsischen
Volkes und Staates I, 308) sind also unrichtig:
Nicht der Kurfürst erteilte den Ritterschlag, son-
dern Herzog Wilhelm von Braunschweig und zwar
vor der Schlacht! — Den genauen Bericht über
den herrlichen Sieg, der die Waffenehre der Sachsen
und Meifsner wiederherstellte — in der Mordschlacht
von Aussig, am 16. August 1426, brach die Wider-
standskraft der Sachsen vollständig zusammen,
wenn auch die Verluste nicht so grofs waren, wie sie
die übertriebenen Ziffern der tschechischen Schrift-
steller angeben —, finden wir in einem Kopial-
eintrag des Dresdner Hauptstaatsarchivs (Cop.40,
f. 24). Er lautet: „Victoria domini Ff. (=Fride-
rici) ducis Saxoniae contra Bohemos 1438 feria
tertia post Mauricii.
Noch gots gebürt Tusent vierhundert vnd in dem
achtvnddrissigsten Jare am Dinstage nach Mauricii vmb
das dorff Selnicz genant zcwischen Brux vnd Belin ge-
legin nahe bie vesperczyt habin die hochgebornen fürsten
herre Fridrich herezog zcu Sachsen des heiligen Römi-
schen Riehes Erczmarschalk Lantgraue in Doringen vnd
Marcgraue zcu Missen vnd herre Wilhelm herezog zcu
Brunswig die Behemen in einer Wagenburg mit irem
Reisigen geczuge geslagen vnd gefangen | derselbin Beh-
men in der Wagenburg waren nahe bie fünf Tusenten
zcu Rosse vnd zcu fusse wehirhaftiger lute vnd die herren
obgnant hatten nicht mehir an Reisigen geczuge domitte
sie die Behmen alleyne slugen dann bie zeweytusent doch
habin sie der Behmen mit hulffe gots bie zeweytusent er-
slagen vnd ouch sovyl gefangen vnd nemlich den Jungen
von Sterrenberg Trefliehe polaken vnd ander hauptlute
die iczunt nicht stehen alle zcu nennen, vyl redelicher
Burger vß den Steten Sayczsch') vnd Lune2) vnd andern
J) Saaz.
ä) Laun.
vmbleginden Steten vnd Dorffern mehir die alle iczunt
nicht wol stehen zeunennen, vnd eher zcu dem Strite ge-
griffen wart wurden zcu Ritter geslagen durch den hoch-
geborn fürsten herren Wilhelm herezogen zcu Brunswig
vorgnant disse nachgeschriben herren Grauen3) vnd Manne
Czum ersten
Friderich Herezog zcu Sachsen,
Graue Heinrich von Swarczpurg,
Friderich Schengke von Sydow (Seidau),
Heinrich von Gera der Junger,
Otte Graue von Lißnigk (Leisnig),
Vyt von Schonemburg (Schönburg),
Heinrich Russe (Reufs),
Ludewig Graue von Glichen (Gleichen),
Biesse Schencke zcu Tutemberg (Tautenburg),
Hans Schencke zcu Sumen (Süma, jetzt Sünna,
Sachsen - Weimar),
Ticze von Milticz,
Jorge von Milticz,
Hencze Pflug,
Nickel Pflug,
Günther Loser,
Hans von Schonemburg,
Nickel von Schonenberg,
Jhan von Slynicz (Schleinitz),
Albrecht von Hugewitz (Haugwitz),
Caspar von Malticz,
Hans v. Malticz,
Heinrich v. Malticz,
Peter v. Malticz,
Conrat von Stein,
Nickel Pflug zeum Kauthain,
Heinrich von Bunaw (Bünau),
Lauryn Roder,
Mennelin von Ertmanstorf,
Jorge Pflug zcu Strelin,
Augstin Truxsesse (Truchsess),
Jorge von Bernegkel,
Nickel von Wolffrstorf der aide,
Nickel von Wolfrstorf der Junge,
Hencze von Birkich,
Sifrid von Schonenfeit,
Friczsche Thüne,
Cuncze vom Ende,
Bernhart von Kochperg,
Ditherich von Tutichinrode,
Herman von Harras,
Lorencze von Holbach,
Herman von Grussen (Greussen),
Hans von Kutzeleubin (Kutzleben),
Conrat von Kochperg,
Ditherich Hopfgarte,
Claus von Bangheim,
Thile von Sebech (Seebach),
Friderich von Ebirsperg,
Rudolff Marschalg,
Albrecht von Brandenstein,
Heinrich von Lichtenstein zcu Hoenstein,
Hans von Schauwenburg zeur Luterborg,
Swipolt von Brandenstein,
Egkarius Schotte,
Rudolf von Bunaw der elder,
Tilich von Hoensperge (Honsberg),
Albrecht von Lyndenaw,
Busse von Morungen,
3) Grafen.
FACHNOTIZEN
VII. BAND
erteilte, ist bekannt und erklärlich. Ein Gegen-
stück zu diesem Brauch wird uns bekannt in dem
Bericht über den Sieg der Sachsen und Thüringer
bei Brix (Dorf Seilnitz zwischen Brix und Bilin,
Nordböhmen) am 23. September 1438, am Ausgang
der Hussitenkriege.
Als König Sigismund 1437 gestorben war,
stellten die Hussiten, und zwar die Calixtiner, dem
Schwiegersohn und Nachfolger des Verstorbenen,
dem tüchtigen Albrecht II. von Österreich aus dem
Hause Habsburg, in der Person des Prinzen Kasi-
mir von Polen einen Gegenkönig auf. Der sächsi-
sche Kurfürst, Friedrich der Sanftmütige, eilte
dem Habsburger zu Hilfe. Auf dem Rückzuge
der Sachsen in die Heimat wollten die Hussiten
ihnen den Weg verlegen, wurden aber in ihrer
Wagenburg angegriffen und geschlagen „mit hülfe
gots“: 2000 „Behemen“ und „Polacken“ wurden er-
schlagen, ebensoviel gefangen genommen. „Eher
aber zcu dem Strite gegriffen wart, wurden zcu
Ritter geslagen durch den hochgeborn fürsten
herren Wilhelm herezogen zcu Brunswig“ eine grofse
Anzahl Plerren und Adlige (70 Mann). Die An-
gaben bei Gretschel (Geschichte des Sächsischen
Volkes und Staates I, 308) sind also unrichtig:
Nicht der Kurfürst erteilte den Ritterschlag, son-
dern Herzog Wilhelm von Braunschweig und zwar
vor der Schlacht! — Den genauen Bericht über
den herrlichen Sieg, der die Waffenehre der Sachsen
und Meifsner wiederherstellte — in der Mordschlacht
von Aussig, am 16. August 1426, brach die Wider-
standskraft der Sachsen vollständig zusammen,
wenn auch die Verluste nicht so grofs waren, wie sie
die übertriebenen Ziffern der tschechischen Schrift-
steller angeben —, finden wir in einem Kopial-
eintrag des Dresdner Hauptstaatsarchivs (Cop.40,
f. 24). Er lautet: „Victoria domini Ff. (=Fride-
rici) ducis Saxoniae contra Bohemos 1438 feria
tertia post Mauricii.
Noch gots gebürt Tusent vierhundert vnd in dem
achtvnddrissigsten Jare am Dinstage nach Mauricii vmb
das dorff Selnicz genant zcwischen Brux vnd Belin ge-
legin nahe bie vesperczyt habin die hochgebornen fürsten
herre Fridrich herezog zcu Sachsen des heiligen Römi-
schen Riehes Erczmarschalk Lantgraue in Doringen vnd
Marcgraue zcu Missen vnd herre Wilhelm herezog zcu
Brunswig die Behemen in einer Wagenburg mit irem
Reisigen geczuge geslagen vnd gefangen | derselbin Beh-
men in der Wagenburg waren nahe bie fünf Tusenten
zcu Rosse vnd zcu fusse wehirhaftiger lute vnd die herren
obgnant hatten nicht mehir an Reisigen geczuge domitte
sie die Behmen alleyne slugen dann bie zeweytusent doch
habin sie der Behmen mit hulffe gots bie zeweytusent er-
slagen vnd ouch sovyl gefangen vnd nemlich den Jungen
von Sterrenberg Trefliehe polaken vnd ander hauptlute
die iczunt nicht stehen alle zcu nennen, vyl redelicher
Burger vß den Steten Sayczsch') vnd Lune2) vnd andern
J) Saaz.
ä) Laun.
vmbleginden Steten vnd Dorffern mehir die alle iczunt
nicht wol stehen zeunennen, vnd eher zcu dem Strite ge-
griffen wart wurden zcu Ritter geslagen durch den hoch-
geborn fürsten herren Wilhelm herezogen zcu Brunswig
vorgnant disse nachgeschriben herren Grauen3) vnd Manne
Czum ersten
Friderich Herezog zcu Sachsen,
Graue Heinrich von Swarczpurg,
Friderich Schengke von Sydow (Seidau),
Heinrich von Gera der Junger,
Otte Graue von Lißnigk (Leisnig),
Vyt von Schonemburg (Schönburg),
Heinrich Russe (Reufs),
Ludewig Graue von Glichen (Gleichen),
Biesse Schencke zcu Tutemberg (Tautenburg),
Hans Schencke zcu Sumen (Süma, jetzt Sünna,
Sachsen - Weimar),
Ticze von Milticz,
Jorge von Milticz,
Hencze Pflug,
Nickel Pflug,
Günther Loser,
Hans von Schonemburg,
Nickel von Schonenberg,
Jhan von Slynicz (Schleinitz),
Albrecht von Hugewitz (Haugwitz),
Caspar von Malticz,
Hans v. Malticz,
Heinrich v. Malticz,
Peter v. Malticz,
Conrat von Stein,
Nickel Pflug zeum Kauthain,
Heinrich von Bunaw (Bünau),
Lauryn Roder,
Mennelin von Ertmanstorf,
Jorge Pflug zcu Strelin,
Augstin Truxsesse (Truchsess),
Jorge von Bernegkel,
Nickel von Wolffrstorf der aide,
Nickel von Wolfrstorf der Junge,
Hencze von Birkich,
Sifrid von Schonenfeit,
Friczsche Thüne,
Cuncze vom Ende,
Bernhart von Kochperg,
Ditherich von Tutichinrode,
Herman von Harras,
Lorencze von Holbach,
Herman von Grussen (Greussen),
Hans von Kutzeleubin (Kutzleben),
Conrat von Kochperg,
Ditherich Hopfgarte,
Claus von Bangheim,
Thile von Sebech (Seebach),
Friderich von Ebirsperg,
Rudolff Marschalg,
Albrecht von Brandenstein,
Heinrich von Lichtenstein zcu Hoenstein,
Hans von Schauwenburg zeur Luterborg,
Swipolt von Brandenstein,
Egkarius Schotte,
Rudolf von Bunaw der elder,
Tilich von Hoensperge (Honsberg),
Albrecht von Lyndenaw,
Busse von Morungen,
3) Grafen.