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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
6./7. Heft
DOI Artikel:
Horwitz, Hugo Theodor: Die Armbrust in Ostasien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0176

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156

HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN

VII. BAND


Abb. 3. Miao-tze auf der Tigerjagd Aus einem chine-
sischen Werke mit bildlichen Darstellungen der Miao-tze
im Museum für Völkerkunde zu Berlin Sign.: I. D. 10823
bekannt, und in Afrika ist ihre fremde Herkunft
leicht nachzuweisen.
Der Ui sprung der Waffe geht, wie die folgen-
den Ausführungen klarlegen sollen, freilich auf
eine weit häufiger vorkommende Vorrichtung
zurück.
Bei der Abgrenzung des Begriffes der Arm-
brust gegen den des Bogens sind für den erste-
ren die zwangsläufige Pfeilbahn und die Abzugs-
einrichtung kennzeichnend. Die Anordnung eines
besonderen Abzuges stellt dabei nichts anderes als
die Einführung der Relaisschaltung, die in späterer
Zeit für die Weiterentwickelung der Technik noch
von gröfster Tragweite werden sollte, in den Waffen-
bau dar; sie bedeutet aber auch die erste Anwen-
dung solch einer Auslösungsvorrichtung im Laufe
des Werdeganges der menschlichen Technik über-
haupt.
Man bedenke: beim Bogenschiefsen mufs die
zum Fortschleudern des Pfeiles notwendige Ener-
gie während des kurzen Zeitraumes, den ein Schufs
erfordert, durch die Muskelkraft des Schützen er-
zeugtwerden; diese setzt sich während desSpannens
in die potentielle Energie des elastisch deformierten
Bogens um, welche beim Losschiefsen wieder teil-
weise rückgewonnen wird und sich dabei in die
kinetische Energie des abgesandten Pfeiles ver-

wandelt. Aber die Arbeitsleistung des Schiefsen-
den mufs sich während des steten Wachsens des
Aufzuges fortgesetzt steigern und im Augenblicke
des Abschusses, also gerade dann, wenn die Tätig-
keit des ruhigen Zielens möglichst wenig behin-
dert werden soll, hat der menschliche Körper die
gröfste Kraftanstrengung auszuhalten. Dafs die
Armbrust in dieser Beziehung ganz aufserordent-
licheVorteile bietet, wird wohl ohne weiteres ein-
gesehen; trotzdem ist sie wahrscheinlich nicht auf
Grund solcher Erwägungen entstanden.
Sehen wir uns aufserhalb der obenerwähnten
beiden Vorkommensgebiete der Waffe nach arm-
brustähnlichen Vorrichtung-en um, so erkennen wir
solche in den als Selbstschufs bezeichneten Arten
mechanischer Fallen, die eine weit gröfsere Ver-
breitung als die Armbrust selbst besitzen. Bei
diesen Erzeugnissen wurde aber die Auslösung
ein Hilfsmittel, das die Ausschaltung des Menschen
beim Erlegen eines Wildes durch eine Schufswaffe
gestattete, allerdings auf Kosten der sonst bei
allen Handwaffen vorhandenen Möglichkeit, nach
jeder Richtung hin zielen zu können. Die Schiefs-
falle ist nur auf ein bestimmtes Schufsfeld ein-
gestellt, und die Auslösung geschieht selbsttätig,
sobald das Tier in den Bereich dieses eng um-
grenzten Raumes gelangt. Ob der Mensch an-
fangs neben dem Selbstschufs lauerte, um beim


Abb.4. Holzarmbrust der Miao-tze. T'u-shu-chi-ch’eng,
Peking 1726, Jung-cheng-tien, Buch 283, Blatt 16a.
Ausgabe: Shanghai 1884, Blatt 9a.
Das Bild findet sich aufserdem in dem Werke:
Wu-pei-chih 1621, Buch 103, Blatt 10a
 
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