162
HUGO I-IORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
VII. BAND
Abb. 15. Armbrustschlofs. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 284, Blatt 3 a u. 4a. Aus-
gabe: Shanghai 1884, Blatt 2 a u. 2 b
flaches Stück, das in den chinesischen Werken
seiner Form wegen der ohrförmige Teil genannt
wird. Es ist im Längsschnitt a—b durchschnitten
und links darunter in drei Ansichten dargestellt
und greift, wie man in diesem Längsschnitt er-
kennt, sowohl in den Abzugshebel als auch in
den dritten beweglichen Teil ein. Der Abzugs-
hebel wurde ganz rechts auch wieder in drei
Ansichten herausgezeichnet. Er besitzt oben eine
scharfe Kerbe für den Eingriff des rechten Endes
des ohrförmigen Stückes und unten eine kleine
Durchbohrung.
Sehr kompliziert ist der dritte bewegliche Teil
gestaltet (auf der Tafel rechts unten in drei An-
sichten und im Schnitt wiedergegeben). Er besteht,
wie man es am deutlichsten im Grund- und Kreuz-
rifs erkennt, aus zwei gröfseren Seitenteilen und
einem kleineren mittleren Verbindungsstück. Jeder
Seitenteil besitzt zwei zahnartige Vorsprünge mit
einer dahinter liegenden Ausnehmung für das Ein-
legen der Sehne und eine Öffnung, durch die der
rechte Bolzen gesteckt wird. Dazwischen liegt der
Abzugshebel, der auch um denselben Bolzen dreh-
bar, aber unabhängig von dem oben erwähnten
Elemente beweglich ist. Die eine von den beiden
Hälften besitzt aufserdem noch einen grofsen nach
aufwärts stehenden Hebel. Die Form dieser vor-
deren Hälfte erkennt man am besten im Aufrifs,
die Form der hinteren im Schnitt k—1. Diese
Schnittzeichnung, wie der Längsschnitt a—b zeigen
auch die genaue Gestaltung des kleineren Ver-
bindungsstückes.
Abb. 7 gibt das Schlofs in der Ansicht von
unten gesehen wieder; dabei wurden die beweg-
lichen Teile zur Verdeutlichung soweit wie mög-
lich herausgeschlagen. Links oben erkennt man
das ohrförmige Glied, daneben rechts den unteren
Teil des komplizierten Hebelstückes und noch weiter
rechts den Abzug.
Nachdem der Mechanismus des Schlosses wie-
der beweglich gemacht worden war, handelte es
sich um eine Erklärung seines Arbeitens. An-
fangs hielt der Verfasser, irregeleitet durch Forke,
der stets den oberen hervorragenden Teil als Ab-
zug bezeichnete, diesen auch dafür und den unteren
Griff für eine Sicherungsvorrichtung. Sonderbar
erschien es allerdings von vornherein, dafs sich
der Abzug oben befindet und dafs er noch da-
zu beim Losschiefsen nach vorne gedrückt wer-
den sollte. Nach einiger Überlegung und nach
einem Versuch, der zeigen sollte, ob der Druck
der Sehne auf die beiden hervorstehenden Zähne
genüge, um bei Freigabe der Sperrung ein sicheres
Abwärtsdrehen dieser Zähne zu bewirken, ergab
sich auch leicht eine andere Erklärung für die
Konstruktion. Die Sehne liegt, wie aus demVor-
hergesagten hervorgeht, zwischen den beiden Zäh-
nen und dem nach oben hervorstehenden Hebel
und sucht diesen aus einem Stück bestehenden
Teil um den rechts befindlichen Bolzen nach links
abwärts (entgegen dem Sinne des Uhrzeigers) zu
drehen.
Das mittlere Stück dieses Hebelteiles drückt
dabei auf das ohrförmige Gebilde und sucht dieses
wieder um den linken Bolzen nach rechts abwärts
(im Sinne des Uhrzeigers) zu bewegen. Diese Be-
wegung kann aber solange nicht stattfinden, bis
der Abzug nicht nach rechts gedrückt und da-
durch die Zunge des ohrformigen Stückes frei-
gegeben wird. Es ist ersichtlich, dafs der Abzugs-
hebel demnach durch eine elastische Kraftwirkung
stets nach links (nach vorwärts) gedrückt werden
mufs.
Nun bleiben noch zwei Dinge zu erklären:
der Zweck des oben hervorstehenden Teiles und
Abb. 16. Armbrustschlofs. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 284,Blatt 5a u. 6a. Ausgabe:
Shanghai 1884, Blatt 3b u. 4b (Text s. S. 167)
HUGO I-IORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
VII. BAND
Abb. 15. Armbrustschlofs. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 284, Blatt 3 a u. 4a. Aus-
gabe: Shanghai 1884, Blatt 2 a u. 2 b
flaches Stück, das in den chinesischen Werken
seiner Form wegen der ohrförmige Teil genannt
wird. Es ist im Längsschnitt a—b durchschnitten
und links darunter in drei Ansichten dargestellt
und greift, wie man in diesem Längsschnitt er-
kennt, sowohl in den Abzugshebel als auch in
den dritten beweglichen Teil ein. Der Abzugs-
hebel wurde ganz rechts auch wieder in drei
Ansichten herausgezeichnet. Er besitzt oben eine
scharfe Kerbe für den Eingriff des rechten Endes
des ohrförmigen Stückes und unten eine kleine
Durchbohrung.
Sehr kompliziert ist der dritte bewegliche Teil
gestaltet (auf der Tafel rechts unten in drei An-
sichten und im Schnitt wiedergegeben). Er besteht,
wie man es am deutlichsten im Grund- und Kreuz-
rifs erkennt, aus zwei gröfseren Seitenteilen und
einem kleineren mittleren Verbindungsstück. Jeder
Seitenteil besitzt zwei zahnartige Vorsprünge mit
einer dahinter liegenden Ausnehmung für das Ein-
legen der Sehne und eine Öffnung, durch die der
rechte Bolzen gesteckt wird. Dazwischen liegt der
Abzugshebel, der auch um denselben Bolzen dreh-
bar, aber unabhängig von dem oben erwähnten
Elemente beweglich ist. Die eine von den beiden
Hälften besitzt aufserdem noch einen grofsen nach
aufwärts stehenden Hebel. Die Form dieser vor-
deren Hälfte erkennt man am besten im Aufrifs,
die Form der hinteren im Schnitt k—1. Diese
Schnittzeichnung, wie der Längsschnitt a—b zeigen
auch die genaue Gestaltung des kleineren Ver-
bindungsstückes.
Abb. 7 gibt das Schlofs in der Ansicht von
unten gesehen wieder; dabei wurden die beweg-
lichen Teile zur Verdeutlichung soweit wie mög-
lich herausgeschlagen. Links oben erkennt man
das ohrförmige Glied, daneben rechts den unteren
Teil des komplizierten Hebelstückes und noch weiter
rechts den Abzug.
Nachdem der Mechanismus des Schlosses wie-
der beweglich gemacht worden war, handelte es
sich um eine Erklärung seines Arbeitens. An-
fangs hielt der Verfasser, irregeleitet durch Forke,
der stets den oberen hervorragenden Teil als Ab-
zug bezeichnete, diesen auch dafür und den unteren
Griff für eine Sicherungsvorrichtung. Sonderbar
erschien es allerdings von vornherein, dafs sich
der Abzug oben befindet und dafs er noch da-
zu beim Losschiefsen nach vorne gedrückt wer-
den sollte. Nach einiger Überlegung und nach
einem Versuch, der zeigen sollte, ob der Druck
der Sehne auf die beiden hervorstehenden Zähne
genüge, um bei Freigabe der Sperrung ein sicheres
Abwärtsdrehen dieser Zähne zu bewirken, ergab
sich auch leicht eine andere Erklärung für die
Konstruktion. Die Sehne liegt, wie aus demVor-
hergesagten hervorgeht, zwischen den beiden Zäh-
nen und dem nach oben hervorstehenden Hebel
und sucht diesen aus einem Stück bestehenden
Teil um den rechts befindlichen Bolzen nach links
abwärts (entgegen dem Sinne des Uhrzeigers) zu
drehen.
Das mittlere Stück dieses Hebelteiles drückt
dabei auf das ohrförmige Gebilde und sucht dieses
wieder um den linken Bolzen nach rechts abwärts
(im Sinne des Uhrzeigers) zu bewegen. Diese Be-
wegung kann aber solange nicht stattfinden, bis
der Abzug nicht nach rechts gedrückt und da-
durch die Zunge des ohrformigen Stückes frei-
gegeben wird. Es ist ersichtlich, dafs der Abzugs-
hebel demnach durch eine elastische Kraftwirkung
stets nach links (nach vorwärts) gedrückt werden
mufs.
Nun bleiben noch zwei Dinge zu erklären:
der Zweck des oben hervorstehenden Teiles und
Abb. 16. Armbrustschlofs. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 284,Blatt 5a u. 6a. Ausgabe:
Shanghai 1884, Blatt 3b u. 4b (Text s. S. 167)