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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
6./7. Heft
DOI Artikel:
Horwitz, Hugo Theodor: Die Armbrust in Ostasien
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0184

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6.fl. HEFT

HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN

163

die Einrichtung, durch die ein steter Vorwärts-
druck des Abzughebels erzielt wird.
Eine Deutung des ersteren gibt ein Bild
(Abb. 8) und eine Textstelle aus dem Po-ku-t’u-lu.
Dort heifst es: „In der Mitte des Apparates ist
ein aufrechter silberner Mafsstab mit Teilung vor-
handen; er dient zum richtigen zielen“17). Auf der
Zeichnung ist die Teilung allerdings auf der V order-
seite, wo sie keinen Wert hätte, statt auf der linken
Fläche des Abzuges zu sehen; vielleicht aber, dafs
sie über die beiden Seitenflächen (d. h. in unserer
Zeichnung über die Vorder- und über die Rück-
seite) hinübergreift, vielleicht auch, dafs sie nur
zur Verdeutlichung der Einrichtung so dargestellt
wurde. Tatsächlich zeigte eine genaue Unter-
suchung des Schlosses die schwachen Spuren einer
eingekerbten Skala (Abb. 9). Wir haben es hier
also mit einem richtigen Aufsatz mit verschiedener
Teilung für das Zielen nach weiter und nach näher
liegenden Gegenständen zu tun; eigentümlich bleibt
nur die Verbindung dieses Aufsatzes mit den die
17) Po-ku-t’u-lu 1528, Buch 27, Blatt 12b, Zeile 7.
Po-ku-t’u-lu, Sammlung von Altertümern, verfafst von
Wang Fu im 12. Jahrhundert n. Chr. Maurice Courant da-
tiert das Originalwerk auf die Zeit zwischen 1107 und 1110.
[Bibliotheque Nationale, Catalogue des Livres Chinois,
Cordens, Japonais etc. Paris 1902]. Es wird auch als „Samm-
lung von Altertümern, in der Periode Hsüan-ho [1119 — 25]
zusammengebracht“ bezeichnet. Die hier benutzte Ausgabe,
besorgt von Chiang Yang 1528, soll genau nach der alten
Originalausgabe nur in kleinerem Formate hergestellt sein.


Abb. 17. Rekonstruktion einer Hanarmbrust. T’u-shu-
chi-cheng, Peking 1726, Jung-cheng-tien, Buch 284,
Blatt 44a. Ausgabe: Shanghai 1884, Blatt 24a


Abb. 18. Hüftspannung. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 284, Blatt 51a. Ausgabe:
Shanghai 1884, Blatt 27a (Text s. S. 169)
Sehne haltenden Zähnen, wodurch im Augenblicke
des Schusses auch der Aufsatz mit nach vorn
schnellt. Aber auch der Zweck dieser Einrichtung
läfst sich erklären. Wie man am Längsschnitt
a—b des Schlosses auf der Tafel erkennt, greift
das linke ohrförmige Stück in die mittlere Aus-
sparung des Aufsatzteiles ein. Fafst man nun den
nach dem Schüsse nach vorn übergeneigten Aufsatz
und dreht ihn wieder in seine aufrechte Lage zurück,
so nimmt er dadurch auch das ohrförmige Stück
mit und hebt es so weit, bis es durch Einschnappen
in die Einkerbung am Abzugshebel arretiert wird.
Es ist einleuchtend, dafs der Abzugshebel da-
bei stets nach vorwärts gedrückt werden mufs;
dies kann aber nur durch ein federndes Zwischen-
mittel geschehen. Am einfachsten würde sich nun
die Rekonstruktion gestalten, wenn man zwischen
dem Abzugshebel und einem weiter vorn gelege-
nen Punkte des Schaftes eine elastische Schnur
spannte; gegen diese Ausführung spricht aber der
Umstand, dafs stark dehnbare Zugorg'ane, wie
Gummischnüre in China niemals hergestellt und
verwendet wurden. Ein anderer elastischer Kon-
struktionsteil wäre eine M.etallfeder; man könnte
eine solche, vielleicht S-förmig ausgestaltet, wohl
von hinten gegen den Abzugshebel drücken lassen
und dadurch ein befriedigen des Arbeiten des Mecha-
nismus erzielen. Metallfedern und zwar bronzene
werden in China auch benützt, obwohl sie nur sehr
selten, z. B. bei Vorhängeschlössern, zur Verwen-
 
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