6./7. HEFT
HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
171
Die beim Gebrauche der Hüftspanner benutzten
Köcher (Abb. 22) sind etwas anders wie die zu
den übrigen Armbrustarten gehörigen gebaut; sie
besitzen im Gegensatz zu letzteren einen abnehm-
baren Deckel und werden auf dem Rücken ge-
tragen.
Abb. 23 zeigt die Fufsspannung. Hierbei tritt
der rechte Fufs in die Schlinge, die Sehne wird
mit beiden Händen erfafst und der Körper darauf
nach hinten gelegt. Die Spannkraft solcher Arm-
brüste soll bis 300 chin (= 181 kg) betragen37). Das
Seil zum Einsetzen des Fufses besteht aus Hanf
und ist zopfförmig geflochten38). Eine andere wahr-
scheinlich aus späterer Zeit stammende Konstruk-
tion von Fufsspannern ist in Abb. 24 wiederge-
geben; sie besitzt oben einen festen Ring, in den
der Fufs tritt39).
Auch die Kniespannung (Abb. 25) wird mit
dem rechten Fufs vollzogen; die Bedienungsweise
istausdemBildevollkommen ersichtlich. DieSpann-
kraft dieser Armbrustart entspricht 2—3 Stein
(= 240—360 chin = 145—218 kg)40).
Abb. 26 gibt nach Behauptung des zugehörigen
37) Wu-pei-chih 1721, Buch 103, Blatt ia.
38) T’u-shu-chi-ch’eng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien.
Buch 284, Blatt 9b.
89) Wu-pei-chih 1721, Buch 103, Blatt 4a.
40) Wu-pei-chih 1721, Buch 103, Blatt 1 a.
Abb 33. Repetierarmbrust. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 283, Blatt 19b. Ausgabe:
Shanghai 1884, Blatt ua.
Das Bild findet sich aufserdem in dem Werke:
Wu-pei-chih 1621, Buch 103, Blatt 12b
Abb. 34. Mechanismus der Repetierarmbrust
Abb.j35. Mechanismus der Repetierarmbrust (Text s. S 174)
Textes die Handspannung wieder41). Da die Arm-
brust aber auch die Fufsschlinge aufweist, so soll
durch das Bild in Wirklichkeit vielleicht nur das
Einlegen des Pfeiles gezeigt werden42). Hierüber
heifst es, dafs dabei eine dicke Schnur [Splitter ?]
aus Weide oder Bambus von 7—8 ts’un Länge
(= 0.7 — 0,8 ch’ih = 23,86 — 27,27 cm) mit beiden
Enden in den Lauf zu stecken ist, so dafs sie am
Pfeile federnd anliegt [?]. Die Schnur soll da-
durch den Pfeil festhalten, damit er beim Auf-
wärts- oder Abwärtsschiefsen nicht herausfällt43).
Die Schäfte dieser Armbrüste werden aus
Pflaumen- oder aus Birnenholz hergestellt44). Die
Sehne besteht aus Hanf, Flachs oder aus Leder; in
letzterem Falle überzieht man sie gerne mit Gummi-
harz [?], damit sie im Regen nicht zu sehr leide45).
Die Pfeile für diese Waffen sind gewöhnlich
aus Bambus, und zwar stellt man die Jagdpfeile
ganz aus diesem Stoffe her, wobei die Spitze aus
dem unteren harten Teile der Pflanze verfertigt
wird; die Kriegspfeile sinddagegenmitEisenspitzen
ausgestattet. Als Befiederung verwendet man ge-
legentlich auch Hanf. Die Pfeilspitzen sind stets
vergiftet46). Bei Abb. 24 sind unten drei Pfeile
41) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 17 a.
42) Möglich wäre es aber auch, dafs zu dem alten Texte
in späterer Zeit ein falsches Bild entworfen wurde. Über
die Beziehung zwischen Text und Abbildungen s. weiter
unten
43) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 17 a.
44) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 6a.
4ä) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284FBlatt 8 b.
46) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 12a und 12b.
HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
171
Die beim Gebrauche der Hüftspanner benutzten
Köcher (Abb. 22) sind etwas anders wie die zu
den übrigen Armbrustarten gehörigen gebaut; sie
besitzen im Gegensatz zu letzteren einen abnehm-
baren Deckel und werden auf dem Rücken ge-
tragen.
Abb. 23 zeigt die Fufsspannung. Hierbei tritt
der rechte Fufs in die Schlinge, die Sehne wird
mit beiden Händen erfafst und der Körper darauf
nach hinten gelegt. Die Spannkraft solcher Arm-
brüste soll bis 300 chin (= 181 kg) betragen37). Das
Seil zum Einsetzen des Fufses besteht aus Hanf
und ist zopfförmig geflochten38). Eine andere wahr-
scheinlich aus späterer Zeit stammende Konstruk-
tion von Fufsspannern ist in Abb. 24 wiederge-
geben; sie besitzt oben einen festen Ring, in den
der Fufs tritt39).
Auch die Kniespannung (Abb. 25) wird mit
dem rechten Fufs vollzogen; die Bedienungsweise
istausdemBildevollkommen ersichtlich. DieSpann-
kraft dieser Armbrustart entspricht 2—3 Stein
(= 240—360 chin = 145—218 kg)40).
Abb. 26 gibt nach Behauptung des zugehörigen
37) Wu-pei-chih 1721, Buch 103, Blatt ia.
38) T’u-shu-chi-ch’eng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien.
Buch 284, Blatt 9b.
89) Wu-pei-chih 1721, Buch 103, Blatt 4a.
40) Wu-pei-chih 1721, Buch 103, Blatt 1 a.
Abb 33. Repetierarmbrust. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 283, Blatt 19b. Ausgabe:
Shanghai 1884, Blatt ua.
Das Bild findet sich aufserdem in dem Werke:
Wu-pei-chih 1621, Buch 103, Blatt 12b
Abb. 34. Mechanismus der Repetierarmbrust
Abb.j35. Mechanismus der Repetierarmbrust (Text s. S 174)
Textes die Handspannung wieder41). Da die Arm-
brust aber auch die Fufsschlinge aufweist, so soll
durch das Bild in Wirklichkeit vielleicht nur das
Einlegen des Pfeiles gezeigt werden42). Hierüber
heifst es, dafs dabei eine dicke Schnur [Splitter ?]
aus Weide oder Bambus von 7—8 ts’un Länge
(= 0.7 — 0,8 ch’ih = 23,86 — 27,27 cm) mit beiden
Enden in den Lauf zu stecken ist, so dafs sie am
Pfeile federnd anliegt [?]. Die Schnur soll da-
durch den Pfeil festhalten, damit er beim Auf-
wärts- oder Abwärtsschiefsen nicht herausfällt43).
Die Schäfte dieser Armbrüste werden aus
Pflaumen- oder aus Birnenholz hergestellt44). Die
Sehne besteht aus Hanf, Flachs oder aus Leder; in
letzterem Falle überzieht man sie gerne mit Gummi-
harz [?], damit sie im Regen nicht zu sehr leide45).
Die Pfeile für diese Waffen sind gewöhnlich
aus Bambus, und zwar stellt man die Jagdpfeile
ganz aus diesem Stoffe her, wobei die Spitze aus
dem unteren harten Teile der Pflanze verfertigt
wird; die Kriegspfeile sinddagegenmitEisenspitzen
ausgestattet. Als Befiederung verwendet man ge-
legentlich auch Hanf. Die Pfeilspitzen sind stets
vergiftet46). Bei Abb. 24 sind unten drei Pfeile
41) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 17 a.
42) Möglich wäre es aber auch, dafs zu dem alten Texte
in späterer Zeit ein falsches Bild entworfen wurde. Über
die Beziehung zwischen Text und Abbildungen s. weiter
unten
43) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 17 a.
44) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 6a.
4ä) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284FBlatt 8 b.
46) T’u-shu-chi-cheng, Shanghai 1884, Jung-cheng-tien,
Buch 284, Blatt 12a und 12b.