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HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
VII. BAND
Abb. 48. Doppel-Standarmbrust. T’u-shu-chi-ch’eng,
Peking 1726, Jung-cheng-tien, Buch 283, Blatt 7b. Aus-
gabe: Shanghai 1884, Blatt 5 a.
Das Bild findet sich aufserdem in den Werken:
Wu-pei-chih 1621, Buch 103, Blatt 4b; San-ts’ai-t’u-hui
1609, Abt. 6, Buch 6, Blatt 22 a
ten Feldzuge von 1884/85 wäre diese Waffe da-
gegen von ihnen nicht mehr benutzt worden57).
Die Feuerschnelligkeit der Repetierarmbrust
soll recht bedeutend gewesen sein, etwa 10 Schufs
in 15 Sekunden58). Der Verfasser konnte durch Ver-
suche an einer im Leipziger Museum für Völker-
kunde befindlichen Waffe feststellen, dafs obige
Zahl wohl erreicht worden sein mag. Die Schufs-
weite soll im Maximum 180—200 yards (=164,6
bis 182,8 m), für gewöhnlich aber nur etwa 80 yards
(= 73,12 m) betragen haben59).
Zum Schlufs sei noch auf eine Armbrust hin-
gewiesen, die sich im Berliner Zeughause befindet
(Abb 39). Sie stammt aus Frankreich vom Ende
des 18. Jahrhunderts und trägt dielnschrift: Bleterie
a Paris. Porte St. Michel. Ihre Konstruktion ent-
spricht genau der chinesischen, nur dafs dabei
viele sonst hölzerne Teile aus Eisen hergestellt
wurden. Der Bügel trägt hier einen seitlichen
Griff. Der Schaft scheint von einer europäischen
Kugelarmbrust zu stammen; auch der für die Re-
ß7) La Grande Encyclopddie. Paris o. J. Art. Arbalete
S. 551.
68) Sir Ralph Payne-Gallwey, The Crossbow, London
1903, S 237.
59) Sir Ralph Payne-Gallwey, The Crossbow, London
1903, S.241.
petierkonstruktion ganz überflüssige Abzugistnoch
vorhanden. Es läfst sich nicht sagen, zu welchem
Zwecke diese Waffe hergestellt worden wäre.
Auch Kugelarmbrüste kommen in China vor,
doch ist von ihrer Geschichte wenig bekannt. In
grofser Ausführung, also in Geschützform sind sie
sicher sehr alt, weil sie um 618 n. Chr. schon in
japanischen Werken erwähnt werden (s. S. 179) und
Japan seine Waffentechnik über Korea aus China
erhalten hat. Am Ende des 18. Jahrhunderts ist
von chinesischen Kugelarmbrüsten in europäischen
Berichten die Rede, wobei hervorgehoben wird,
dafs bei ihnen Bleikugeln statt der Pfeile zur
Verwendung gelangen60).
Abb. 40 zeigt eine chinesische Kugelarmbrust
aus neuerer Zeit. Sie ähnelt im allgemeinen den
europäischen Konstruktionen, weicht aber doch in
vielen Punkten von ihnen ab. Der hölzerne Schaft
besitzt eine starke bogenförmige Ausweichung, um
der abfliegenden Kugel recht viel freien Raum
zu bieten. Die Form der Säule ist aber in den
Einzelheiten von den ebenfalls bogenförmig ge-
stalteten Schäften der abendländischen Bailäster
wesentlich verschieden. Die eigenartige Zielvor-
60) Breton. La Chine en miniature, Bd. 4, Paris 1811,
S. 205.
Abb. 49. Standarmbrust. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 283, Blatt 8a. Ausgabe:
Shanghai 1884, Blatt 5 b.
Das Bild findet sich aufserdem in den Werken:
Wu-pei-chih 1621, Buch 103, Blatt 5b; San-ts’ai-tu-hui
1609, Abt. 6, Buch 6, Blatt 22b (Text s. S. 179)
HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
VII. BAND
Abb. 48. Doppel-Standarmbrust. T’u-shu-chi-ch’eng,
Peking 1726, Jung-cheng-tien, Buch 283, Blatt 7b. Aus-
gabe: Shanghai 1884, Blatt 5 a.
Das Bild findet sich aufserdem in den Werken:
Wu-pei-chih 1621, Buch 103, Blatt 4b; San-ts’ai-t’u-hui
1609, Abt. 6, Buch 6, Blatt 22 a
ten Feldzuge von 1884/85 wäre diese Waffe da-
gegen von ihnen nicht mehr benutzt worden57).
Die Feuerschnelligkeit der Repetierarmbrust
soll recht bedeutend gewesen sein, etwa 10 Schufs
in 15 Sekunden58). Der Verfasser konnte durch Ver-
suche an einer im Leipziger Museum für Völker-
kunde befindlichen Waffe feststellen, dafs obige
Zahl wohl erreicht worden sein mag. Die Schufs-
weite soll im Maximum 180—200 yards (=164,6
bis 182,8 m), für gewöhnlich aber nur etwa 80 yards
(= 73,12 m) betragen haben59).
Zum Schlufs sei noch auf eine Armbrust hin-
gewiesen, die sich im Berliner Zeughause befindet
(Abb 39). Sie stammt aus Frankreich vom Ende
des 18. Jahrhunderts und trägt dielnschrift: Bleterie
a Paris. Porte St. Michel. Ihre Konstruktion ent-
spricht genau der chinesischen, nur dafs dabei
viele sonst hölzerne Teile aus Eisen hergestellt
wurden. Der Bügel trägt hier einen seitlichen
Griff. Der Schaft scheint von einer europäischen
Kugelarmbrust zu stammen; auch der für die Re-
ß7) La Grande Encyclopddie. Paris o. J. Art. Arbalete
S. 551.
68) Sir Ralph Payne-Gallwey, The Crossbow, London
1903, S 237.
59) Sir Ralph Payne-Gallwey, The Crossbow, London
1903, S.241.
petierkonstruktion ganz überflüssige Abzugistnoch
vorhanden. Es läfst sich nicht sagen, zu welchem
Zwecke diese Waffe hergestellt worden wäre.
Auch Kugelarmbrüste kommen in China vor,
doch ist von ihrer Geschichte wenig bekannt. In
grofser Ausführung, also in Geschützform sind sie
sicher sehr alt, weil sie um 618 n. Chr. schon in
japanischen Werken erwähnt werden (s. S. 179) und
Japan seine Waffentechnik über Korea aus China
erhalten hat. Am Ende des 18. Jahrhunderts ist
von chinesischen Kugelarmbrüsten in europäischen
Berichten die Rede, wobei hervorgehoben wird,
dafs bei ihnen Bleikugeln statt der Pfeile zur
Verwendung gelangen60).
Abb. 40 zeigt eine chinesische Kugelarmbrust
aus neuerer Zeit. Sie ähnelt im allgemeinen den
europäischen Konstruktionen, weicht aber doch in
vielen Punkten von ihnen ab. Der hölzerne Schaft
besitzt eine starke bogenförmige Ausweichung, um
der abfliegenden Kugel recht viel freien Raum
zu bieten. Die Form der Säule ist aber in den
Einzelheiten von den ebenfalls bogenförmig ge-
stalteten Schäften der abendländischen Bailäster
wesentlich verschieden. Die eigenartige Zielvor-
60) Breton. La Chine en miniature, Bd. 4, Paris 1811,
S. 205.
Abb. 49. Standarmbrust. T’u-shu-chi-ch’eng, Peking
1726, Jung-cheng-tien, Buch 283, Blatt 8a. Ausgabe:
Shanghai 1884, Blatt 5 b.
Das Bild findet sich aufserdem in den Werken:
Wu-pei-chih 1621, Buch 103, Blatt 5b; San-ts’ai-tu-hui
1609, Abt. 6, Buch 6, Blatt 22b (Text s. S. 179)