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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

DOI Heft:
6./7. Heft
DOI Artikel:
Horwitz, Hugo Theodor: Die Armbrust in Ostasien
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0199

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178

HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN

VII. BAND


Abb. 52. Armbrust der Miri (Assam). Museum für Völkerkunde zu Berlin.
Signatur: I. C. 8593

Ende der Beschreibung- heifst es, dafs eine lose
Schnur mit einem Querholz je nach der Breite
der Strafse [?] gegenüber befestigt werden soll.
Die Schnur dürfe nicht zu straff gespannt werden,
weil die Waffe sonst bei heftigem Winde [von
selbst] losgehen könnte63). (Die genaue Durch-
arbeitung dieses vollkommen unverständlichen
Textes durch Sinologen wäre sehr wünschens-
wert.)
Die Abb. 45 bis47 geben endlich die gröfste Art
von Armbrustkonstruktionen wieder. Dabei wurde
gleichzeitig dieselbe Zeichnung aus drei verschie-
denen Werken nebeneinander reproduziert, um die
einzelnen gegenseitigen Abweichungen zu zeigen.
Wie man sieht, ist die aus der spätesten Zeit
stammende Zeichnung am besten ausgeführt. Es
müssen demnach entweder bei der Herstellung des
T’u-shu-chi-ch’eng Korrekturen vorgenommen
worden sein, oder es gehen, was wahrscheinlicher
ist, sämtliche Zeichnungen auf noch ältereWerke
zurück.
Der vorliegenden Arbeit wurde übri-
gens die Gleichwertigkeit von Text und Ab-
bildungen in den chinesischen Büchern zu
Grunde gelegt, was aber bei allen Bildern
kaum angenommen werden darf. Es wäre
nämlich leicht möglich, dafs einzelne Texte
aus sehr alter Zeit stammen, und dafs die
dazu gehörigen Bilder erst später nach
diesen Texten angefertigt wurden. Wahr-
scheinlich geschah dies aber zum ersten
Male bei Werken, die noch älter als die
bei diesem Aufsatz benutzten sind. Viel-
leicht, dafs die Forschungsarbeit von Si-
nologen hier noch manches zur Aufklärung
der Tatsachen beitragen könnte.
Dies gilt besonders für die Abb.45 —47.
Da aus den drei Darstellungen die Kon-
struktion nicht ermittelt werden kann und
63) Wu-pei-chih 1721, Buch 103, Blatt 16b.

der Text hierüber auch keine Aus-
kunft gibt, so bleibt nur die Mög-
lichkeit offen, dafs einstmals durch
die Untersuchung solch älterer Werke
auch hierüber Klarheit geschaffen
würde.
Ohne weiteres ersichtlich ist es,
dafs das Armbrustgeschütz durch eine
Winde gespannt wird; rätselhaft er-
scheint dagegen die Anordnung der
drei Bogen. Hierzu lassen sich vier
Erklärungen geben, von denen aber
keine wirklich befriedigt.
Vor allem könnte man meinen,
dafs der letzte verkehrt gestellte
Bogen nur durch perspektivische Verschiebung,
die in chinesischen Zeichnungen häufig stark über-
trieben wird, entgegengesetzt umgelegt erscheint.
Gegen diese Auffassung spricht aber die streng
parallele Lagerung der beiden vorderen Bogen
und die im ganzen recht annehmbare Darstellung
des vollständigen Geschützes.
Nach der zweiten Auffassung dient der dritte
Bogen als Bremse, um ein zu starkes Aufprallen
der Sehne auf die vorderen Bogen zu verhindern.
Aber abgesehen davon, dafs der asiatische Bogen
stets so bespannt wird, dafs die Sehne in der
Nullage (in der sie also nur Vorspannung besitzt)
noch ein beträchtliches Stück vom Bogen absteht,
würde dieses Bremsen gegen das Ende der Pfeil-
beschleunigungsbewegung die Schufswirkung wohl
zu sehr beeinträchtigen.
Eine dritte Erklärung ergibt sich durch die
Annahme einer eigenartigen Führung des Ver-
bindungsseiles zwischen den drei Bogen. Danach
wäre das Ende dieses Seiles am hinteren Bogen


Abb. 53. Armbrust der Ahong (Kambodscha). Museum für Völker-
kunde zu Berlin. Signatur: I. C. 23495 (Text s. S. 181)
 
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