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HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
VII. BAND
entstehen kann75). Hierzu sei bemerkt, dafs die
Katschin ziemlich weit im Norden Hinterindiens
wohnen und erst im 19. Jahrhundert von Assam
her dorthin verdrungen sind. Sie stammen an-
scheinend aus Tibet76).
Das am weitesten nach Süden reichende Aus-
strahlungsgebiet der Armbrust bildet Siam. Aut
den Skulpturen von Angkor-Vat, die zahlreiche
Kämpfe darstellen, kommt die Armbrust nicht
vor. Diese Skulpturen wurden von dem Volke
der Khmer (den Vorläufern der heutigen Siamesen)
zwischen dem 9. und dem 12, Jahrh. n. Chr. ver-
fertigt. Die Armbrust scheint demnach zur da-
maligen Zeit dort nicht bekannt gewesen zu sein.
Dagegen wird in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts von dem Vorhandensein von Armbrust-
schützen im siamesischen Heere berichtet'7). In
neuerer Zeit78) ist die Waffe wieder vollständig
verloren gegangen; anscheinend wurde sie sehr
rasch vom europäischen Feuergewehr verdrängt.
*
Da die transkribierten chinesischen Ausdrücke
das ursprüngliche Wort nicht immer vollkommen
eindeutig bezeichnen, so seien hier, um auch den
Sinologen das Nachprüfen der Qellen zu erleichtern,
zum Schlüsse noch die wichtigsten Bezeichnungen
in chinesischer Schrift wiedergegeben79). Die
Worte sind nach ihrer transkribierten Schreibweise
alphabetisch geordnet.
Ch’ang-an.
Ch’eng Tsung-yu . . .
M fr
ikk.
Chüh Yu.
O» h.
$ X
Chin-shih-so.
t
Ch’in-ku-ching-
she-chin-shih-t’u
* t
4-
fit
Chou-li.
Chu-ko Liang . . .
Hai-yang.
Hsi-ch’ing-ku-chien .
K’ang-hsi-tzü-tien .
Ko-chih-ching-yüan
Ku-shih-k’ao . . . .
Lung-yü-ho-t’u . . .
Ma Lung .
Mao Yüan-i . . . .
Pi-shih-lei-pien . . .
Po-ku-t’u-lu . . . .
San-ts’ai-t’u-hui
Shih-chi.
Shih-pen......
Shu-yen-fu . . . .
Ssü-ma Ch’ien . . .
Sun Wu.
Wu-pei-chih . . . .
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7fi) Dr. Ilans J. Wehrli, Beitrag zur Ethnologie der
Chingpaw (Kachin) von Ob er-Burma. Supplement zu Bd. 16
des Internationalen Archivs für Ethnographie. Leiden 1904,
S. 44 und 46.
76) Dr. HansJ. Wehrli, Beitrag zur Ethnologie der Ching-
paw (Kachin) von Ober-Burma. Leiden 1904, S. 7 und 11.
77) Pallegoix, RoyaumeThai ou Siam. Paris 1854, S. 314.
78) Nach freundlicher Mitteilung von Dr. Karl Döring
in Berlin.
79) Für das Schreiben der Zeichen und sonstige freund-
liche Unterstützung bei dieser Arbeit sei Fräulein Anna
Bernhardi in Berlin der ergebenste Dank des Verfassers
ausgesprochen.
T’u-shu-chi-ch’eng
Yen-kuang
Zusammenfassung. Die Armbrust ist in Ost-
asien sehr alt und dort wahrscheinlich selbständig
erfunden worden. Bereits zur Zeit um Christi
Geburt erreicht sie, nicht nur in der Ausführung
als Geschütz, sondern auch als Handwaffe einen
hohen Grad der Vollendung; zu Beginn des 3. Jahr-
HUGO HORWITZ, DIE ARMBRUST IN OSTASIEN
VII. BAND
entstehen kann75). Hierzu sei bemerkt, dafs die
Katschin ziemlich weit im Norden Hinterindiens
wohnen und erst im 19. Jahrhundert von Assam
her dorthin verdrungen sind. Sie stammen an-
scheinend aus Tibet76).
Das am weitesten nach Süden reichende Aus-
strahlungsgebiet der Armbrust bildet Siam. Aut
den Skulpturen von Angkor-Vat, die zahlreiche
Kämpfe darstellen, kommt die Armbrust nicht
vor. Diese Skulpturen wurden von dem Volke
der Khmer (den Vorläufern der heutigen Siamesen)
zwischen dem 9. und dem 12, Jahrh. n. Chr. ver-
fertigt. Die Armbrust scheint demnach zur da-
maligen Zeit dort nicht bekannt gewesen zu sein.
Dagegen wird in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts von dem Vorhandensein von Armbrust-
schützen im siamesischen Heere berichtet'7). In
neuerer Zeit78) ist die Waffe wieder vollständig
verloren gegangen; anscheinend wurde sie sehr
rasch vom europäischen Feuergewehr verdrängt.
*
Da die transkribierten chinesischen Ausdrücke
das ursprüngliche Wort nicht immer vollkommen
eindeutig bezeichnen, so seien hier, um auch den
Sinologen das Nachprüfen der Qellen zu erleichtern,
zum Schlüsse noch die wichtigsten Bezeichnungen
in chinesischer Schrift wiedergegeben79). Die
Worte sind nach ihrer transkribierten Schreibweise
alphabetisch geordnet.
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Hai-yang.
Hsi-ch’ing-ku-chien .
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Ku-shih-k’ao . . . .
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7fi) Dr. Ilans J. Wehrli, Beitrag zur Ethnologie der
Chingpaw (Kachin) von Ob er-Burma. Supplement zu Bd. 16
des Internationalen Archivs für Ethnographie. Leiden 1904,
S. 44 und 46.
76) Dr. HansJ. Wehrli, Beitrag zur Ethnologie der Ching-
paw (Kachin) von Ober-Burma. Leiden 1904, S. 7 und 11.
77) Pallegoix, RoyaumeThai ou Siam. Paris 1854, S. 314.
78) Nach freundlicher Mitteilung von Dr. Karl Döring
in Berlin.
79) Für das Schreiben der Zeichen und sonstige freund-
liche Unterstützung bei dieser Arbeit sei Fräulein Anna
Bernhardi in Berlin der ergebenste Dank des Verfassers
ausgesprochen.
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Yen-kuang
Zusammenfassung. Die Armbrust ist in Ost-
asien sehr alt und dort wahrscheinlich selbständig
erfunden worden. Bereits zur Zeit um Christi
Geburt erreicht sie, nicht nur in der Ausführung
als Geschütz, sondern auch als Handwaffe einen
hohen Grad der Vollendung; zu Beginn des 3. Jahr-